Zuhause

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Der letzte Monat im Fuchsbau verging viel zu schnell wenn man mich fragte, dafür aber relativ ohne Komplikationen. Ginnys Geburtstag wurde groß von uns gefeiert. Molly und ich verbrachten fast den ganzen Tag in der Küche um das Geburtstagsessen und den Kuchen fertig zu machen während die Jungs das Haus schmückten.
Neben Zauberstab und Umhängen gab es noch ein Geschenk für Ginny von mir bestehend aus einem Bettelarmband mit Sonne und Mond Anhänger.
Ava und ich machten die Tage darauf endlich wieder Fortschritte was das Training anging. Ich war mehr als froh, dass Harry nicht hinterfragte warum Ava und ich so oft verschwanden und was wir trainierten. Wir waren zwar ein Team und uns sehr nah, dennoch konnte und wollte ich ihm noch nicht von dieser Sache erzählen. Allerdings hatte er sich meinem Meditationstraining angeschlossen. Auch die Zwillinge hatten es einige Abende versucht aber schnell das Interesse daran verloren. Es wunderte mich nicht wirklich immerhin wusste ich wie schwer es ihnen fiel still zu sitzen.
Obwohl ich am Anfang nicht gedacht hatte, dass Meditation wirklich helfen würde musste ich zugeben, dass es eben jenes doch tat. Durch die zusätzliche Konzentration meines Geistes gelang es mir immer öfter meine Gedanken auf bestimmte Bahnen zu lenken und das Bild der Mauer wurde immer greifbarer. Außerdem konnte ich so auch viel besser nachdenken. Obwohl das Ziel einer Meditation eigentlich war die Gedanken zur Ruhe zu bringen schien es als würde ich genau zu diesen Zeitpunkten am meisten nachdenken. Wahrscheinlich weil ich einzig zu dieser Zeit alleine war.
Ehe wir es wirklich begreifen konnten war schon der letzte Tag im Fuchsbau angebrochen. Arthur hatte sich den Tag frei genommen und so verbrachten wir den Tag zusammen als Familie. Wir spielten Zauberschach und Koboldstein, kochten alle zusammen und am Nachmittag saßen wir alle zusammen im Wohnzimmer. Die Zwillinge saßen mit Ginny und Flöckchen vor dem Kamin und erzählten ihr von all den Dingen die sie dieses Jahr vorhatte was ihnen mehr als einen besorgten Blick von Molly einbrachte. Ron und Harry waren über irgendein Buch gebeugt und ich war so begeistert von der Tatsache, dass sie ein Buch lasen, dass ich mich gar nicht traute zu fragen was sie lasen. Molly und Arthur saßen beide auf der Couch und führten eine angeregte Diskussion über irgendwas dessen Sinn ich nicht ganz verstand und ich hatte mich auf den Sessel unter dem Fenster zurück gezogen und zeichnete. Mir fiel auf wie lange ich es nicht mehr gemacht hatte und wie sehr es mir gefehlt hatte. Letztes Schuljahr war so viel passiert, dass ich weder den Kopf noch die Zeit gehabt hatte um in Ruhe zu zeichnen.
Ich war so in das Bild vertieft, dass ich zusammen zuckte als George auf einmal vor mir stand.
"Ich seh wirklich gut aus!"
Ich sah von meiner Zeichnung direkt in das grinsende meines Freundes.
"Tust du immer aber was meinst du genau?", fragte ich verwirrt. Fred, der neben seinem Bruder aufgetaucht war, fing an zu lachen und zeigte auf meine Zeichnung. Ich folgte seinem Blick und augenblicklich spürte ich wie ich rot anlief. Ich hatte tatsächlich George gezeichnet ohne es zu bemerken. Grinsend starrte sein Gesicht mich vom Block aus an.
"Wie ist das denn passiert?", fragte ich überrascht was Fred und George nur noch mehr zum lachen brachte.
"Du bist wirklich gut darin!", lobte Ginny, die nun auch hinter mir aufgetaucht war und auf die Zeichnung blickte.
"D-Danke", stammelte ich.
"Hast du noch mehr?", fragte sie begeistert doch ich schüttelte den Kopf.
"Letztes Jahr kam ich nicht wirklich dazu und meine Zeichnungen von früher liegen alle bei mir zuhause."
"Du musst sie uns irgendwann mal zeigen!"
Ergeben nickte ich. Es brachte eh nichts mit Ginny zu diskutieren.

Nach dem Abendessen machte ich mich mit den Zwillingen auf in ihr Zimmer um unsere Koffer zu packen. Es war schon erstaunlich wie viel Müll sich angesammelt hatte. Leere Tintenfässer, zerbrochene Federkiele und zerrissene Pergamentrollen. Seufzend kippte ich den Koffer aus und fing komplett von vorne an. So war es definitiv einfacher. Ich beschloss meinen Zeichensachen ebenfalls einzupacken in der Hoffnung dieses Jahr ein wenig mehr Zeit dafür zu haben jetzt wo ich das Zeitreise Problem mehr oder weniger in den Griff bekam.
Es dauerte länger als gedacht bis alle Koffer gepackt und wir uns Bett fertig gemacht hatten. Mit einem Mal war ich furchtbar aufgeregt wieder nach Hogwarts zu fahren. Ungeachtet Dobbys Warnung spürte ich eine große Vorfreude endlich wieder das Schloss zu betreten. Obwohl wir grade mal zwei Monate außerhalb waren kam es mir unendlich lang vor.
"Hey Lu", flüsterte George und riss mich damit aus meinen Grübeleien.
"Heute ist die letzte Chance", sagte er und ich wusste sofort was er meinte. Molly hatte uns schon eine gute Nacht gewünscht also war es ziemlich unwahrscheinlich, dass sie nochmal reinkommen würde. Grinsend stand ich auf und George rückte ein Stück an die Wand um mir Platz zu machen. Ich legte mich vor ihn und er legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich näher zu ihm. Mir einem Lächeln auf den Lippen schlief ich schnell ein.

"Beeil dich!", rief George und rannte gradewegs in den Bahnhof hinein.
"Du könntest mir stattdesswegen helfen", knurrte ich und schob den schweren Wagen vor mir her. Letztes Jahr hatte Severus ihn für mich geschoben aber ich hätte nie gedacht, dass ein Koffer und ein Rucksack so schwer sein würden. Flöckchen saß vorne auf dem Koffer und miaute zustimmend.
Grinsend schüttelte George mit dem Kopf, deutete auf seinen eigenen Wagen und stürmte durch die Wand. Murrend folgte ich ihm.
"Wir sollten schon rein gehen", meinte Fred mit einem Blick auf die große Uhr. "Der Zug fährt gleich los."
Er hatte Recht. Wir waren mehr als spät dran und auf dem Gleis standen verhältnismäßig wenig Schüler.
"Na super", stöhnte ich. Die Hoffnung auf ein leeres Abteil war ins Minimum gefallen.
Dennoch schienen wir tatsächlich Glück zu haben und fanden doch noch ein leeres Abteil. Es dauerte nicht lange bis auch Lee Jordan uns fand und sich zu uns setzte. Ich ließ die Jungs reden, lehnte mich an George und sah hinaus aus dem Fenster. Während Felder, Flüsse und Seen an uns vorbei rauschten drifteten meine Gedanken wieder zurück zu Dobby. Was würde uns wohl erwarten wenn wir zurück kehren würde? Dobby hatte verängstigt geklungen, noch mehr als ohnehin schon. Das Sev das ganze ernst nahm hatte mich sowohl beruhigt wie auch beunruhigt. Das Schloss würde zumindest geschützt sein allerdings fühlte mich dennoch schlecht nur ihm davon erzählt zu haben. Was wenn wirklich etwas schlimmes geschehen sollte? Wäre es meine Schuld, wenn die Schüler in Gefahr gerieten sollten?
Aber das war nicht das Einzige über das ich mir den Kopf zerbrach. Da war die Sache mit Draco die mich sowohl verwirrte wie auch frustrierte. Oder naja eher sein Verhalten. Es frustrierte mich, dass ich ihn nicht verstand und er nicht einfach mit mir redete und ich machte mir Sorgen um ihn. Das war der Teil der mich verwirrte. Ich machte mir Sorgen um Draco Malfoy. Vielleicht stimmte ja etwas nicht ganz mit mir?
"Alles okay Lu?"
Ich zuckte zusammen und sah zu George welcher mich kritisch musterte.
"Äh ja klar. Was ist los?", fragte ich verdutzt.
"Hermine sucht unsere Brüder."
"Sie werden schon irgendwo hier sein", meinte ich schulterzuckend, setzte mich ein Stück auf und sah zu der braunhaarigen die mir gegenüber saß. "Seit wann bist du eigentlich hier?"
"Eine Weile", antwortete sie und musterte mich ebenso kritisch wie George.
"Was?", fragte ich genervt und verschränkte meine Arme ineinander. Ich hasste es wenn man mich so ansah. Dann war ich halt ne Weile in Gedanken versunken. Was war so schlimm daran?
"Woran hast du gedacht?", fragte Fred doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Das war eine Sache zwischen Draco und mir.
Hermine seufzte und sah aus dem Fenster. Die Sonne ging hinter den Hügeln unter und färbte den Himmel in wunderschöne rot orange Töne.
"Wir werden gleich da sein", sagte sie nervös.
"Sie werden schon da sein Hermine."
Hermine seufzte erneut, nickte aber.
"Wahrscheinlich hast du recht", murmelte sie.
Als die Sonne vollständig hinter den Hügeln untergegangen war schickten wir die Jungs raus um unsere Uniform und unsere Umhänge anzulegen und gingen dann unsererseits auf den Gang damit die Jungs sich fertig machen konnten. Ich lehnte mich an die Zugwand und schloss die Augen.
"Wie kannst du so ruhig bleiben?", fragte Hermine plötzlich.
"Ich vertrau ihnen", antwortete ich. "Selbst wenn sie nicht im Zug sind werden sie einen Weg her finden."
Hermine antwortete nicht und so ließ auch ich es bleiben. Wahrscheinlich hatte Hermine sie einfach übersehen oder die Jungs waren in einem der vorderen Abteil gelandet.
Als der Zug langsamer wurde und in den Bahnhof einrollte waren allerdings alle negativen Gedanken verschwunden. Ich nahm George an der Hand und rannte fast schon mit ihm zu den Kutschen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sah ich das Schloss immer näher kommen und mein Herz schlug vor Aufregung unnatürlich schnell.
Wir waren zuhause.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt