Kapitel 47 Gemeinsame Interessen und Wege

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Am Ende war es doch Gerold gewesen, der es Rieke und Avery erklärte. Wobei er die bisherigen Ereignisse unserer Reise gekonnt ausließ.
Riekes und Averys Gesichter könnten kaum unterschiedlicher sein.
In Averys Stirn hätte wohl genauso gut die Wörter 'Seid ihr dumm?!' gemeißelt sein können, so viel sagte sein Blick schon aus.
Rieke dagegen schien es und uns ernst zu nehmen.

Schließlich meinte sie: „Ich werde mit Eugen darüber sprechen, ob es das Wert ist und nebenbei noch versuchen alle anderen Probleme zu lösen."
„Eugen ist dein Bruder?", fragte ich.
Sie nickte und ich stellte die nächste Frage: „Ist es Herr Borenski? Ella hatte den Verdacht."
„Also hat sie noch nicht mit all den Drogen ihr Gehirn ruiniert", stellte Rieke fest, „Wirklich schön für sie."
„Habt ihr sonst noch irgendwelche Spione in meinen Leben aufgestellt? Wie Leonie?", fragte ich.
„Nein, ist ein reiner Familienbetrieb, also nur ich und Eugen und so wichtig bist du auch wieder nicht, dass man drei Leute auf dich ansetzt.
Abseits davon weiß ich noch nicht einmal wer diese Leonie sein soll", entgegnete Rieke.

Ich unterdrückte die Frage was mit ihren Eltern war.
Es war zu privat und zur Sache beitragen tat es auch nicht so wirklich. „Warum gehen wir nicht einfach zurück nach Hause und vergessen die ganze Sache", wollte Avery wissen. „Warum sollten wir?", fragte Ger wiederum.
„Du wolltest doch genauso wie wir etwas ändern.
Etwas neues einleiten."

Leise lachte Avery, aber es klang eher verbittert als erfreut.
„Ja und jetzt frage ich mich warum. Warum sollten wir unsere Lage ändern, wenn wir glücklich und in Sicherheit sind?", Avery Stimme hatte leicht begonnen zu beben.
Gerold war dagegen die Ruhe selbst, als er entgegnete: „Avery, es geht hier nicht um uns.
Es geht um unser ganzes Land.
Wenn Azuria nicht zurückkehrt wird Adrael der rechtmäßige König sein und bleiben.
Ich will nicht von einem Dämon zu Unrecht regiert werden."
„Nenn mich von mir aus Egoismus, aber mir ist eine kleine Sache klar geworden, bei unseren Trollabenteuer und diese Sache ist, dass ich nicht sterben will.

Was ich auch nicht will ist, dass du noch einmal verletzt wirst oder Ella die Kontrolle verliert.
Ich will einfach nur, dass wir alle glücklich sind.
Kannst du das nicht verstehen?", wollte Avery wissen.
Stille folgte daraufhin und ob so länger sie andauerte ob so sicherer würde ich, dass Avery kein Ja auf seine Frage erhalten würde.

Schließlich fing ich an zu sprechen, bevor diese Stille noch länger andauern konnte.
Ich antwortete nicht auf Avery Frage. Er hatte ungewollt eine andere Frage in meinen Kopf aufgeworfen, auf die ich gerne eine Antwort hätte.
„Wo ist eigentlich Ella? Ich meine irgendwie ist es seltsam, dass sogar Rieke hier ist, aber sie nicht", stellte ich schließlich meine Frage.

Kurz sah das rothaarige Mädchen zu Avery, sie kam wohl zum Schluss, dass er zu aufgebracht war zum Antworten und übernahm es deswegen selbst: „Die Königin der Nachtmahre ist höchstwahrscheinlich gerade in der Schule.
Euer Fehlen ist leider aufgefallen und wie soll ich es sagen, immerhin kam sie dann sofort auf die Idee mich zu kontaktieren.
Sie ist nicht hier, weil sie keine Wachwandlerin ist.
Wir wachen jäh nachdem wo wir eingeschlafen sind, immer wo anders in Nox Mundi auf.
Sie dagegen ist an den Wald gebunden, da dort ihr Volk ist."

„Ähm, willst du das noch etwas genauer erklären. Ich schätze zumindest nicht, dass du den weiten Weg an einen Tag zurück gelegt hast ohne nur einmal wach zu werden oder dich mitten im nirgendwo schlafen gelegt hast auf gut Glück", forderte ich sie zum Weitersprechen auf.

Rieke nickte langsam: „Ich habe schlicht abgewogen ob ich lieber meine Seele an diesen Idioten binden will oder wie soll ich sagen, euch von dieser Dummheit nicht abhalte.
Kurz ich habe mich dafür entschieden Schadensbegrenzung zu starten." Sie stoppte zu sprechen und zog den Stoff an ihrer Schulter zur Seite, zum Vorschein kam ein neues Tattoo.
Die Schwarze Tinte bildete einen riesigen Kontrast zur blassen Haut.
Es waren vier Dreiecke, die kreisrunde angeordnet worden.
Die Spitzen zeigten in die Mitte und sie waren alle mit einer Linie mit einander verflochten worden.

„Das ist ein keltischer Knote", erklärte Rieke uns.
„Es hat recht viele Bedeutungen. Unter anderem zeigt es auch die Verbindung zwischen zwei Liebenden auf. Wie ihr euch sicher schon denken könnt, ist die Verbindung zwischen mir und ihn", leicht abfällig sah sie zu Avery, „nicht gerade auf gegenseitige Liebe gebaut." Leise lachte Gerold.
Rieke ignorierte ihn und führ unbekümmert fort: „Aber man braucht immer eine Verbindung, damit diese Rune wirkt. Schließlich fanden wir eine. Es ist Treue die uns verbindet tut mit einer unsichtbaren Band des Schicksals, dass nur noch der Tod lösen kann.
Der Zweck daran ist, dass wenn ich einschlafe in Nox Mundi immer bei ihn lande und nicht an der üblichen Stelle im Wald.
Anders wäre es schwierig geworden euch einzuholen." „Was wir nicht alles tun für Adrael", murmelte ich.

Sie nickte nur.
Dann sah ich zu Gerold.
Ich trat zu ihn und versuchte Rieke und Avery komplett zu ignorieren.
Leise sagte ich: „Ger ich liebe dich auch, wie ein Bruder."
Was er auch war, aber was ich ihn zu gleich nie sagen werde.
Eindringlich sah ich ihn seine Augen. Deutlich lauter sprach ich weiter: „Ich könnte jeden Moment aufwachen und..."

Ich brach ab, die letzten Wörter wollten schlicht meinen Mund nicht verlassen. „Und wir tuen es", beantwortete Ger meinen Satz.
Dankbar sah ich ihn an.
Ich hatte für einen kurzen Moment vor der Angst gehabt, was ich mir so sehnlichst gewünscht hatte in der letzten Zeit.

Ich wollte so sehr es, aufwachen, in den letzten Wochen, doch der Gedanke nicht bei Gerold zu sein, wenn er den Berg heroisch wie immer eroberte war schlicht Schreckliches.
Ich wollte dabei sein.
Ich wollte Verena zeigen was alles in mir steckte und das nächste Mal war sie die blutete.
Rieke verschränkte ihre Arme: „Ihr habt bisher nur gutes gehört, dabei sollte man schon wissen, dass es Magie immer seinen Preis hat."

„Was ist der Preis", fragte ich. Leicht hatte meine Stimme begonnen zu zittern. Was war, wenn ich ihn nicht zahlen könnte oder wollte? Was dann? „Eine Verbindung mit jemand anderes zu teilen ist mit Abstand das schönste was es gibt. Das Wissen sich auf jemanden immer verlassen zu können, außer er..." „Stirbt", ließ sie mich ihren Satz beenden.

Wow, das Kapitel ist mal kurz geraten ungewöhnlich für die letzte Zeit, aber es war ja auch mehr Erklärung.

Also was habt ihr geträumt?

Na dann bis zur nächsten Woche●

Wachwandler - Die Schatten des TräumensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt