Kapitel 55 Vertrauen haben

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Es waren nur wenige Schritte und eine Biegung, die mich von ihn getrennt hatte.
Rieke hatte mir schon geschildert, dass er nicht gerade gut aussah, aber... Stolpernd war ich zu stehen gekommen.
Mein Mund geöffnet und meine Augen geweitet.
Fuck, hatte ich mir nicht gerade gesagt, dass ich mutiger, stärker und mehr Ich geworden war.

Ich, die wahre Bella.
Die Bella, welche sich nicht mit Mauern aus Schüchternheit umgab.
„Mädchen, mach den Mund zu", wies mich Ukko an.
Ich zwang mich förmlich dazu seine Wörter zu befolgen.
Ich wusste, dass das das Richtige war und dennoch war es verdammt schwer.

„Ger", sein Spitzname kam wie ein Geist aus meinem Mund und schien gespenstisch zwischen uns zu spucken. Während all den, eilte ich zu ihn.
Meine Finger strichen seine Wange entlang.
Bildete ich es mir nur ein oder war er so kalt.
„Gerold, bitte. Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt wieder zum Bewusstsein zu kommen."

Verzweifelt sah ich zu seinem Handgelenk.
Was auf einer Schale lag, welche jeden einzelne Tropfen Blut auffing. Eine Träne tropfte herab von meiner Wange zu seiner.
„Es ist zu spät", murmelte ich.
Ich nahm seine Hand von diesem Schlüssel und schmettert sie gegen die Wand. Das Blut lief an den schwarzen Stein scharlachrot herab.
Es war seins.
Wie kamen sie überhaupt dazu, es ihn zu rauben.
Es war seins!

„Hey, Bella. Nicht weinen."
Vor Schreck hätte ich fast seine Hand losgelassen, aber mein nächster Instinkt war es schon ihn zu umarmen. Mein Herz pochte wie verrückt und erst als ein schmerzliches "Uff" seine Lippen verließ, ließ ich meinen Partner los.
„Geht es dir gut?", fragte ich und wollte bevor er überhaupt diese beantwortet hatte schon die nächste Frage stellen. Nur ließ mir Ukko wie immer kaum Zeit, ich sollte ihn eigentlich dafür dankbar sein.
„Komm wir müssen hier weg", meinte ich und zog ihn auf die Beine.
Es ging ihn wohl besser als erwartet, da er von allein wenn auch wacklig stand. „Wo ist Avery?", kam es flüsternd von ihn.

„Ähm..."

Ich sah zu Ukko, sollte er es ihn beibringen und noch war nichts versiegelt.
„Hier", ertönte eine Stimme vom Eingang der Höhle.
Meine Augen weiteten sich. Avery eilte auch schon zu Gers anderen Seite und stützte ihn.
„Wo warst du", wollte ich wissen.
Er winkte ab und murmelte nur was davon, dass Jame ihn zu uns geschickt hatte. Ein Lachen ertönte darüber, welches nur ich hörte.
„Willst du wissen, was er wirklich getan hat", fragte Rieke.
Ihre Stimme klang harsch und abwertend, mehr als sonst. Ich nickte zaghaft, was kaum nötig war, da mich ohnehin keiner beachtete.
Absichtlich ließ ich mich trotzdem etwas zurückfallen.
„Er ist während des Kampfes wohl weggerannt und hat sich versteckt, wie ein Feigling.
Der einzige Grund warum er noch lebt ist, dass sie nur an Gerold Interesse haben", meinte sie.
„Erzählst dus weiter?", flüsterte ich. „Ich werde unseren Adelssohn sicher nicht outen, aber wenn es soweit ist, will ich mit Popcorn in der ersten Reihe sitzen", lachte sie und gab sich erst gar keine Mühe leise zu sein.

Sie hatte es gut.
Natürlich hatte Gerold sie nicht gehört. Natürlich wusste er auch nicht, dass sie anwesend war.
Vor allem wusste er jedoch nichts davon, dass jeder hier, mit Ausnahme von Avery über ihn Bescheid wusste. Trotzdem, fast als hätten es Riekes Wörter beschworen, entschied er sich ausgerechnet jetzt sich zu öffnen.

Zu jeden anderen Zeitpunkt, wäre ich stolz gewesen.
Nun jedoch fiel ich ihn nur ins Wort und wandte mich entschuldigend zu Avery: „Er hat mehr abbekommen als Gedacht. Wir müssen ihn in den Thronsaal bringen. Ist ein Auftrag von Opa."

„Wie hast du mich genannt", schnaubte dieser. Avery schien dagegen nur verwirrt und wollte schon zu Protest ansetzen, da begann ich etneut zu sprechen: „Ich weiß, es macht für dich keinen Sinn, aber vertrau mir. Es ist der einzige Weg."

Wachwandler - Die Schatten des TräumensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt