Schock

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In einvernehmlichem Gemurmel hatten Harry und ich beschlossen Hagrid aus der Sache heraus zu halten. Nach dem wir Hermine und Ron erzählt hatten was wir erlebt hatten schlossen sie sich dieser Meinung an. Es hatte schon eine Zeit lang keine Angriffe mehr gegeben außerdem war Hagrid schon so lange hier beschäftigt, dass es seltsam wäre wenn er grade jetzt die Kammer geöffnet hätte. Warum schließlich nicht schon früher? Außerdem hatte mir Dumbledore selber gesagt er wäre immer von Hagrids Unschuld überzeugt gewesen. Aus irgendeinem Grund gab mir das Hoffnung.
Spätestens zu den Osterferien hatten wir sowieso viel zu viel um die Ohren um weiter über die Kammer und irgendwelche Monster nachzudenken.
Das nächste Schuljahr würde unser drittes sein und das hieß für uns neue Fächer. Zu unserem Glück hatten wir wenigstens eine kleine Auswahl auf die wir uns beschränken konnten. Mindestens zwei sollten es sein aus fünf möglichen zur Wahl stehenden. Doch wenn ich ehrlich war sprach mich absolut nichts davon wirklich an.
"Du solltest Wahrsagen nehmen", schlug George eines Abend vor. Mit gehobener Augenbraue drehte ich mich zu ihm und sah ihn zweifelnd an.
"Ihr beide regt euch dauernd über das Fach auf und vor allem über Professor Trelawney. Warum sollte ich es nehmen?"
"Du hast einen Vorteil", murmelte Fred so leise, dass Hermine - die ebenfalls bei uns saß und über der Liste brütete - es nicht hörte, sah auf die Liste vor mir und fing an zu grinsen. "Durch deine Gabe kannst du wenigstens wirklich in die Zukunft sehen."
"Hmm", machte ich auf diese Aussage nur und sah mir die Liste erneut an. "Wahrsagen wäre eine Möglichkeit. Harry und Ron haben es auch gewählt. Dann wäre ich zumindest mit ihnen zusammen sollte es sich als Pleite herausstellen."
Nachdenklich sah ich auf die Liste vor mir. Es war schwerer als gedacht sich für neue Fächer zu entscheiden.
„Ich habe mich auch für Wahrsagen entschieden", sagte Hermine auf einmal und sah von ihrer Liste auf. Ich hob die Augenbraue.
„Ich hab dich nie für einen Typ gehalten den Wahrsagen interessiert", sagte ich überrascht mit einem Blick auf ihre Liste. Kurz stockte ich. „Du hast alle Fächer gewählt?"
„Warum auch nicht?", fragte Hermine. „Das könnte alles später wichtig sein."
„Nun eigentlich sollte es mich nicht wundern", seufzte ich.
„Überarbeite dich nur nicht", sagte Fred mit einem Stirnrunzeln. „Das könnte ein hartes Jahr für dich werden."
Hermine zuckte mit den Schultern.
„Ich schaff das schon."
Damit war das Gespräch beendet. Ich wusste es wäre zwecklos sie dazu zu überreden einen Gang zurück zu schalten. Wenn sie sagte sie würde das schaffen würde das schon irgendwie klappen. Seufzend sah ich zurück auf meine eigene Liste. Ich wusste, dass Harry und Ron neben Wahrsagen auch Pflege magischer Geschöpfe gewählt hatten und wenn ich ehrlich war war das noch eines der angenehmeren Fächer. Schulterzuckend entschloss ich mich kurzerhand dazu ebenso wie die Jungs Wahrsagen und Pflege magischer Geschöpfe zu nehmen. Würde schon schief gehen.
Dadurch, dass in den Ferien das gesamte Team im Schloss geblieben war hatte Wood für jeden Abend Training angesetzt. Das nächste Spiel würde gegen Huffelpuff sein und es war, obwohl keiner von uns wirklich begeistert über die zusätzlichen Stunden in den Ferien war, wenigstens soweit erträglich, dass das Wetter wenigstens besser wurde und wir nach dem Training nicht mehr völlig durchnässt und durchgefroren ins Schloss zurück kehrten.

Eine Woche nach den Ferien, es war grade Samstag und morgen würde das Spiel stattfinden, wurde Harrys und vor allem meine Laune etwas gedämpft. Wir kamen grade vom Abendessen zurück in den Gemeinschaftsraum in welchem Neville schon panisch auf uns wartete.
„Harry ich... Ich weiß nicht wer's war aber...", sagte er langsam und sah meinen Bruder ängstlich an. Harry, Ron und ich warfen uns einen Blick zu, rannten hinauf zu den Schlafsälen und blieben geschockt vor der Tür des Jungen Zimmers stehen.
Harrys Schrankkoffer war geöffnet worden und seine Sachen waren überall verstreut. Sein Umhang lag zerrissen auf dem Boden, das Betttuch war heruntergerissen, die Schublade aus seinem Nachttisch gezogen und über der Matratze ausgeschüttet worden.
„Was zum -? Was ist hier passiert?!", fragte ich erschüttert.
„Lasst uns erstmal das Chaos bereinigen bevor die anderen Jungs kommen", seufzte Harry doch auch seine Stimme hatte einen besorgten Untergrund.
Harry und Neville griffen nach dem großen Leinentuch um es wieder aufzuhängen während Ron und ich uns das Zimmer genauer ansahen.
„Es sieht fast so aus als hätte jemand etwas gesucht", sagte ich langsam und sah wie Ron sich neben mir bückte. Er hatte sich nachdenklich über Harrys Umhang gebeugt.
„Definitiv", stimmte er zu und hob den Umhang auf. Die Taschen waren nach außen gestülpt worden. „Die Frage ist nur was derjenige gesucht hatte und vor allem wer es war."
„Die Frage wer es war wird wohl schwerer zu beantworten wie die Frage was gesucht wurde. Im Gegensatz zu den Mädchenschlafsälen wo ihr Jungs nicht rein kommt kommen wir durchaus zu euren Schlafsälen. Es kann also sowohl ein Junge wie ein Mädchen gewesen sein", murmelte ich und nahm mir die Schublade von Harrys Bett um sie zurück an ihren Platz zu tun. „Das einzige was wir bisher wissen ist, dass es eigentlich nur ein Gryffindor getan haben könnte da die anderen das Passwort nicht kennen."
Es dauerte nicht lange das Chaos zu bereinigen doch umso schlimmer wurde die Lage als wir erkannten was gesucht worden war.
„Es fehlt etwas", sagte Harry leise zu Ron und mir. Ich hob die Augenbraue und sah meinen Bruder abwartend an. „Riddles Tagebuch fehlt."

Am nächsten Morgen war meine Stimmung immer noch angespannt. Das Toms Tagebuch verschwunden war bereitete mir Sorgen. Niemand, der nicht wusste was sich hinter dem schwarzen nichtssagenden Einband versteckte, würde wohl danach suchen und so einen Aufwand betreiben um es zu finden. Wenn jemand außer uns wusste was genau dieses Tagebuch war könnte das große Probleme bedeuten. Es machte mich auch stutzig, dass nur Harrys Sachen durchwühlt wurden. Das hieß entweder es war ein Glückstreffer gewesen und Harrys Sachen waren einfach die ersten gewesen die der Dieb durchsuchen wollte oder jemand hatte genau gewusst wo er suchen musste.
Das wir grade heute das Spiel gegen Huffelpuff hatten besserte meine Laune nicht wirklich. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich keinen Bissen hinunter bekam und ich sämtliche Spielzüge, die Wood mit uns besprochen hatte, vergessen hatte.
Das es an diesem Sonntag noch schlimmer kommen sollte wagte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht einmal vorzustellen.
Um halb 11 beschloss ich den sinnlosen Versuch etwas zu essen sein zu lassen und begab mich mit den Zwillingen hinunter zum Quidditchfeld. Natürlich war ich mir der besorgten Seitenblicke der beiden bewusst aber ich konnte ihnen nicht sagen worüber ich mir den Kopf zerbrach. Nicht nur die Warnung von Dumbledore hatte ich dabei im Hinterkopf. Je mehr ich über Tom Riddle erfuhr desto sicherer war ich mir, dass ich von diesem Jungen aus der Vergangenheit fern halten musste. Ich wollte das Thema endlich vergessen und somit auch einfach nicht mehr darüber sprechen.
Als wir uns umgezogen und das Feld betreten hatten hatte sich meine Laune wenigstens ein bisschen gehoben. Nicht lange jedoch wie ich schnell bemerken musste.
Die Mannschaften hatten sich grade in die Luft erhoben als Professor McGonagall, mit einem Megafon in der Hand, das Spielfeld betrat.
„Das Spiel ist abgesagt!", sagte sie durch das Megafon zu den Spielern und Zuschauern hinüber. „Alle Schüler gehen zurück in die Gemeinschaftsräume wo die Hauslehrer ihnen alles Weitere erklären. So schnell Sie können, bitte!"
Verwundert blickte ich zu ihr während die Gryffindor Mannschaft hinter mir landete.
McGonagall winkte Harry und mich zu sich. Wir warfen uns einen verwirrten Blick zu ehe wir uns in Bewegung setzten.
„Sie beide sollten besser mit mir kommen", sagte sie besorgt als wir bei ihr angekommen waren. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Ron auf uns zugelaufen kam. Unsere Hauslehrerin wartete überraschend bis er bei uns angekommen war.
„Sie sollten vielleicht auch mitkommen Weasley."
Ein mehr als ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus und mit gemischten Gefühlen folgten wir ihr ins Schloss zurück.
Zu meiner Verwunderung gingen wir aber nicht in Richtung ihres Büros. Professor McGonagall führte uns zum Krankenflügel und mein Magen schien sich zusammen zu ziehen bei ihren folgenden Worten: „Das wird jetzt ein ziemlicher Schock für Sie sein. Es gab einen weiteren Angriff."
Als unsere Hauslehrerin die Tür öffnete ließ ich meinen Blick sofort durch den Raum wandern und da lag sie. Meine Augen weiteten sich vor Schock, mit wurde eiskalt und ich war unfähig mich zu bewegen.
„Hermine!", riefen Harry und Ron nicht minder geschockt und liefen auf das Bett unserer besten Freundin zu.
„Sie wurde in der Nähe der Bibliothek gefunden", sagte McGonagall sanft. „Das lag neben ihr. Ich nehme an keiner von Ihnen kann mir das erklären?"
Sie hielt einen kleinen silbernen Spiegel nach oben. Die Jungs sahen auf schüttelten aber mit den Köpfen.
„Hermine...", hauchte ich immer noch unfähig auch nur einen kleinen Muskel zu bewegen. Hermine lag vollkommen reglos da, mit aufgerissenen und glasigen Augen. Ich spürte wie mir schlecht wurde.
„Ich begleite Sie zurück in den Gryffindor-Turm", sagte Professor McGonagall mit trauriger Stimme. „Ich muss ohnehin zu den Schülern sprechen."
Erst als sie mir eine Hand auf die Schulter legte schien ich aus meiner Starre aufzuwachen. Völlig ausgelöst sah ich zu ihr hinauf. Ihre Augen strahlten Trauer und Mitleid aus aber auch eine unglaubliche Wärme und Sanftheit. Sie war besorgt. Nicht nur um Harry, Ron und mich, auch um die Zukunft der Schüler und der Schule. Das alles konnte ich in ihrem Blick lesen und mit einem Mal hatte ich furchtbare Angst.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt