„Wir sind eine Familie"

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„Warum ist sie noch nicht aufgewacht?"
„Das Gift war lange in ihr und ihr Körper hat ziemlich lange dagegen gekämpft. Sie ist einfach erschöpft."
„Also wird sie wieder ganz gesund?"
Leise Stimmen drangen an mein Bewusstsein und weckten mich. Fast sofort flutete Schmerz meinen Verstand. War das etwa der Tod? Nun irgendwie hatte ich mir das immer anders vorgestellt. Sollte man im Tod nicht eigentlich von allen Schmerzen erlöst sein? Und wo war das Licht am Ende des Tunnels?
„Was das Gift angeht ja allerdings macht sich Madam Pomfrey ziemlich Sorgen um ihren Rücken. Sie sagte, dass sie erneut dort Verletzungen erlitten hat ist nicht gut."
Blinzelnd öffnete ich die Augen. Ich spürte, dass ich in einem Bett lag. Die hohe braune Decke über mir kam mir seltsam bekannt vor und für einen Moment war es mir als erlebte ich ein Dèja-vu als ich die Decke, an die ich starrte, erkannte. Schon wieder im Krankenflügel. War ich also doch nicht tot?
„Luce!"
Ich drehte meinen Kopf und erkannte meinen Bruder der besorgt zu mir blickte. Er sah gut aus, wirklich erstaunlich gut für das was wir erlebt hatten. Hatte ich mir das ganze nur eingebildet? Oder war es ein Traum gewesen? Verwirrt versuchte ich mich aufzusetzen, ein Schmerz fuhr meinen Rücken hoch und trieb mir Tränen in die Augen und ich ließ mich zurück in die Kissen fallen. Ja, diese Situation war mir allzu vertraut, dachte ich genervt. Also war es doch kein Traum gewesen. Die Frage war nur wie hatte ich das überlebt?
„Wie geht es dir?", hörte ich eine weitere sehr vertraute Stimme. Ich drehte meinen Kopf zur anderen Seite und sah Hermine neben mir sitzen die mich ebenso besorgt mustere wie Harry. Ungläubig weiteten sich meine Augen.
„Hermine", krächzte ich. Unglaublich wie schwach meine Stimme klang. Nun wenn man bedachte, dass ich dem Tod von der Schwelle gesprungen war wohl nur allzu verständlich. „Geht es dir gut?", fragte ich besorgt. Tränen sammelten sich in den Augen der braunhaarigen.
„Wie kannst du mich das jetzt fragen?", schniefte sie lächelnd. „Mach dir lieber Sorgen um dich selbst!"
Erleichtert atmete ich auf und sah wieder zu der hohen Decke hinauf.
„Dir geht es also gut", murmelte ich glücklich. „Was ein Glück."
Ich schloss für einen Moment die Augen und dachte an das was geschehen war doch das letzte an das ich mich erinnerte war der Sieg über den Basilisk. Danach war alles schwarz. Ich öffnete die Augen wieder und sah zu Harry und Hermine.
„Könnt ihr mir helfen? Ich schätze ich schaffs nicht alleine..."
Die beiden wussten sofort was ich wollte, standen auf und legten ihre Hände unter meinen Rücken. Sachte, darauf bedacht mir nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen - was eh vollkommen sinnlos war bei dem Schmerz der durch meinen Rücken schoss - halfen sie mir mich aufzusetzen.
Als das geschafft war fühlte ich mich als wäre ich einen Marathon gelaufen. Wütend über diese Schwäche atmete ich einmal tief ein und aus, versuchte so mich selbst zu beruhigen.
„Was ist passiert?"
Und so begann Harry zu erzählen. Er erzählte wie Fawkes und er das Tagebuch - und so auch die Erinnerung von Riddle - zerstört hatten. Wie der Phönix dann zu mir gekommen war und mich heilte, wie Ginny aufgewacht war und die beiden mich dann zurück zu Ron getragen hatten. Er erzählte weiter wie sie dann mit Ron und Lockhart zu McGonagall gegangen waren und, dass Dumbledore schon dort gewartet hatte. Er erwähnte auch, dass Molly und Arthur dort waren und wie besorgt sie wegen Ginny und mir gewesen waren. Zusammen mit den beiden hatte McGonagall Ginny und mich zum Krankenflügel gebracht. Harry erzählte mir von dem Gespräch mit Dumbledore und der Begegnung mit Dracos Vater. Als er endete sah ich nachdenklich auf meine Hände.
„Dobby ist also jetzt frei?", fragte ich und dachte an den kleinen Hauselfen der gekommen war um uns zu warnen. Er hatte so viel riskiert und ich spürte wie neben Mitleid Respekt gegenüber dem Elfen in mir aufkeimte.
„Ja", antwortete Harry grinsend. „Mr. Malfoy hat Gift und Galle gespuckt und Malfoy verhält sich seit dem Rausschmiss seines Vaters wie ein verängstigtes Kücken", sagte er mit grimmiger Genugtuung. Das war der Teil der mich am meisten beschäftigte. Dobby gehörte also zu den Malfoys. War Draco deswegen das Jahr über so seltsam zu mir gewesen? Weil er von seinem Vater den Auftrag bekommen hatte auf mich aufzupassen? Plötzlich kam mir etwas in den Sinn, dass mir den Hals zuschnürte.
„Wir haben doch keinen Ärger bekommen oder?", fragte ich vorsichtig. „Immerhin haben wir offensichtlich mehr als nur ein duzend Regeln gebrochen..."
Harry und Hermine grinsten.
„Harry, Ron und du bekommen Auszeichnungen für besondere Verdienste an der Schule", sagte Hermine und ihre Augen funkelten.
„Und jeder von uns hat zweihundert Hauspunkte bekommen", fügte Harry hinzu. „Der Hauspokal ist uns dieses Jahr sicher!"
Ich wollte grade etwas sagen als ich eine donnernde Stimme vom Flur aus hörte die mich nun ebenfalls grinsen ließ. Keine Sekunde später betrat ein ganz bestimmter Wildhüter Hogwarts den Krankenflügel.
„Wo sind sie? Wo sind sie?!", brüllte er was ihm einen missbilligen von Madam Pomfrey einbrachte.
„Hagrid!", rief ich überglücklich den Halbriesen wieder zu sehen.
„Ihr zwei seid mir welche!", sagte er und ich meinte Tränen in seinen Augen zu sehen. „Ich bin so froh, euch zu sehen!"
Ich tätschelte das große Bein Hagrids.
„Ich bin auch froh dich wieder zu sehen!"

Irgendwann verließ Hagrid den Krankenflügel mit Harry und Hermine und Molly und Ginny traten an mein Bett. Auf Befehl von Madam Pomfrey lag ich wieder in den Kissen. Ich sollte meinen Rücken so gut es ging entlassten.
„Ginny!", rief ich erleichtert als ich die jüngste der Weasleys entdeckte. „Dir geht es gut!"
Ginny nickte lächelnd.
„Dank dir und Harry", sagte sie und setzte sich an meine linke Seite auf den Stuhl.
Entschuldigend sah ich zu Molly hinauf die mich besorgt musterte.
„Es tut mir leid, dass ich dir immer so viele Sorgen bereite und dir zur Last falle", sagte ich leise. Molly schüttelte den Kopf und in ihren Augen glitzerten Tränen.
„Nicht doch Liebes", sagte sie ebenso leise, nahm meine Hand und drückte sie. „Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt um Ginny zu retten. Natürlich wäre es mir lieber wenn es ein Lehrer gewesen wäre oder gar ein Auror aber nur dank dir und Harry lebt sie noch."
Molly's Augen drückten solch eine Wärme, Liebe und Dankbarkeit aus, dass mir unglaublich warm ums Herz wurde.
„Wir sind schließlich eine Familie nicht wahr?", fragte ich und lächelte schwach.
„Wir sind eine Familie", nickte Molly lächelnd.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt