Der Morgen danach

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"Die Betten leer! Keine Nachricht! Der Wagen weg, vielleicht hatte er einen Unfall gehabt, ich werd fast verrückt vor Sorgen, daran habt ihr wohl nicht gedacht? Meiner Lebtage ist mir das noch nicht... wartet nur, bis euer Vater nach Hause kommt!"
"Euch auch einen guten Morgen", grummelte ich als mich die liebliche Stimme von Molly weckte. Mein Blick glitt aus dem Fenster. Die Sonne schien grade erst aufzugehen. Es konnte also höchstens fünf, vielleicht sechs Uhr sein.
"VON PERCY KÖNNTET IHR EUCH GERN EINE SCHEIBE ABSCHNEIDEN!", schrie Molly weiter. Ich ahnte was einer der Jungs erwidert hatte. "Ihr hättet sterben können, man hätte euch sehen können, euer Vater hätte entlassen werden können!"
Seufztend stand ich auf, griff nach meinen Klamotten und machte mich auf den Weg ins Bad.
Doch auch eine heiße Dusche später hatte sich Molly noch nicht heiser geschrien. Entweder war sie sogar noch wütender als ich gedacht hatte oder ich war schneller im Bad fertig geworden als ich gehofft hatte. Kopfschüttelnd betrat ich wieder das Zimmer der Zwillinge, schnappte mir die Weasley Jacke und machte mich auf den Weg hinunter in die Küche. Vielleicht würde Molly ihr zartes Stimmchen etwas senken, bevor sie noch den Rest des Hauses aufwecken würde, nachdem sie sah, dass sie mich bereits geweckt hatte.
"Guten Morgen Molly", sagte ich, ignorierte die Szene die sich mir bot und setzte mich an den Küchentisch. "Ich weiß zwar nicht was sie diesmal angestellt haben aber ich finde du solltest deine Stimme schonen für das nächste mal wenn sie etwas schlimmes anstellen. Ich hätte keinen Wecker gebraucht."
"Oh liebes ich wollte dich auf keinen Fall wecken", sagte sie und schaute entschuldigend in meine Richtung. Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich dachte nur ich sags dir bevor du die anderen weckst. Ich liebe Ginny und Percy wirklich aber mit keinem von beiden ist morgens zu spaßen wenn sie geweckt werden."
Molly drehte sich um und starrte für einen Moment auf die Treppe. Ich nutze die Gunst der Stunde und zwinkerte den ziemlich verdatterten Brüdern zu.
Fred und George sahen aus als ständen sie kurz vor einem Lachanfall, Ron war, für meinen Geschmack, schon fast zu blass um die Nase und Harry sah aus als hätte er ein wenig Angst vor Molly. Nun verübeln konnte ich es ihm irgendwie nicht.
Als Molly sich wieder zu uns drehte sah allerdings auch sie ziemlich verdattert aus als wüsste sie nicht wie sie nun weiter vorgehen sollte.
"Hey Jungs", rief ich Ron und den Zwillingen zu. "Geht nach oben euch frisch machen. Molly und ich bereiten das Frühstück zu. Arthur sollte gleich nachhause kommen."
Dankbar nickten sie mir zu und machten, dass sie aus der Küche kamen. Völlig erschöpft setzte sich Molly zu mir an den Tisch während Harry immer noch etwas unschlüssig im Flur stand. Seufzend stand ich auf und ging zu Molly. Beruhigend legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
"Sie sind vielleicht übereifrig und haben viele Flausen im Kopf aber sie sind nicht unvorsichtig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie darauf geachtet haben von niemandem gesehen zu werden."
Langsam nickte Molly.
"Du hast ja Recht", seufzte sie doch auch sie sah noch etwas blasser aus als üblich.
"Komm, ich mach dir einen Kaffee", sagte ich grinsend und schon war Molly wieder in ihrem Element.
"Das ist nett, liebes, aber ich mach das schon. Dann kann ich auch direkt mit dem Frühstück anfangen. Du bleibst bei Harry. Ich bin mir sicher ihr habt euch eine Menge zu erzählen."
Brav nickte ich, schnappte mir Harry und setzte mich mit ihm auf die Couch wo auch schon die Zwillinge auf uns warteten.
"Du warst spitze, Lu!", flüsterte George und zog mich in eine Umarmung.
"Ich weiß", grinste ich und musste mich bemühen nicht loszulachen.
"Sie hat uns wahrlich den Arsch gerettet", schmunzelte Fred. "George, mein Bruder, ich schwöre wenn du sie jemals gehen lässt werde ich untröstlich sein."
Fred ließ ich theatralisch auf die Couch fallen und spätestens dann war es um mich geschehen. Ich prustete los und warf ihm einen zweifelnden Blick zu ehe ich mich aus George's Umarmung befreite und zu dem Idioten rüber ging.
"Du bist ein Idiot", lachte ich und gab ihm eine Kopfnuss. Er grinste.
"Mag sein aber weil du mit meinem Bruder zusammen bist bin ich zweifelsohne dein Idiot!"
"Wo er recht hat, hat er recht", sagte George. "Du wirst uns nicht mehr los."
Nun war ich es die theatralisch seufzte.
"Das hatte ich schon befürchtet."
"Wenn ihr zwei nach eurem nächtlichen Ausflug noch so viel Energy habt könnt ihr ja eure Geschwister wecken! Das Frühstück ist fertig", rief Molly aus der Küche.
"Bloß nicht", stöhnte ich doch die Zwillinge grinsten.
"Das wird ein Spaß."

Etwa eine halbe Stunde später saßen zwei gut gelaunte Zwillinge, ein ziemlich nervöser Harry, ein missmutiger Percy, eine saure Ginny und ein schuldbewusster Ron zusammen mit Molly und mir am Frühstückstisch.
"Was ist das doch für ein entspannter Morgen", grinste ich und erntete dafür finstere Blicke von Ginny und Percy. Doch das war es tatsächlich. Wenn man mal die Tatsache heute morgen außer Acht ließ dann war dies tatsächlich der erste Morgen an dem wir frühstückten ohne das komplette Weasley Chaos.
"Erinnere mich daran, dass ich dringend einen Schlüssel für mein Zimmer brauche", knurrte Ginny und Percy nickte, immer noch missmutig. Ich für meinen Teil konnte auf die Information, wie die Zwillinge ihre Geschwister nun geweckt hatten, getrost verzichten.
Die Stille die folgte hielt auch noch an als Arthur gut gelaunt von der Arbeit nachhause kam.
"Guten Morgen Weasleys!"
"Guten Morgen Arthur!", sagte ich gut gelaunt. Anfangs hatte er mich immer extra gegrüßt doch ziemlich schnell hatte er mich als Teil der Familie akzeptiert und ich wusste, dass ich ebenso angesprochen war wenn er "Weasleys" sagte. "Kaffee?"
"Gerne Lucy."
Er hängte Hut und Umhang an die Garderobe, wie er es immer tat wenn er von der Arbeit nachhause kam, und setzte sich zu und an den Tisch. Grinsend schob ich ihm die Tasse rüber welche er dankend annahm.
"Neun Hausdurchsuchungen. Neun! Und der alte Mundungus Fletcher wollte mir einen Zauberbann auf den Hals jagen, als ich ihm gerade den Rücken zudrehte! Ist das zu glauben?"
Arthur nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und seufzte.
"Hast du was gefunden, Dad?", wollte Fred begierig wissen.
"Nichts außer ein paar schrumpfenden Schlüsseln und einem beißenden Kessel", gähnte Arthur. "Außerdem noch einige recht üble Dinge, für die wir allerdings nicht zuständig sind. Mortlake haben sie wegen ein paar äußerst merkwürdiger Frettchen zum Verhör mitgenommen, aber das ist Sache des Komitees für experimentelle Zauberei, Gott sei Dank."
"Warum sollte sich jemand die Mühe machen, Türschlüssel schrumpfen zu lassen?", fragte ich verwirrt.
"Einfach um die Muggel zu ärgern", seufzte Arthur. "Verkaufen ihnen Schlüssel, die zusammenschrumpfen, bis nichts mehr übrig ist, und die Muggel können sie dann nie finden, wenn sie sie brauchen … Natürlich ist es sehr schwer, jemanden dafür ranzukriegen, denn kein Muggel würde zugeben, dass sein Schlüssel schrumpft, sie behaupten andauernd, sie würden sie verlieren. Das muss man ihnen lassen, sie tun alles, um die Zauberei zu übersehen, selbst wenn sie ihnen ins Gesicht springt … Aber was unsere Leute inzwischen alles so verzaubern, ihr würdet’s nicht glauben..."
"Autos zum Beispiel?", fragte Molly zuckersüß. Oh Gott, das würde übel werden. Arthur riss die Augen auf. Schuldbewusst starrte er seine Frau an.
"A-Autos, Molly, Liebling?"
"Ja, Arthur, Autos", sagte Molly mit blitzenden Augen. "Stell dir vor, ein Zauberer kauft ein rostiges altes Auto und sagt seiner Frau, er wolle es nur auseinandernehmen, um zu sehen, wie es funktioniert, aber in Wahrheit verzaubert er es, damit es fliegen kann."
Arthur blinzelte. In mir keimte mehr und mehr der Verdacht auf, dass Molly keine Ahnung von Arthur's Arbeiten am Auto gehabt hatte.
" Nun, Liebling, ich denke, du wirst feststellen, dass er sich damit durchaus im Rahmen des Gesetzes bewegt, selbst wenn, ähm, er vielleicht besser daran getan hätte, seiner, ähm, Frau die Wahrheit zu sagen … es gibt da eine Lücke im Gesetz, wie du sehen wirst … solange er nämlich nicht beabsichtigte, den Wagen zu fliegen, ist die Tatsache, dass der Wagen fliegen könnte, nicht unbedingt..."
"Arthur Weasley, du selbst hast dafür gesorgt, dass es eine Lücke gibt, als du dieses Gesetz verfasst hast", rief Molly sauer, "damit du weiter an diesem ganzen Muggelschrott in deinem Schuppen herumbasteln kannst! Und zu deiner Information: Harry ist heute Morgen in ebendiesem Wagen hergekommen, den du nie zu fliegen beabsichtigt hast!"
"Harry?", fragte Arthur ahnungslos. "Harry wer?"
Ich räusperte mich und zeigte grinsend auf meinen Bruder neben mir.
"Gütiger Gott, ist das Harry Potter? Freut mich sehr, dich kennen zu lernen! Ron und Lucy haben schon eine Menge von dir erzählt!"
"Deine Söhne haben den Wagen heute Nacht zu Harrys Haus geflogen und wieder zurück!", rief Molly. "Was sagst du dazu?"
"Habt ihr wirklich?", fragte Arthur begeistert. Ich unterdrückte ein Lachen. "Ist alles gut gegangen? Ich – ich meine", stammelte er, als er sah, dass aus Mrs Weasleys Augen Funken sprühen. Das – Das war ganz falsch von euch, Jungs, wirklich ganz falsch..."
"Lass sie das unter sich ausmachen", flüsterte Ron in Harrys Ohr, während Molly anschwoll wie ein Ochsenfrosch. "Komm, ich zeig dir mein Schlafzimmer."
Ich nickte den Zwillingen zu und stand ebenfalls auf. Es war auch Zeit für uns zu gehen.

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt