Ankunft mit Hindernissen

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"Sie sind nicht hier!", zischte Hermine was mich aufseuzen ließ. Ich sah es selber.
Hermine, Fred, George und ich saßen in der großen Halle am Gryffindor Tisch und sahen zu den Erstklässlern die vom sprechenden Hut auserwählt wurden. Ich musste zugeben, dass auch mir langsam mulmig zu Mute war.
Mein Blick glitt von der Auswahlzeremonie weiter zum Lehrertisch. Snape war im Begriff aufzustehen.
"Ich glaube sie stecken in Schwierigkeiten", raunte ich Hermine zu die meinen Blick verfolgte und bleich wurde. Snape fing meinen Blick auf und ich machte Anstalten ebenfalls auszustehen doch er schüttelte leicht den Kopf. Ein leises Knurren entfuhr mir. Das sah echt übel aus.
Ich sah zu den Zwillingen die das Schauspiel ebenfalls beobachtet hatten.
"Das wird böse", murmelte George mit gerunzelter Stirn. Fred neben ihm nickte. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Nachdem die Schüler auf ihre Häuser aufgeteilt worden waren verschwand auch Professor McGonagall und kurz nach ihr Dumbledore.
"Was haben die bloß angestellt?", fragte ich doch keiner wagte zu antworten. Hermine starrte, blass wie ein Gespenst, auf den gefüllten Teller vor ihr doch ihr schien, ebenso wie mir, der Hunger gänzlich vergangen zu sein.
Es dauerte nicht lange bis das Fehlen der Jungs auch den anderen Gryffindors auffiel und die Gerüchteküche begann. Einige sagten etwas von einem fliegenden Auto, andere erzählten sie hätten die peitschende Weide zerstört und an anderen Ecken drang das Gerücht sie wären von der Schule geflogen an unsere Ohren. Dann und wann hörte man auch sie hätten einen Kampf gehabt und lägen jetzt im Krankenflügel. Mit jedem Satz den ich hörte wurde mir schlechter und ich war sehr erleichtert als das Essen verschwand und Professor Flittwick uns in unsere Betten schickte. Während die Schüler aus der großen Halle stürmten ließen wir uns unnatürlich viel Zeit was sich als großes Glück herausstellte. Wir waren grade am Portrait angekommen als wir auf die Jungs trafen.
Mit viel ein Stein vom Herzen.
"Da seid ihr ja! Wo zur Hölle wart ihr?", fragte ich erleichtert und nahm beide kurz in den Arm.
"Es gab die lächerlichsten Gerüchte! Jemand meinte, ihr seid rausgeflogen, weil ihr ein fliegendes Auto geschrottet habt!", sagte Hermine vorwurfsvoll.
"Nun, wir sind nicht rausgeflogen", versicherte ihr Harry. Ich hob eine Augenbraue. Keiner der beiden hatte den letzten Teil verneint.
"Sagt bloß, ihr seid tatsächlich hergeflogen?" , fragte Hermine und klang dabei fast schon wie Professor McGonagall. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und stellte fest, dass sie auch fast genauso streng schaute.
"Spar dir den Vortrag", sagte Ron unwirsch. "Den hatten wir schon."
"Kennt ihr das Passwort?"
"Bartvogel!", sagte ich in Richtung der fetten Dame und schüttelte den Kopf. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass die beiden tatsächlich herfliegen würden.
Hermine wollte grade wieder anfangen wurde allerdings je unterbrochen als das Porträt der fetten Dame zur Seite klappte und plötzlich ein Beifallssturm losbrach. Es schien, als wären alle Gryffindors noch wach: Dicht gedrängt standen sie in ihrem kreisrunden Gemeinschaftsraum, auf Tischen und knuddeligen Sesseln verteilt, und warteten auf die Ankunft von Ron und Harry. Sie streckten sich durch das Porträtloch, um die beiden hineinzuziehen, und wir mussten hinter ihnen herklettern. Genervt verdrehte ich die Augen.
"Klasse gemacht", schrie Lee Jordan und gesellte sich zu uns. "Genial! Was für ein Auftritt! Einen Wagen mitten in die Peitschende Weide hineinzufliegen, darüber wird man noch in Jahren reden!"
"Gut gemacht!", sagte ein Fünftklässler und klopfte HarrY auf die Schulter, als ob er gerade einen Marathonlauf gewonnen hätte. George griff nach meiner Hand und zusammen mit Fred drängten sie sich zu ihnen durch und sagten gleichzeitig: "Warum zum Teufel habt ihr uns denn nicht zurückgerufen?"
Ron war scharlachrot im Gesicht und grinste verlegen, doch, noch vor Harry, erblickte ich einen Jungen in der Schar der Köpfe, der gar nicht glücklich aussah und der das Grinsen der beiden verschwinden ließ. Unter einigen aufgeregten Erstklässlern erkannte wir Percy, der offenbar nahe genug heranzukommen versuchte, um Ron und Harry eine Strafpredigt zu halten.
"Ich bin kein Fan eurer Aktion aber wenn ihr ihm entkommen wollt solltet ihr jetzt gehen", raunte ich Harry zu. Er nickte, stieß Ron in die Rippen und nickte in Percys Richtung. Ron verstand sofort.
"Müssen jetzt nach oben – sind ein wenig müde", sagte er und sie bahnten sich einen Weg zur Tür gegenüber die zu einer Wendeltreppe und in die Schlafsäle hochführte.
"Nacht", rief Harry Hermine, Fred, George und mir zu, wobei Erstere genau den gleichen vorwurfsvollen Blick aufgesetzt hatte wie Percy.
"Schlaft gut", rief ich und nun konnte auch ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen.
Immer noch unter Schulterklopfen der Umstehenden schafften sie es auf die andere Seite des Gemeinschaftsraums und hinaus in die Stille des Treppenaufgangs.
"Die zwei schaffen mich", murmelte ich und ließ mich mit einem seufzen auf eines der Sofa fallen.
"Aber man muss ihnen eines lassen. Das war ein beeindruckte Aktion zum Schulanfang."
"Das war nicht lustig!", keifte Hermine. Ich verdrehte die Augen.
"Lucy! Sie hatten Glück, dass sie nicht rausgeflogen sind!", mischte sich auch Percy nun ein.
"Mach mal halblang Perce", winkte ich ab. "Es ist passiert und damit Ende. Lass ihnen wenigstens diesen einen Abend."
Percy öffnete den Mund doch der Blick den ich ihm zuwarf ließ selbst ihn verstummen. Missmutig schloss er den Mund wieder und verkroch sich nach oben in den Schlafsaal.
"Das war spitze!", rief Fred anerkennend und klatschte mit mir ein.
"Die zwei machen wohl mal wieder Ärger."
Ich drehte den Kopf und sah Lily auf uns zukommen.
"Lily!"
Ich sprang vom Sofa auf und schloss die Jüngere in meine Arme. Sanft erwiderte sie die Umarmung.
"Wie geht's Lu? Schönen Sommer gehabt?", fragte sie als wir uns gelöst hatten. Sie ließ sich auf dem Sessel neben uns fallen und sah mich abwartend an.
"Es war großartig!", antwortete ich. "Die Weasleys sind wirklich eine großartige Familie! Wie wars bei dir?"
"Wir haben Urlaub in Frankreich gemacht! Es war richtig spannend und es gab so viel zu sehen!", antwortete sie schwärmend. Mein Grinsen wurde, falls das überhaupt möglich war, noch breiter. Mein Herz fühlte sich unglaublich leicht an und jeder Gedanke an Verschwörungen und Intrigen war verschwunden. Unseren Brüdern ging es gut und wir waren endlich wieder zuhause.
Wir blieben noch eine Weile im Gemeinschaftsraum und hörten Lily zu wie sie über die Sehenswürdigkeiten Frankreichs redete und uns die Legende der einäugigen Hexe erzählte die mit bloßen Händen, ohne Magie, den Eiffelturm hinaufgeklettert war. Es war immer noch recht früh als wir uns von den Zwillingen verabschiedeten und uns ebenfalls in den Schlafsaal verzogen. Mit Flöckchen an meiner Seite und dem leichten Tropfen des Regens an der Fensterscheibe fiel ich schnell in einen traumlosen Schlaf.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt