Tom Riddle

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"Sie ist nicht gebrochen Ms Potter", sagte Madam Pomfrey steif nach dem sie meine Hand eingehend untersucht hatte. "Allerdings sollten Sie zumindest die nächsten drei Tage vorsichtig sein. Ich habe Ihnen bereits ein Schmerzmittel gebraut."
"Danke", murmelte ich und sah die Krankenschwester Lächelnd an.
"Keine Ursache. Allerdings ist es doch etwas früh, selbst für Sie, hier aufzutauchen", sagte sie konnte sich jedoch ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Ich war ihr dankbar, dass sie nicht nachfragte. Würde Malfoy seinen Mund halten würde niemand etwas erfahren.
"Zumindest bleibt mir so die Lockhard Stunde ersprarrt", murmelte ich als wir ein paar Minuten später den Krankenflügel verließen und zum Gryffindor Turm hochgingen. Mein Kopf begann zu pochern.
"Ich glaub ich leg mich ne Runde hin", murmelte ich den Zwillingen zu und begab mich nach oben in den Schlafsaal. Die Sache mit Malfoy beschäftigte mich. Sein besorgter Blick. Es war schon wieder dieser Blick gewesen. Warum benahm er sich so seltsam mir gegenüber?
Seufzend zog ich mir die Uniform aus und schlüpfte in eine graue Jogginghose und ein rotes Top. Flöckchen streifte irgendwo durch das Schloss doch seit den Ferien war ich weniger besorgt wenn sie nicht bei mir war.
Während meine Kopfschmerzen immer stärker wurden ließ ich mich ins Bett fallen und starrte an die Decke. Ich wunderte mich nicht nur über Malfoys Verhalten wenn ich ehrlich war. Es gab schon öfters Momente in denen ich mitbekommen hatte, dass Malfoy meinen Bruder so behandelte allerdings war ich nie so sauer gewesen. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass ich ihn geschlagen hatte aber dennoch...
Genervt schloss ich meine Augen und drehte mich auf die Seite. Schneller als ich gedacht hätte schlief ich schließlich ein.

Ich streifte durch die Gänge des Schlosses. Es war relativ früh, die Sonne ging grade erst hinter den Hügeln auf. Ich wusste nicht wirklich wohin ich ging, meine Beine trugen mich einfach vorwärts, als ich ihn sah. Es war ein junger Slytherin Schüler doch ich kannte ihn nicht. Vielleicht ein Viert- oder Fünftklässler? Er sah ohne Frage ziemlich gut aus. Dunkle, leicht gelockte Haare, hohe Wangenknochen und eine schmale Figur.
"Wer bist du?", fragte ich in die Stille hinein. Meine Stimme schien von den Wänden wiederzuhallen.
"Tom Riddle", antwortete er und trat näher. "Wer bist du? Ich kann mich nicht erinnern dich schon einmal gesehen zu haben."
"Mein Name ist Lucy", antwortete ich zögerlich. "Ich bin in Gryffindor."
Der Junge ließ seinen Blick über mich schweifen. Noch immer trug ich die Jogginghose und das rote Top.
"Eine Löwin also", murmelte Tom. Ich nickte.
"Was suchst du hier unten?"
"Ich weiß es nicht", sagte ich leise und sah zu Boden. "Ich wollte nur ein Stück gehen."
Ich spürte seine Hand an meinem Kinn. Sanft drückte er es nach oben, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen. Seine braunen Augen waren kalt dennoch lag irgendetwas in seinem Blick was mich faszinierte.
"Recht früh für einen Spaziergang", meinte er lächelnd.
"Albträume", hauchte ich. Unter seinem Blick spürte ich wie meine Knie weich wurden und ich zu zittern begann.
"Ist dir kalt?"
Langsam nickte ich, traute meiner Stimme nicht. Der Junge ließ mich los, zog seinen Umhang aus und legte ihn um meine Schultern. Überrascht sah ich zu ihm.
"Du bist seltsam Tom Riddle", murmelte ich. Er lachte leise auf.
"Warum denkst du das?"
"Du bist ein Slytherin. Ich ein Gryffindor. Warum bist du dennoch so nett zu mir?"
"Was spielt es für eine Rolle in welchem Haus man ist?", fragte er mich.
"Keine", antwortete ich und Tom nickte.
"Das sollte man allerdings mal Malfoy sagen", murmelte ich. Tom sah mich fragend an.
"Wer ist das?"
"Du kennst ihn nicht? Er ist ein Zweitklässler."
"Bei uns gibt es niemandem mit einem solchen Namen."
Schlagartig wurde es mir bewusst. Eine Zeitreise!
"Welches Jahr haben wir?"
"1943."
1943!? Ich war 50 Jahre in der Vergangenheit!?
"Alles okay bei dir?"
Ich sah zu dem Jungen. Tom Riddle. Ich wurde 49 Jahre in die Vergangenheit geschickt zu diesem Slytherin Schüler. Wer war er? Warum war ich hier?
"Alles okay", sagte ich langsam und schüttelte einmal den Kopf. Ich konnte es ihm nicht sagen.
"Wer bist du Tom Riddle?", fragte ich. Überrascht sah er mich an. Er nahm meine Hand und führte mich zu einem kleinen Balkon.
"Ich bin eine Waise", sagte er und ich zuckte zusammen. "Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben und mein Vater hat sie noch vorher verlassen."
"Meine Eltern sind gestorben als ich ein Jahr war", sagte ich leise. "Ich bin in einem Waisenhaus in der Muggelwelt großgeworden bis mich ein Zauberer fand und in diese Welt mitnahm. Er war ein Bekannter meiner Eltern gewesen."
"Deine Eltern waren aus dieser Welt?"
Ich nickte.
"Diese Narben?", fragte er und sah auf meine Schulter die jetzt unter seinem Umhang verborgen war. Ich nickte. Er kam einen Schritt näher und legte einen Arm um mich. Ich ließ es zu. Warum konnte ich mir nicht wirklich erklären doch irgendetwas zog mich zu diesem Unbekannten hin.
"Menschen können grausam sein wenn sie Angst haben", hauchte ich in Erinnerungen an meine Vergangenheit gefangen. Tom erwiderte nichts doch ich spürte wie sich etwas veränderte. Ich sah zu ihm auf. Sein Blick hatte sich verfinstert. Ich fragte nicht nach.
Er wollte grade anfangen zu sprechen als mein Kopf wieder zu pochen begann. Es wurde Zeit.
"Ich muss gehen", sagte ich schnell und löste mich von ihm. Ich zog seinen Umhang aus und drückte ihn in seine Hände. Ich wandte mich schon zum Gehen als er mich zurück hielt.
"Warte! Werden wir uns wiedersehen?"
"Ich kann es nicht versprechen", antwortete ich ehrlich. "Aber ich werde sehen was sich tun lässt."
Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und lief den Gang zurück den ich gekommen war. Er durfte nicht sehen wie ich mich auflöste! Das würde zuviel Chaos in der Vergangenheit anrichten.
Ich war grade um die Ecke gebogen als ich spürte wie der Raum sich drehte und mein Sichtfeld dunkler wurde. Schwer atmend schloss ich die Augen
Ich hatte es grade noch rechtzeitig geschafft.

Als ich meine Augen wieder öffnete lag ich wieder in meinem Bett im Gryffindor Schlafsaal. Immer noch etwas verwirrt von dieser plötzlichen Zeitreise sah ich aus dem Fenster. Die Sonne stand noch relativ hoch am Himmel, ich war also nicht allzu lange weggewesen. Ich fragte mich ob ich jemandem davon erzählen sollte. Vielleicht konnte Dumbledore mir sagen wer dieser Junge war.
Mit diesem neuen Entschluss stand ich auf, griff nach meiner Weasley Jacke und machte mich auf den Weg zu Dumbledores Büro.
Fröstelnd lief ich durch die Korridore auf dem Weg zu Dumbledore. Ich bereute es nur die ärmellose Jacke mitgenommen zu haben. Merlin sei dank war das Büro des Schulrektors nicht allzu weit entfernt vom Gryffindor Turm.
"Passwort?", fragte der große goldene Adler als ich das Büro erreichte. Ich stockte. Ich kannte das Passwort nicht doch erneut hatte ich Glück und Dumbledore kam grade den Gang entlang.
"Professor! Haben Sie vielleicht einen Moment für mich?", fragte ich zögernd. Dumbledore nickte Lächelnd und zusammen mit ihm betrat ich sein Büro.
"Was kann ich für dich tun, Lucy?", fragte er und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Ich sah ihn einen Moment an ehe ich mich ebenfalls setzte.
"Ich habe eine Frage zu einem ehemaligen Schüler. Es ist schon eine Weile her, dass er nach Hogwarts ging", fing ich langsam an. "Er war in Slytherin vor etwas mehr als fünfzig Jahren."
Dumbledore nickte und etwas in seinem Blick sagte mir, dass er bereits wusste um wen es ging.
"Wer ist Tom Riddle?"
"Ich weiß nicht ob es schon der richtige Zeitpunkt ist dir von ihm zu erzählen", antwortete Dumbledore nach einer Weile.
"Warum?", fragte ich verwirrt nach.
"Vertraust du mir Lucy?", stellte er eine Gegenfrage. Ich nickte. "Dann gib mir noch etwas Zeit."
Seufzend sah in die blauen Augen des Professors und nickte. Ich wusste, dass es eh nichts bringen würde weiter darauf zu beharren. Ich stand auf, nickte Dumbledore einmal zu und verließ sein Büro. Doch der Junge mit den kalten Augen ließ mich nicht los und ich schwor mir, dass es nicht das letzte Mal gewesen war, dass ich Dumbledore nach ihm fragen würde. 

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt