Das Monster im Inneren

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Riddle öffnete den Mund als wolle er etwas erwidern doch klappte ihn wieder zu. Er drehte sich langsam um und sein Blick fiel auf den Kopf der großen Stature die ich am Anfang gekonnt ignoriert hatte. Flammen züngelten dort oben und ein großer scharlachroter Vogel, groß wie ein Schwan, tauchte aus den Flammen auf und zwitscherte eine unheimliche Musik der gewölbten Decke entgegen. Er hatte einen golden schimmernden Schweif, lang wie der eines Pfaus, und leuchtend goldene Krallen, die ein zerlumptes Bündel trugen.
Für einen Moment schwebte er dort oben, zog einen Kreis um den Kopf der Stature, ehe er zu uns flog, das Bündel vor meine Füße warf und sich auf Harrys Schulter setzte.
„Ein Phönix...?"
„Das ist doch..!", rief ich aus und drehte mich zu meinem Bruder der den Phönix auf seiner Schulter verblüfft ansah.
„Fawkes?", fragte er leise und der Phönix schmiegte sich augenblicklich gegen die Wange meines Bruders. Dumbledores Phönix!
„Und das...", sagte Riddle und beäugte nun das zerlumpte Ding, das Fawkes hatte fallen lassen. „Das ist der alte Sprechende Hut der Schule..."
So war es. Geflickt, zerzaust und schmutzig lag der Hut reglos vor meinen Füßen. Riddle begann wieder zu lachen. Er lachte so heftig, dass die dunkle Kammer davon widerhallte, als ob zehn Riddles auf einmal lachten.
„Das also schickt Dumbledore seinen Verteidigern!Einen Singvogel und einen alten Hut! Fühlt ihr euch ermutigt? Fühlt du ihr jetzt sicher?", fragte ich spöttisch doch weder Harry noch ich zogen es vor ihm eine Antwort darauf zu geben. Riddle schien auch keine zu erwarten.
„Nun Spaß beiseite", meinte Riddle tot ernst als er aufgehört hatte zu lachen. „Ihr habt meine frage noch nicht beantwortet. Wie konntet ihr überleben?"
„Es ist nichts was jemand wie du verstehen könnte!", sagte ich sauer.
„Keiner weiß, warum deine Kräfte verloren gingen, als du mich angegriffen hast", sagte Harry langsam. „Ich weiß es selbst nicht. Doch ich weiß, warum du uns nicht töten konntest. Weil unsere Mutter starb, um uns zu retten. Unsere einfache, von Muggeln geborene Mutter", fügte er hinzu, zitternd vor unterdrückter Wut. „Sie hat dich daran gehindert, uns zu töten. Und du? Du bist ein Wrack. Du bist kaum noch am Leben. All deine Macht hat dir nichts weiter eingebracht."
„Eure Mutter also?", fragte Riddle nachdenklich nach. „Sie ist gestorben um euch zu retten. Ein mächtiger Gegenfluch..."
„Verstehst ja doch ein wenig davon", spottete ich. Wenn auch nicht unbedingt das richtige, fügte ich in Gedanken hinzu doch es wäre sinnlos das auszusprechen.
„Ich hatte mich schon gewundert", murmelte er und sein Blick fixierte Harry. „Ich hatte mich schon gewundert was so besonders an dir wäre. Dabei sind wir uns sogar ein wenig ähnlich. Selbst du musst das bemerkt haben. Beide Halbblütige, Waisen, von Muggeln aufgezogen. Wahrscheinlich die einzigen Parselzungen, die seit dem großen Slytherin nach Hogwarts kamen. Wir sehen uns sogar ein wenig ähnlich... und am Ende war es nur eine glückliche Fügung. Bei dir allerdings, Lucy Potter..."
Riddles Blick hatte wieder etwas fasziniertes als er mich ansah und seine Augen funkelten. „Ich weiß nicht ob dir bewusst ist wie mächtig zu bist. Ich habe niemanden kennen gelernt, der seine Gabe in so früheren Jahren so gut im Griff und ein so hohes magisches Potential hat wie du. Du bist wahrlich etwas besonderes."
Bei dem Blick mit dem er mich musterte, als wäre ich ein seltener Gegenstand den er unbedingt besitzen musste, lief es mir eiskalt den Rücken runter.
„Ich kann dich nicht töten", meinte Riddle und seine Lippen kräuselten sich. „Ich ließ dich bewachen und beschützen damit ich sicher gehen konnte, dass du unversehrt bleibst schließlich bist du viel zu wichtig für mich."
Danach geschah alles unglaublich schnell. Riddle richtete seinen Zauberstab auf mich, ich hob meinen, doch er war schneller und mit einem Schlenker seiner Hand wurde ich gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert. Der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen und für einen Moment blieb ich benommen liegen.
„Halt dich hier raus", sagte Riddle fest und richtete seine Aufmerksamkeit auf Harry. „Nun, Harry, werde ich dir eine kleine Lektion erteilen. Messen wir die Kräfte von Lord Voldemort, dem Erben von Salazar Slytherin, mit denen des berühmten Harry Potter und den besten Waffen, die Dumbledore ihm geben kann."
Ich beobachtete wie Riddle sich von Harry entfernte, zwischen den hohen Säulen stehen blieb und zum steinernen Gesicht Slytherins emporblickte, hoch oben im Halbdunkel. Riddle öffnete weit den Mund und zischte:
„Sprich zu mir, Slytherin, Größter der Vier von Hogwarts!"
Diesmal erkannte ich, dass er Parsel sprach durch die zischenden Laute. Ich versuchte mich auf die Beine zu kämpfen doch, dass nun schon wieder mein Rücken betroffen war, verkomplizierte die Situation. Obwohl er vom letzten Kampf gegen Voldemort gut verheilt war war es nicht grade förderlich, dass er jetzt erneut in Mitleidenschaft gezogen wurde. Riddle schien das geahnt zu haben.
Ich sah hinauf zu dem gigantisches Steingesicht in den nun langsam Bewegung kam. Der Mund öffnete sich und gab ein riesiges schwarzes Loch frei. Etwas bewegte sich im Innern des steinernen Mundes. Etwas wand sich aus seinen Tiefen empor. Ich sah wie Harry zurück wich bis er gegen die dunkle Wand stieß. Etwas Riesiges klatschte auf den steinernen Boden der Kammer und ließ mich erzittern. Ich wusste, was geschah, konnte es spüren, konnte fast sehen, wie die Schlange sich aus Slytherins Mund herauswand – dann hörte er Riddles zischende Stimme:
„Töte ihn!"
Der Basilisk schlängelte auf Harry zu, ich konnte seinen schweren Körper über den Boden gleiten hören. Rational wusste ich es war besser die Augen zu schließen - obwohl Riddle mich scheinbar nicht töten wollte konnte auch er es nicht verhindern sollte ich den Blick der Schlange einfangen - doch ich konnte die Augen nicht von meinem Bruder lösen der durch mit geschlossenen Augen durch die Kammer rannte. Er stolperte, schlug hart auf den Steinboden und die Schlange war nur noch ein paar Meter von ihm entfernt. Entsetzt schnappte ich nach Luft, zwang meinen Körper dazu die Schmerzen zu ignorieren und stand auf. Die Schlange hatte Harry erreicht, schlug mit dem Schwanz nach ihm und schleuderte ihn gegen eine der Säulen. Ich lief auf den Basilisk zu und richtete meinen Zauberstab auf das riesige Monster.
„Stupor!", schrie ich und warf der Schlange meinen Schockzauber entgegen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass ich grade mal eine Zweitklässlerin und das Vieh vor mir gewaltig groß war. Mein Zauber war nicht mächtig genug sorgte allerdings für Ablenkung. Der Basilisk ließ von Harry ab und schlängelte sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit, die nicht zu einem solch großen Körper passte, auf mich zu. Ich senkte den Blick, konzentrierte mich statt auf das Gesicht auf den Körper der Schlange doch bevor ich mir auch nur etwas überlegen konnte spürte ich wie ich erneut gegen eine Wand geschleudert wurde. Ich schrie auf vor Schmerz als mein Körper auf die Wand traf, Sterne tanzten vor meinen Augen und ich spürte wie die Bewusstlosigkeit an mir zerrte. Mit aller Macht wehrte ich mich dagegen und kämpfte mich erneut zurück auf die Füße.
Ich hörte Riddle einige Meter vor mir wütend zischen.
„Misch dich nicht ein!", blaffte er mir entgegen. Als ob ich auf ihn hören und meinen Bruder sterben lassen würde. Mein Blick glitt durch den Raum, auf der Suche nach irgendetwas, dass uns helfen konnte, und blieb schließlich beim sprechenden Hut haften in dessen inneren etwas aufblitze. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Vielleicht könnte ich es ausnutzen, dass Riddle mich nicht töten wollte.
Erneut lief ich los, schnappte mir den Hut und zog das Schwert heraus, dass sich dort versteckt hatte. Das Heft des Schwertes lag schwer in meiner Hand und überrascht bemerkte ich die Buchstaben auf der Klinge.
Godric Gryffindor
Das Grinsen auf meinen Lippen vertiefte sich. Durch aus Dumbledores mächtigste Waffen. Wenn wir gegen das Monster von Slytherin kämpften würden wir es mit der Klinge von Gryffindor bezwingen.
„Hey du hässliches Schlangenvieh!", brüllte ich der Schlange entgegen. Der Kopf des Basilisken fiel herab, der Körper wälzte sich umher und schlug gegen die Säulen, als er sich mir zuwandte. Ich konnte riesige, blutige Augenhöhlen sehen - das musste Fawkes gewesen sein als ich am Boden lag - das Maul, weit aufgerissen, weit genug, um mich auf einmal zu verschlingen, versehen mit Zähnen, so lang wie das Schwert, dünn, schimmernd und giftig
Blindlings stieß der Kopf vor. Ich duckte mich weg und er schlug gegen die Wand. Wieder stieß der Basilisk zu und seine gespaltene Zunge peitschte mir gegen die Schulter. Ich hob das Schwert mit beiden Händen. Der Basilisk stieß abermals zu und diesmal zielte er richtig. Ich stürzte mich mit der Kraft meines ganzen Gewichts nach vorn und trieb das Schwert bis zum Heft in das Gaumendach der Schlange. Warmes Blut strömte über meine Arme herab, doch ich war abgelenkt durch einen stechenden Schmerz oberhalb des Ellbogens. Ein langer, giftiger Zahn senkte sich tiefer und tiefer in meinen Arm und splitterte ab, als der Basilisk zur Seite kippte und zuckend zu Boden fiel.
Erschöpft glitt ich an der Mauer hinter mir herunter. Ich packte den Zahn der das Gift der Schlange durch meinen Körper jagte und zog ihn aus dem Arm. Doch ich wusste, dass es zu spät war. Glühend heißer Schmerz breitete sich von der Wunde aus. Ich ließ den Zahn fallen.
„NEIN!", rief Riddle tobend vor Zorn. Ich grinste schwach in seine Richtung.
„Aus deinem Plan wird wohl nichts", sagte ich lachend doch mein Lachen ging in einen Hustenanfall über. Ich spürte wie mein eigenes Blut den Umhang durchnässte, dann trübte sich mein Blick. Die Kammer verschwamm in einem Wirbel dunkler Farben.
„Lucy!", rief Harry panisch und kam auf mich zugelaufen. Ich erkannte grade so seine Umrisse.
„Tut mir leid Brüderchen", flüsterte ich schwach. „Ich schätze jetzt musst du den restlichen Weg alleine gehen."
Erneut hustete ich. Etwas warmes tropfte auf meine Hand und ich war mir sicher, ich hatte Blut gespuckt.
„Ich bin froh, dass ich dich kennen lernen durfte", hauchte ich. „Danke für alles."
Dann wurde alles schwarz.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt