Dobbys Warnung

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"Bist du dabei?"
Ernst sahen Fred, George und Ron mich an.
"Ihr wisst hoffentlich, dass das absolut keine gute Idee ist. Wenn Molly euch erwischt bekommt ihr großen Ärger und wahrscheinlich lebenslang Hausarrest."
"Mum wird uns nicht erwischen. Wir fliegen sobald die beiden zu Bett gegangen sind und sind noch vor dem Morgengrauen zurück!", sagte Ron selbstsicher. Die Zwillinge nickten.
Zweifelnd sah ich in die Runde. Das was sie hier vorhatten sprang wirklich alles was bisher gewesen war.
"Ich bleibe hier", sagte ich bestimmend. George sah enttäuscht aus. "Hör zu George, wenn ihr wollt, dass das hier wirklich funktioniert braucht ihr eine Ablenkung. Was macht ihr wenn Molly auf einmal etwas von euch will? Wenn ihr Probleme habt und später kommt und sie eure Betten leer vorfindet?"
Ich ließ ihm ein paar Sekunden um das Gesagte sacken zu lassen und tatsächlich... Er nickte langsam.
"Also schön", sagte Fred. "Wann geht's los?"
Ein Klopfen an der Tür der Zwillinge riss und aus unserer Planung.
"Ja?"
Ginny öffnete die Tür und trat herein. Sie sah zurück in den Flur ehe sie Tür schloss und zu uns kam.
"Wir haben ein Problem."
Ich hob eine Augenbraue und sah sie abwartend an.
"Dad ist grade wieder zurück gekommen. Ich war grade im Flur als ich hörte wie er Mum sagte, dass Harry wohl eine offizielle Verwarnung bekommen hat wegen Zauberei vor Muggeln."
Mir entglitten alle Gesichtszüge. Ron sah ebenso schockiert aus während Fred und George angestrengt nachzudenken schienen.
"Das ist übel", murmelte ich. Die Zwillinge nickten.
"Das ist wirklich ein großes Problem."
"Was jetzt?", fragte Ron leicht panisch. "Ihr denkt doch nicht, dass er abgehauen ist oder?"
"Ich hoffe nicht!", kreischte ich. Die Vorstellung, Harry allein in der Muggelwelt ohne sich verteidigen zu können bereitete mir Übelkeit.
"Wir fliegen noch heute Nacht!", sagte George bestimmend.
"Was habt ihr vor?", fragte Ginny doch ich schüttelte den Kopf.
"Je weniger du weißt desto besser", meinte ich und massierte meine Schläfen. Mein Kopf pochte furchtbar. "Glaub mir Ginny."
Sie sah verstimmt aus, dennoch nickte sie worüber ich ziemlich dankbar war. Meine Kopfschmerzen nahmen zu.
"George", presste ich mich zusammen gebissenen Zähnen hervor. Ein Blick zu mir und er wusste was passierte.
"Ron! Ginny! Raus hier und einer von euch muss zu Mum. Sie soll Ava herholen. Der andere sucht Flöckchen! Sofort!"
Die beiden sprangen auf die Füße und rannten aus dem Zimmer. Sie wussten zwar beide nicht worum es ging aber wenn wir nach Ava verlangten wussten sie, dass es ernst war.
Panik breitete sich in mir aus. Ich war noch nie ohne Ava weggewesen. Bisher konnte ich immer darauf vertrauen, dass sie mich zurück holen konnte. Und was mich hier grade wegzog war stark. Mein Kopf fühlte mich mittlerweile an als würde er explodieren. Mit Mühe und Not gelang es mir die Mauer um meinen Verstand aufrecht zu erhalten doch ich wusste nicht wie lange ich noch stand halten konnte.
"Wir sind hier", sagte George und hielt mich fest. Ich versuchte meine Gedanken auf ihn zu lenken, versuchte meine Mauer durch die Gedanken an ihn und seine Berührungen zu stärken. Ich wusste, wenn ich jetzt loslassen würde würde ich nicht aus eigener Kraft zurück finden.
"Was immer das ist ist hartnäckig", murmelte Fred neben mir. Ich spürte wie George nickte.
"Sie muss nur solange durchhalten bis Ava hier ist!"
Doch zu spät. Ein geschickter Treffer, die Mauer stütze ein.

Das nächste was ich sah war ein fremdes Zimmer. Ich drehte mich um und sah Harry auf dem Bett sitzen.
"Harry!"
Er hörte es nicht. Also war ich in der Vergangenheit.
"Wer sind Sie?"
Ich drehte mich ein Stück weiter um zu erkennen mit wem Harry sprach. Es war ein Hauself der da in Harry's Zimmer stand und nervös zu ihm hinüber sah.
"Ich bin D-Dobby, einfach Dobby. D-Dobby der Hauself", stammelte der Hauself.
"Ach wirklich?«, fragte Harry und hob eine Augenbraue an. Er war ebenso nervös wie Dobby. "Ahm... ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber  das ist nicht der passende Augenblick für mich, um einen Hauselfen im Schlafzimmer zu haben."
Aus dem Wohnzimmer drang Petunias schrilles und falsches Lachen empor. Ich verdrehte die Augen. Die Dursleys hatten scheinbar Besuch. Der Elf ließ den Kopf hängen.
" Natürlich freue ich mich, Sie zu treffen", setzte Harry rasch hinzu, "aber, ähm, gibt es einen besonderen Grund für Ihren Besuch?"
Neugierig wandte ich mich wieder dem Elfen zu.
"O ja, Sir", sagte Dobby mit ernster Miene. "Dobby ist hier, Sir, um Ihnen zu sagen … Es ist schwierig, Sir … Dobby weiß nicht, wo er anfangen soll …"
'Sag schon!', zischte ich. Der Kampf um die Mauer hatte mich geschwächt. Ich wusste nicht wie viel Zeit mir noch blieb.
"Setzten Sie sich", bot Harry dem Elf an. Keine Sekunde später sah er schon aus als würde er bereuen. Dobby weinte und das nicht grade leise.
"Sie müssen leise sein!", herrschte Harry den Elf an der augenblicklich den Mund hielt.
"Ich wollte Sie nicht verletzten. Es tut mir leid", murmelte er und sah verwirrt zu dem kleinen Geschöpf.
"Mich verletzten?", quiekte Dobby. "Nicht doch. Noch nie hat ein Zauberer Dobby gebeten sich zu setzen."
"Du hast wohl noch nicht viele nette Zauberer getroffen, nicht wahr?", fragte Harry. Mitleid spiegelte sich in seinen Augen.
Dobby schüttelte den Kopf. Dann, ohne Warnung, sprang er auf und begann den Kopf wie rasend gegen das Fenster zu hämmern.
"Böser Dobby! Böser Dobby!",schrie er.
"Nicht doch, was tun Sie denn da?", zischte Harry, sprang auf und zerrte Dobby aufs Bett. Hedwig wachte mit einem besonders lauten Kreischen auf und schlug wild mit den Flügeln gegen die Käfigstangen.
"Dobby musste sich bestrafen, Sir", sagte der Elf, nun mit einem leichten Schielen in den Augen, "fast hätte Dobby schlecht von seiner Familie gesprochen, Sir …"
"Ihrer Familie?"
"Die Zaubererfamilie, der Dobby dient, Sir … Dobby ist ein Hauself, er muss immer und ewig in einem Haus bleiben und einer Familie dienen …"
"Wissen die, dass Sie hier sind?" , fragte Harry neugierig. Dobby erschauderte.
"O nein, Sir, nein … Dobby wird sich ganz fürchterlich bestrafen müssen, weil er zu Ihnen gekommen ist, Sir. Dobby wird deswegen seine Ohren in die Herdklappe klemmen müssen. Wenn die Familie das jemals erfährt, Sir."
"Aber wird es nicht auffallen, wenn Sie Ihre Ohren in die Herdklappe klemmen?"
"Das bezweifelt Dobby, Sir. Dobby muss sich immer für irgendetwas bestrafen, Sir. Sie lassen Dobby machen, Sir. Manchmal erinnern sie mich daran, dass ich ein paar Strafen vergessen habe."
Mit einem Mal bekam ich Mitleid mit Dobby. Ich wusste, dass viele ältere Zaubererfamilien Hauselfen hatte, doch dass manche von ihnen so schlecht behandelt wurden...
" Aber warum gehen Sie dann nicht fort? Fliehen?", fragte Harry entsetzt.
" Ein Hauself muss freigelassen werden, Sir. Und die Familie wird Dobby niemals freilassen … Dobby wird der Familie dienen, bis er stirbt, Sir."
Harry starrte ihn an.
"Und ich dachte, ich hätte ein elendes Los, weil ich noch drei Wochen hier bleiben muss", sagte er. "Dagegen benehmen sich die Dursleys ja fast menschlich. Kann Ihnen niemand helfen? Ich vielleicht?"
Noch im selben Augenblick trat Reue auf Harrys Züge. Dobby heulte vor Dankbarkeit auf.
"Harry Potter fragt, ob er Dobby helfen kann … Dobby hat von Ihrer Größe gehört, Sir, aber von Ihrer Güte hat er nie erfahren."
Harry, der ziemlich rot im Gesicht geworden war antwortete: "Was immer Sie über meine Größe gehört haben, ist völliger Unsinn. Ich bin nicht einmal Jahresbester in Hogwarts, das ist Hermine, sie-"
Doch hielt er sofort inne. Schmerz huschte über sein Gesicht. Ich verstand ihn.
"Harry Potter ist demütig und bescheiden" , sagte Dobby ehrfürchtig und seine kugelrunden Augen erglühten. "Harry Potter spricht nicht von seinem Triumph über Jenen, dessen Name nicht genannt werden darf."
"Voldemort?" , fragte Harry.
"Dobby ist zu Ohren gekommen", sagte er mit heiserer Stimme, "dass Harry Potter dem Schwarzen Lord ein zweites Mal begegnet ist, erst vor ein paar Wochen … und dass Harry Potter abermals entkommen ist."
Harry nickte und in Dobbys Augen glitzerten Tränen.
"Ich hatte Hilfe von meiner Schwester", sagte Harry und Dobbys Züge erhellen sich.
"Lucy Potter", sagte er ehrfürchtig. "Dobbys Meister spricht oft von ihr."
Ich zuckte zusammen. Bitte was?
"Warum?", fragte Harry.
"Dobbys Meister sagt der Dunkle Lord will sie für sich haben. Lucy Potter hat großes Potenzial und eine Gabe die nur wenige besitzen."
Dobby halt bloß die Klappe, dachte ich verzweifelt. Harry wusste noch nichts davon!
"Was für eine Gabe?", fragte Harry nach doch Dobby schüttelte den Kopf.
"Dobby weiß es leider nicht, Sir!", sagte er entschuldigend. Erleichtert atmete ich aus. "Aber Dobby ist gekommen, um Harry Potter zu schützen, um ihn zu warnen, selbst wenn er dafür die Ohren in die Herdklappe klemmen muss … Harry Potter darf nicht nach Hogwarts zurückkehren!"
Stille trat ein, nur unterbrochen vom Klingen der Messer und Gabeln im Esszimmer und dem fernen Dröhnen von Onkel Vernons Stimme.
" W-was?", stammelte Harry. »Aber ich muss zurück – das Schuljahr beginnt am ersten September. Das ist das Einzige, was mich hier durchhalten lässt. Sie wissen nicht, wie es hier ist. Hier bin ich nicht zu Hause. Ich gehöre in Ihre Welt, nach Hogwarts! "
" Nein, nein, nein", quiekte Dobby und schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm die Ohren ins Gesicht schlackerten. "Harry Potter muss da bleiben, wo er in Sicherheit ist. Er ist zu groß, zu gut, um zu verlieren. Wenn Harry Potter nach Hogwarts zurückgeht, ist er in tödlicher Gefahr."
"Warum?", fragte Harry verdutzt.
"Es gibt eine Verschwörung, Harry Potter. Eine Verschwörung mit dem Ziel, dieses Jahr in der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei die schrecklichsten Dinge geschehen zu lassen", flüsterte Dobby und zitterte plötzlich am ganzen Leib. "Dobby weiß es schon seit Monaten, Sir. Harry Potter darf sich nicht in Gefahr bringen. Er ist zu wichtig, Sir!"
"Was für schreckliche Dinge?" , fragte Harry sofort nach. "Wer steckt dahinter? Ist meine Schwester auch in Gefahr!?"
Dobby schüttelte wieder den Kopf.
"Die junge Lucy Potter steht unter dem Schutz von Dobbys Familie solange bis der Dunkle Lord zurück kehrt."
Mir wurde schlecht. Mehr als schlecht. Wir wurde kotz übel. Ich verstand warum ich das hatte sehen müssen und warum die Vision so stark gewesen war.
Mein Kopf begann wieder zu pochen und die Stimmen von Dobby und Harry wurden leise und dumpf.
Ich schloss meine Augen.

"Sie ist wieder da!"
Ich öffnete die Augen, brauchte ein paar Sekunden um mich zu orientieren. Ava saß an meiner Seite, über mich gebeugt und sah mich besorgt an. Ich spürte Georges Arme um meinen Körper, ich lag an seine Brust gelegt.
"Alles okay?", fragte er besorgt. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Rein theoretisch, ja. Ich hatte keine Schäden davon getragen, die Kopfschmerzen waren fort, mir war nicht mal mehr übel. Aber das was ich mit angehört hatte... Nein, nichts war okay.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt