Vater und Tochter

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"Also heute?"
Ernst sah ich die Zwillinge an.
"Ava reist heute wieder ab und Dad hat Nachtschicht. Heute ist es perfekt."
"Ron weiß Bescheid?"
Ein synchrones Nicken.
"Ihr nehmt den Wagen?"
Erneut ein synchrones Nicken.
"Wenn ihr weiter so macht könnte man euch mit Wackelköpfen verwechseln", grinste ich.
Die Zwillinge nickten erneut bis sie begriffen was ich gesagt hatte, innehielten und empört zu mir sahen.
"Was soll das den heißen?", fragten sie doch ich schüttelte nur lachend den Kopf.
"Seid ihr bereit?"
"Wir sind bereit geboren wurden Luce!", grinste George und hielt seinen Daumen hoch.
Ein klopfen an der Tür riss uns aus unserem Gespräch und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl eines Deja-vu's als Ginny den Kopf durch die Tür steckte.
"Mum sucht dich Luce", sagte sie und verließ den Raum wieder. Schulterzuckend folgten wir ihr in die Küche.
"Ah Luce. Es ist Besuch für dich hier", sagte Molly als sie mich und die Zwillinge kommen sah.
"Ist es-?"
"Ja. Er wartet im Schuppen auf dich. Er erhofft sich Diskretion", unterbrach Molly mich, bevor ich den Namen aussprechen konnte, mit einem Blick auf Ron und Ginny.
"Weiß er, dass die Zwillinge bescheid wissen?", fragte ich sie.
"Ich habe es ihm nicht gesagt. Wenn er es weiß, so hat er sich nichts anmerken lassen. Du sollst alleine gehen", antwortete sie. Ich nickte, drehte mich zu den Zwillingen und gab George einen Kuss auf die Wange.
"Wartet hier auf mich."
Es war gut, dass er grade jetzt gekommen war. Ein paar Tage früher wäre schön gewesen aber es war schon okay. So konnte ich dennoch jemanden davon erzählen bevor ich zurück ins Schloss kehren würde.
Ich rannte fast schon aus dem Haus und hinüber zum Schuppen. Ich riss die Tür auf und da stand er. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.
"Severus!"
Ich lief zu ihm und ließ mich in seine Arme fallen. Er drückte mich an sich und, obwohl ich es nicht sehen konnte, wusste ich, dass er ebenfalls lächelte. Dennoch löste er sich, typisch Snape eben, relativ schnell von mir. Er deutete auf eine Bank und wir setzten uns.
"Molly hat mich darüber informiert was vorgefallen ist", sagte er und blickte ernst zu mir. Mein Grinsen verschwand bei dem Gedanken daran.
"Sie dachte du würdest vielleicht mit mir darüber sprechen wollen."
Ich nickte langsam.
"Es - Ich -... Kennst du einen Haushelfen namens Dobby?", fragte ich ihn. Vielleicht konnte er mir sagen welcher Familie er angehörte und somit auch unter wessen Schutz ich, bei was auch immer, stand. Doch zu meiner Enttäuschung schüttelte Severus den Kopf.
"Warum fragst du?"
"Ich bin in die Vergangenheit gereist, nur wenige Minuten, denke ich. Ich war bei Harry. Ein Hauself namens Dobby war bei ihm um ihn vor etwas zu warnen. Er sagte Harry könnte nicht nach Hogwarts zurück kehren weil es zu gefährlich wäre. Harry fragte nach mir, ob es auch gefährlich für mich werden wurde und -", ich stockte als ich mich an die Worte des Elfen erinnerte. "Er sagte Voldemort wolle mich dazu bringen auf seine Seite zu kommen daher stände ich unter dem Schutz seiner Familie bis zu seiner Rückkehr."
Ich schauderte.
"Von was für einer Gefahr sprach der Elf?", fragte Severus doch ich zuckte nur mit den Schultern.
"Er sagte es gäbe eine Verschwörung und etwas schreckliches würde in Hogwarts passieren. Kannst du damit etwas anfangen?"
"Ich weiß es nicht aber ich werde mit Albus reden und ihm sagen, dass wir die Schutzmaßnahmen höher stellen sollen. Es gibt zwar nur wenige Haushelfen die sich ihren Besitzern wiedersetzen um einen Zauberer zu helfen doch der Name Potter ist auch in ihren Volk hoch angesehen und wenn er einer Zauberer Familie angehört die dem Dunklen Lord treu ergeben ist dann könnte an der Sache wirklich etwas dran sein."
Dankbar sah ich ihn an bis mir noch etwas plötzlich im Geist rumschwirrte. Eine Zeitreise aus dem letzten Jahr über die ich bisher weder mit Severus noch mit Dumbledore gesprochen hatte. Ich zog die Beine an, umschlang sie mit meinen Armen und betete meinen Kopf auf meinem Knien.
"Da ist noch was. Ich... Es ist schon etwas länger her", murmelte ich und sah zu Boden.
"Ja?"
"Du warst mal ein Todesser?"
Severus zuckte zusammen. Das reichte mir als Antwort.
"Es stimmt also", hauchte ich. "Du warst es der meine Eltern an Voldemort verraten hat."
Tränen sammelten sich in meinen Augen. Obwohl ich von Anfang an gewusst hatte, dass es eine Zeitreise gewesen war hatte ich so sehr gehofft, dass ich mich getäuscht hatte und es nur ein Albtraum gewesen war.
"Indirekt war es meine Schuld, ja", gab Snape langsam zu. "Ich habe ihm die Prophezeiung gegeben und dadurch kam er auf deine Mutter. Aber Lu, wenn ich gewusst hätte, dass auch nur die Möglichkeit bestand, dass er an Lily denkt, hätte ich es nie getan. Ich bereue es selbst heute noch."
"Du hast Mum geliebt oder?", fragte ich wieder. Es war selten, dass wir über meine Mum sprachen. Oder über ihn. Obwohl Severus zu mir offener und herzlicher war als zu allen anderen Menschen in seinem Umfeld so war er dennoch nicht weniger verschlossen.
Du bist wohl einer der wenigen Menschen die ihn wirklich kennen. Aber vielleicht denkst du das auch nur.
Ich zuckte zusammen als ich an die Worte von Quirrell dachte. Vielleicht hatte er ja Recht damit gehabt. Vielleicht kannte ich Snape nicht so gut wie ich dachte.
Snape antwortete nicht auf meine Frage aber das war auch nicht nötig. Ich wusste, dass er sie geliebt hat und er wusste, dass ich es wusste.
"Warum bist du zu ihm gegangen? Warum", ich brach ab als sich Tränen in meinen Augen sammelten. "Warum bist du ihm gefolgt?"
"Ich war jung und leicht beeinflussbar", antwortete er nach einer Weile. "Zu meiner Schulzeit gewann der dunkle Lord langsam immer mehr an Macht und nicht wenige Slytherins sind ihm gefolgt. Anders als bei ihm war es nicht die Macht die mich gereizt hat sondern das Interesse der Geheimnisse hinter dem schwarzmagischem. Natürlich kann ich rational nicht sagen, dass es seine Schuld ist aber auch die Feinschaft zu James und unser beider Liebe zu Lily hat dazu beigetragen. Sie entschied sich für ihn und aus Frust versuchte ich an irgendetwas festzuhalten. Ich ließ mich von meinen Freunden einspannen und folgte ihnen nach der Schule auf seine Seite."
Ich wusste nicht was ich sagen, wusste nicht mal was ich denken oder fühlen sollte.
"Du hast ihn angefleht sie zu retten. Dennoch hast du ihm nicht vertraut."
Snape nickte.
"Meine Liebe zu deiner Mutter ist nie gebrochen wurden. Als ich herausfand, dass er hinter den Potters her war, flehte ich ihn an Lily zu verschonen doch ich wusste, dass sie ihre Kinder niemals ausliefern würde."
"Also bist du zu Dumbledore gegangen."
Snape zuckte zusammen nickte aber.
"Bist du nur für das Versprechen wieder zurück gekommen?", fragte ich langsam. "Für das Versprechen, dass er meine Mum beschützen würde?"
"Wäre ich dann noch hier?"
Er legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich sah zu ihm.
"Lucy. Ich weiß von Dingen die ich dir noch nicht sagen kann. Das Wissen um sie ist höchst gefährlich, vor allem für deinen Geist. Ich weiß du bist stark aber ich bitte dich dich zu gedulden. Wenn es soweit ist werde ich es dir sagen aber ich bin nicht nur hiergeblieben weil Albus versprochen hat Lily zu schützen. Sonst wäre ich mit ihrem Tod bestimmt nicht zurück gekommen."
Ich wusste nicht wieso aber ich glaubte ihm. Vielleicht auch nur deshalb weil ich ihm glauben wollte und es mir weh tat so weit weg von ihm zu sein.
"Jetzt komm her", sagte er sanft und streckte seine Arme aus. Ich rutschte zu ihm rüber und kuschelte mich an ihn. Obwohl ich ihn nicht so nannte, und ich vom Blut her eine Potter war, war Severus mit meiner Adoption zu meinem Vater geworden. Und obwohl ich wusste, dass er mich wie eine Tochter liebte hatte ich ihn nie wirklich als Vater gesehen sondern eher als Onkel oder so. Aber ich spürte, dass dieses Gespräch unser Verhältnis geändert hatte. Er hatte sich zum ersten Mal richtig geöffnet und ehrlich mit mir gesprochen.
"Danke Dad", hauchte ich. Für einen Moment versteifte sich Snape doch so schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder. Er streichelte mir durch Haar und, wenn ich jetzt in sein Gesicht gesehen hätte, hätte ich das ehrlichste und aufrichtigste Lächeln gesehen, dass Severus Snape vermutlich jemals gelächelt hat.
"Ich liebe dich, meine Kleine."

Ich wusste nicht wie lange wir dort saßen doch irgendwann war ich wohl eingeschlafen denn als ich aufwachte empfing mich Dunkelheit.
Müde setzte ich mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Es dauerte eine Weile bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich erkannte, dass ich in George's Bett lag. Auf der Matratze, die zwischen den Betten der Zwillinge lag und eigentlich für mich gedacht war, lag ein Zettel.
Neugierig nahm ich ihn und versuchte Georges krakelige Handschrift zu entziffern.

Hey Lu,
Wenn du das liest sind wir wahrscheinlich schon unterwegs um Harry zu abzuholen. Wenn wir wiederkommen musst du uns unbedingt erzählen was zwischen dir und der Fledermaus vorgefallen aber fürs erste, ruh dich aus. Du hast in den letzten Wochen sowieso zu wenig Schlaf bekommen. Wir kommen schon klar.
In Liebe
Gred und Feorge

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich versteckte den Zettel unter George's Kopfkissen und legte mich wieder hin. Der Mond stand noch nicht allzu hoch am Himmel woraus ich schloss, dass es noch sonderlich spät war und ich ein paar Stunden Schlaf noch durchaus genießen konnte bevor mich entweder einer der Jungs oder Molly's Geschrei wecken würde. Immer noch grinsend kuschelte ich mich in seine Decke und schlief, eingehüllt in seinen Geruch, schnell wieder ein.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt