Kapitel 10 Die neue

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Es war Montagmorgen.
Die Nacht über hatte ich im Schlaflabor verbracht und gleichzeitig mit Ella und Avery in Nox Mundi.
Obwohl es eigentlich wieder ganz lustig mit den beiden war und er uns Geschichten von seiner Welt erzählt hatte, waren meine Gedanken nur an den Test. Ich fragte mich ununterbrochen wo ich aufwachen würde.

Dann war es so weit. All meine Werte waren normal und ich befand mich immer noch im Bett des Schlaflabor. Mir war nicht klar gewesen in den Moment ob mir nachweinen oder lachen sein sollte.
Bevor ich es überhaupt richtig verstanden oder begriffen hatte musste ich schon in die Schule.
Verena führ mich und Linda. Papa musste arbeiten.
Mir wäre lieber, wenn er mich fahren wurde.

Im Türrahmen unserer Klasse traf ich auf Ella.
Sie lehnte lässig in den Türrahmen. Ihr gegenüber einem Mädchen.
Die Spitzen ihrer Haare waren blau gefärbt am Ansatz waren sie schwarz. Ihre Haare gingen ihr dazu noch knapp über die Schultern. Das Sweatshirt was sie trug war schwarz mit einen roten Bandlogo darauf.
Sie war ungewöhnlich blass und hatte hellblaue Augen, die mich an jemanden erinnerten.

Ich war mir sicher sie hier noch nie gesehen zu haben und ob so mehr beunruhigte es mich, dass sie ausgerechnet mit Ella sprach.
Ich merkte mir sie heute Nacht darauf anzusprechen.
Kommentarlos ging ich an ihr vorbei zu meinen Freunden.
Martha stand grinsend neben Celvin.
Er hatte großspurig sein Arm um ihre Hüfte gelegt.
Fast automatisch vergleich ich den schwarzhaarigen mit Philipp.

Philipp gewann haushoch meiner Meinung nach. Ich schüttelte die Gedanken ab. Ich sollte nicht einmal an Ellas Cousin denken und trotzdem tat ich es. Bis Herr Borenski kam musste ich mir die ganze Zeit den Mist anhören, den Celvin erzählte. Als ich neben Martha auf meinem Platz saß beugte ich mich leicht zu ihr und flüsterte: „Celvin ernsthaft? Ich dachte du magst ihn nicht."

„Tue ich auch nicht", meinte sie gerade heraus, „aber ich will Philipp eifersüchtig machen. Er hat echt mit mir Schluss gemacht. So ein Arschloch." Ich nickte nur und fühlte mich schlecht, weil ich insgeheim auf Philipps Seite stand. Mein Blick war nun starr nach vorne gerichtet.
Herr Borenski hatte zu sprechen angefangen. Leonie Müller, echote mir ihrem Namen in meinem Gedanken umher.
Er klang so aalglatt, wie aus dem Bilderbuche.

Selbstbewusst grinste sie, als sie sich vorstellte.
Statt das sie sich wie jeder andere der neu war einen freien Platz sucht, ging sie zielsicher zu Ellas Tisch. Auf den freien Stuhl neben ihr Stand Janas Tasche.
Ohne zu fragen fegte Leonie die einfach weg und ließ sich grinsend aufs Ellas Nebenstuhl fallen. Ella grinste leicht zurück.

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„Ist dir nichts an ihr aufgefallen. Irgendwas an ihr ist anders", rief ich Ella nach. „No, warte", sie tat so als müsste sie kurz überlegen. „Leonie ist verdammt heiß und nicht so langweilig wie ihr und spezifisch du."

„Danke", murmelte ich leise. Avery tauchte vor uns auf und damit war das Thema für Ella vergessen. Breit grinsend lief sie zu den Elfenjungen und küsste ihn.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie jemals so gestrahlt hatte für einen Jungen aus unserer Klasse.
Sie liebte ihn wohl wirklich.

Vielleicht half er ihr auch aus der Rolle der Schulmatratze herauszukommen. Zumindest hatte sie bisher nichts mehr in die Richtung getan.
Grinsend lehnte sie sich an seine Brust. „Und bereit für unseren Ausflug", fragte er uns. Sie entgegnete: „Immer doch." Ich seufzte dagegen leicht. Für meine fehlende Euphorie bekam ich einen bösen Blick von Ella zu geworfen.
Ein anderer Elf trat zu uns. Anders wie Avery hatte er einen kleinen Braunstich in den Haaren, aber trotzdem besaß er diese strahlend hellen Augen.

Bisher hatte jeder Elf, den ich getroffen hatte sie besäßen.
So auch Gerold. Er hatte sich bereit erklärt Ella, Avery und mich zu begleiten zum Orakel.
Wobei er sich anders wie ich freiwillig gemeldet hat. Ich hatte Earl mein neu gewonnenes Tattoo gezeigt.
Der Naturgeist könnte mir nicht weiterhelfen, aber es soll jemand geben, der es könnte.

Trotzdem hatte er uns nochmals gewarnt davor.
Man hatte Ahilla, wie es hieß seit achtzehn Jahren nicht mehr gesehen. Genauer genommen seit den Tag, wo König Adrael den Thron bestiegen hatte.
Unzählige Truppen, hatten nach Avery, es gesucht.

Ich fragte mich warum gerade wir es, dann finden sollten. Er hat mir nach dieser Frage nur ernst in die Augen gesehen und meinte, dass es nun an der Zeit war, weil sich die Dinge ändern. Ich schätzte sie ändern sich wegen mir und Ella.
Mir kam Averys Geschichte wieder in den Sinn. Sie wollten ein besserer Weg einschlagen nach den bedauerlichen Ereignissen.
War ihre scheinbar unerschöpfliche Gastfreundschaft zeuge davon und selbst wenn was war mit diesem ominösen König.

Keiner sprach wirklich über ihn. Es schien als hätte dieser junge Herrscher das ganze Land mit einem Schlag in Angst und Schrecken gebracht. Nun schien jeder aus diesem Schlaf der Angst auf zu wachen und anzufangen sich zu bewegen. In beiden Welten war es der Fall in meiner wie in ihrer. Gerold bot mir seinen Arm an. Unsicher nahm ich ihn entgegen. Während ich mich auf das gefleckte Pferd ziehen ließ, fühlte ich mich genauso unsicher wie damals auf Philipps Mofa.

Trotzdem hielt ich mich nicht an den fremden Elf fest. Ein Blick zu Ella und Avery zeigte mir, dass ich das nicht wollte. Zwischen den Körper der beiden, auf der weißen Stute, war keine Luft mehr.
Unglücklich stellte ich fest, dass wir in den Wald rieten, wo auch die Nachtmahre hausten.
Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe, was war, wenn uns welche von ihnen finden?
Mich grauste es noch genug von der ersten Begegnung. Warum könnte Ahilla nicht zu uns kommen?
Ein Knacken ließ mich auf Schrecken. Instinktiv schloss ich meine Augen und ich wünschte mir eine Decke herbei, unter der ich mich verstecken könnte.

„Zeig dich", hallte Averys Stimme durch den Wald. Ich zwang mich meine Augen wieder zu öffnen.
Niemand war zu sehen weit und breit. Avery hatte seinen Bogen gezückt und Gerold ein Schwert gezogen, was mir etwas mehr das Gefühl von Sicherheit gab.

Er ließ sich elegant zu Boden gleiten und am liebsten hätte ich ihn angeschrien, dass er mich doch nicht allein lassen könnte auf diesem Pferd. Ich unterließ es.
Mein Herz sank ohnehin in diesem Moment in die Hose.
Laub raschelte.
Ein kleines Wesen trat hervor mit riesigen pechschwarzen Augen, ein rundliches Gesicht und einer Warze auf der krüppligen Nase.
Auf seinen Kopf wuchs kein einziges Haar, stattdessen wuchsen sie ihn aus den riesigen Ohren.
Er trug ärmliche Kleidung und seine Haut war Froschgrün. Irgendwer musste mich dringend wecken.

„Nix Schießen, Sir", sprach es zu Avery. „Jame guter Kobolde. Jame will helfen. Jame kann nicht. Hungrig. Hungrig ist Jame." Zu meiner Verwunderung steckte Avery seinen Bogen weg. Erklärend wandte er sich zu Ella und mir: „Das ist ein Kobold. Sie sind dumme und einfältige Geschöpfe, die man für nichts gebrauchen kann, aber zu unserem Glück kann er uns wirklich helfen. Sie kennen sich erstaunlich gut in diesen Wäldern auf."

Gerold nickte bestätigend. Er holte etwas aus der Tasche seines Sattels. Als er es vors sich in der Hand hielt erkannte ich, dass es sich um Brot handelte. „Weißt du wo die Wurzelhöhlen sind", fragte Gerold. Seine Stimme klang genauso scharf wie sein Schwert es war.
Eifrig nickte das Wesen. Mit seiner schrillen Stimme sagte es: „Jaja, Herren. Jame zeigts euch. Brot erst und dann zeigt Jame." Avery und Gerold tauschten ein Blick, dann nickte Avery und Gerold schmiss das Stück Brot vor die Füße des Wesens.

„Wenn wir da sind bekommst du denn recht", meinte er kurz. Als er sich wieder vor sich auf sein Pferd schwang und wir uns wieder vorwärtsbewegen. Leicht beugte ich mich nach vorn. Leise flüsterte ich in Gerolds Ohr: „Können wir dieses Ding wirklich vertrauen?" „Solange wir es bezahlen", entgegnete er, „Ja." Trotz seiner Wörter blieben meine Ängste und Sorgen bestehen.

Hi, und wie waren eure Träume heute Nacht so?
Ich hoffe, wie immer ganz gut und glaubt ihr man kann Jame trauen?

Naja, nächste Woche werden wir es wohl gemeinsam herausfinden, bis dahin●

Wachwandler - Die Schatten des TräumensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt