Eine Weile saß ich schon auf den Waldboden und versuchte diese Bilder aus meinen Kopf zu verbannen. Während mein Atem noch immer zu schnell Luft in meinen Lungen pumpte. Jemand rief meinen Namen, Adrael.
Ich schwieg.
Im Zweifelsfall könnte ich immer noch behaupten ich wäre aufgewacht.
In meinen Kopf ging zu viel vor und ich könnte nicht glauben, was Gerold getan hat.
Wusste Adrael davon?
Wahrscheinlich nicht.
Wenn doch, würde er sich wohl kaum von Gerold angezogen fühlen wie eine Motte vom Licht.
Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf und starrte zum Erdboden.
Meine Augen schlossen sich und ich wollte einfach nichts mehr sehen.
Ich wollte nie wieder in Gerolds Gesicht sehen in dem Wissen was er getan hat. Trotzdem wollte ein kleiner Teil, wahrscheinlich der der sein Partner war, ihn noch immer.
Fühlte er für mich genauso?
Ich verharrte so lange auf den Erdboden. Ich wusste nicht wie lange, aber als ich wieder meine Augen öffnete, sahen mir schon die ersten Sonnenstrahlen entgegen.
Adrael hatte es schon lange aufgegeben mich zu rufen.
Ob so überraschter war ich, als rechts von mir mein Name erklang.
„Hi", nuschelte ich und wandte schnell mein Blick wieder ab.
Es war Gerold der dort lässig an einen Baum lehnte.
„Adrael hat dich gesucht."
„Und du, als sein Laufbursche, hast ihn natürlich die Arbeit abgenommen", entgegnete ich.
Meine Stimme klang kühl.
„Er meinte du würdest fertig aussehen und weil wir uns besser kennen...", er sprach nicht weiter und ich wusste wie es gemeint war.
„Ja, ich dachte wir würden uns gut kennen." Noch immer sah ich ihn nicht an.
„Bella?", seine Stimme klang unsicher und Scham schwang in ihr mit.
„Hast du meinen Traum von gestern miterlebt?"
„Traum oder Erinnerung?", fragte ich. „Erinnerung, es wa-"
Ich unterbrach ihn, ich wollte nun keine Ausflüchte hören: „Erklär es mir bitte nicht Gerold.
Ich will es nicht verstehen.
Immerhin weiß ich jetzt wie du für mich fühlst."
„Gut.
Der Sturm ist vorüber Bella, wir gehen."
„Cool, dann ist es bald wirklich vorbei." Ich wusste nicht was sonst sagen.
Ich würde ihn für den Rest meines Lebens jedes Mal sehen, wenn ich schlief.
„Dann lass uns losgehen. Ich will ungern keinen guten Rastplatz haben, wenn es dunkel wird.
Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass die letzten Meter nicht gerade einfacher sein werden.
Vor allem da weder du noch Adrael wirklich dafür geschaffen sind einen Berg zu erklimmen."
Ich ertappte mich in den letzten Tagen dabei wie mich die Versuchung jede Nacht überkam nicht zu schlafen.
Warum sollte ich?
Er wollte mich ohnehin nicht sehen. Nun standen wir dort am Ort, wo zumindest Adraels leiden enden soll.
Mit verschränkten Armen stand ich da und wartete auf eine Erklärung, Adrael und Gerold genauso.
Ukko war derjenige, welcher darauf bestanden hatte auf mich zu warten. Als er anfing zu sprechen und mir mit jedem Wort klarer wurde, was nun Gezeichnet sein wirklich bedeutete, bekam ich auch das Bewusstsein warum.
Unruhig kaute ich auf meiner Lippe. Mein Blick legte sich auf Gerold, dessen Gesicht völlig neutral war.
Natürlich war es das.
Es ging um mich.
Ukko stoppte zu sprechen und sah mich abwartend an.
Natürlich tat er das.
Die Wahl lag ihn meinen Händen. Gezeichnet, von den Göttern berührt... In mir war nach seinen Wörtern durch den Blitz genug Energie versiegelt um Adrael und Lios zu trennen.
Wobei er betont hatte, dass es gerade genug war.
Er würde alle Energie nutzen müssen mit der Unterstützung von reiner Magie um Lios aus Adrael zu verbannen.
Danach hätte ich keine Energie mehr um in Nox Mundi zu sein.
Ich wollte sagen, dass ich es nicht tue. Ihn anschreien, dass er das doch vorhersagen musste, bevor man ein Berg erklimmen tat.
In den Raum werfen, dass Adrael theoretisch auch einfach für den Rest seines Lebens reine Magie nehmen kann.
Diese half ihn doch Lios in die tiefen seines Verstandes zu sperren.
Jedoch sagte ich nichts davon.
Gerolds neutraler Gesichtsausdruck hielt mich zurück.
Mir wurde klar, dass wenn ich verneinte, ich ihn Tag für Tag weitersehen muss.
Wir uns weiter hassen werden.
„Ich werde es tun", kam es schließlich über meine Lippen.
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Wachwandler - Die Schatten des Träumens
FantasySchlafen? Ein Thema, welches für Bella besonders kompliziert wurde nach ihren ersten Schultag in der zehnten Klasse. Dabei beginnt es so normal, doch auf einen Schlag erfährt Bella, dass sie eine Wachwandlerin ist. In der Anderswelt, woher alle Trä...