007. Ein schweres Erbe

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ᵖᵃᶤⁿᶵ ᵐʸ ˢᵖᶤʳⁱᵗ ᶢºᶩᶞ·

Am Morgen des ersten Septembers 1971, einem kühlen Mittwoch, war die Sonne kaum über Godrics Hollow aufgegangen, da öffnete ein Junge mit rabenschwarzen Haaren die Augen und blinzelte etwas verwirrt an die verschwommene Zimmerdecke, ehe er die Brille mit den runden Gläsern von seinem Nachttisch fischte und sie sich auf den geraden Nasenrücken schob. Er blinzelte erneut, gewöhnte sich so langsam an die immer schärfer werdenden Konturen und richtete den Blick zurück zu dem kleinen Tischchen auf dem ein Wecker in Form eines goldenen Schnatzes stand, der 6:12 Uhr in der früh anzeigte.

Der Junge kratzte sich verwirrt am Kopf. Es war für ihn nicht ungewöhnlich schon mit den Vögeln aufzustehen, doch irgendetwas war heute anders als sonst...

Ruckartig setzte er sich auf, wobei er die Dachschräge mit seinem Kopf nur knapp verfehlte - noch fehlten ihm ein paar Zentimeter, um sich zu stoßen -.

»Dad! Mum! Heute ist der 01. September!«

Er strampelte sich von seiner Decke frei, der rot-goldene Quidditchpyjama mit den kleinen Klatschern, Schnätzen und Quaffeln stand in keinerlei Kontrast zu den sonst ebenfalls rot-goldenen Bettbezügen, den rubinfarbenen Wänden und daran befestigten Quidditchpostern. Der Junge stolperte über seine eigenen Füße, als er sich endlich aus seinem Bett geschält hatte, die Brille rutschte ihm von der Nase und er konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie auf den Boden geschlagen wäre, rappelte sich wieder auf und rannte ans Fenster.

Er riss es auf.

Die jungen Sonnenstrahlen kitzelten beruhigend auf seiner Haut, während das schöne Vogelgezwitscher der kleinen Amselfamilie, die auf dem Ahorn in ihrem Garten lebte, die Melodie zum Morgen spielte.

Noch nie hatte der frische Tau so gut gerochen.
Noch nie war der blaue Himmel schöner gewesen.
Es war endlich soweit, der Tag, auf den James sein Leben lang gewartet hatte, war gekommen.

Heute würde sein Leben endlich richtig beginnen.

Er wandte den Blick von der schönen Stadt, die so viele Jahre lang sein zu Hause gewesen war und raste auf die Zimmertür zu, die er ohne Scheu vor der frühen Stunde mit einem ohrenbetäubenden Schlag aufstieß und hinaus auf den langen, hellen Flur des dritten Stocks trat.

Wenn seine Eltern noch schliefen, dann hatten sie sich das eben selbst zuzuschreiben. James achtete nicht darauf, welchen Krach er veranstaltete, während er die Stufen hinunterpolterte, denn nur wenige Sekunden später stürzte er sich ins Schlafzimmer seiner Eltern, die noch seelenruhig vor sich hin träumten, nicht ahnend, dass ihre Träume bald zu Schäumen würden.

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»Muuuuuuum! Das reicht jetzt aber!«, quengelte James Potter, der nun schon zum wiederholten Male seine Mutter von sich schob, die ihm einen Kuss nach dem anderen aufzwang, da ihr heißgeliebtes, kleines Baby mit seinen elf Jahren zum ersten Mal nach Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei fahren würde. »Daaad! Hilf mir!«

Fleamont Potter, ein schon in die Jahre gekommener Mann mit graumeliertem zerzausten Haar lehnte sich in den Türrahmen zur Küche und beobachtete grinsend seine Frau und seinen Sohn dabei, wie sie miteinander rangelten. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte bloß belustigt mit dem Kopf. »Jamesi, da musst du schon alleine rauskommen. Ich lege mich ganz sicher nicht mit deiner Mutter an, das würde ich nicht überleben.«

»Oh wie recht du hast!«, flötete Euphemia Potter und drückte ihrem Sohn noch zwei Küsse auf die Stirn.

»Das ist ja nicht zum Aushalten«, schnaubte James und ließ die Qual schmollend über sich ergehen, doch nicht ohne noch einmal zu erwähnen, dass er nun ganz sicher kein kleiner Junge mehr war, der so behandelt werden sollte. (»Ich bin doch nicht mehr zehn!«)

|𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲 𝟏 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt