Kapitel 15 Das Mehlmonster

31 2 186
                                    

Ich fand mich im Wald wieder.
Es hatte schneller gewirkt als ich eigentlich gedacht hatte, doch darauf ließ ich keine Acht mehr, sondern hastete an den Bäumen vorbei zu der Lichtung.

Verwunderte Elfenaugen lagen auf mir, aber ich ignorierte die Feldarbeiter einfach und rannte zum Zentrum des Dorfes.
Vor mir ragte Earl in den Himmel hinauf, aber jetzt interessierte mich der Naturgeist nicht weiter.
Jemand anderes suchte ich hier. Nämlich Ella und wenn sie hier war dann bei Avery.

„Warum Erdenmädchen rennt?"

Scharf bremste ich ab, bevor ich in die zweite Person für heute hineinlief.
Ich sah hinab zu meinen Sneakers und dort stand Jame.
Man lebt auf jeden Fall gefährlich, wenn man so klein war.
„Ich suche Ella. Weißt du wo sie ist", fragte ich ihn. Leicht legte er seinen Kopf schief: „Ja, ja, Jame weiß wo Spinnenmädchen ist, aber Spinnenmädchen will dumm dumm Elf nicht sehen.
Vielleicht verrät Jame dir es, wenn Erdenmädchen Jame was gibt."

„Oh", kam es aus meiner Mund heraus. Warum wollte dieser Kobolde immer etwas, kannte er keine Nächstenliebe? Ich ging auf die Knie und redete mit ihn, wie bei einem trotzigen Kind: „Jame, weißt du manchmal sollte man etwas tun um andere glücklich zu machen.

Wir auf der Erde nennen es Nächstenliebe, hat ein Typ der Jesus Christus hieß erfunden und so übel war er wohl nicht, also nimm dir doch ein Beispiel an ihn."

„Hieß? Ist tot?", fragte er mich mit großen schwarzen Glubschaugen.

„Ja, leider. Jeder muss sterben, Jame", sagte ich und er nickte verstehend. Dann setzte er erneut zum Sprechen an: „Tot, weil keine Gegenleistung. James Onkel sagt immer ein guter Kobold ist ein verhandelbarer Kobold.

Kein Brot für Jame, kein Spinnenmädchen für Erdenmädchen." Ich knirschte meine Zähne.
So viel zur Nächstenliebe.

Ich langte in meine Tasche.
Vielleicht war dort noch ein verirrtes Bonbon. Nein, da war nichts.
Erneut knirschte ich mit den Zähnen und wandte mich ab.

„Das Erdenmädchen sucht jetzt den dumm dumm Elf", kündigte ich wütend an. Suchend ging ich zwischen den Häusern umher. Frustriert musste ich feststellen, dass es schwieriger war ihn zu finden.
Sonst wartete er immer bei Earl auf uns zu unseren Schlafenszeiten.
Wütend kickte ich einen Stein aus dem Weg.

Warum kennt er nicht einmal einen simplen Gefallen.
Wäre wenigstens Gerold hier, könnte ich mir von ihn etwas zu essen schnorren.

„Hm, du siehst deprimiert aus", rieß mich eine Stimme aus meinen zornigen Gedanken heraus.
„Du bist die Wachwandlerin", führ genau diese Stimme fort, „oder."

Ich wandte mich zu der weiblichen Stimme und musterte das Mädchen.
Sie war blauäugig, wie alle Elfen die wir bisher gesehen hatten, aber ihre Haare hatten einen kleinen Braunstich, welche sie zu Haselnussbraun machten.

Sie bemerkte meinen starrenden Blick und mir stieg etwas Röte in die Wange. „Ist nicht schlimm.
Sagte sie die Leute starren immer, wenn sie mich zum ersten Mal sehen. In meiner Blutlinien gab es mal einen Nachtmahr und daher die Haare, aber keine Sorge weder ich noch mein Bruder werden dich essen oder deine Lebensenergie aussaugen... Oh, ich rede zu viel, oder? Mein Name ist übrigens Tuuli, wie der Wind."

„Bella", antwortete ich kurzer und setzte, dann erneut zum Sprechen an. „Ne, es ist alles cool. Weißt du vielleicht wo Avery oder Gerold sind."

Ihr Gesicht verzog sich etwas. Noch immer waren da diese unergründliche Wärme und Freude, aber dazu noch eine Prise Bitterkeit.
„Was willst du von meinem dummen Cousin?", fragte sie mich und dabei trat sogar etwas Ernsthaftigkeit in ihre Stimme auf.

„Dein Cousin?", fragte ich nach und sah sie etwas verwundert an.
„Ja, Gerold. Ich habe selten jemanden begegnet, der seine eigene Familie so feindselig gegenübergestellt ist", murmelte sie unzufrieden.
Ich nickte, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass das über Gerold stimmte.

Er war so ein netter, diplomatischer und schweigsamer Elf.
„Okay", murmelte ich und führ dann fort, „Vielleicht kannst du mir, dann sagen wo Avery ist?"

Sie nickte langsam, bevor sie zum Sprechen anfing: „Klar, wahrscheinlich ist er bei seinem Großvater und hilft in der Mühle."
Meine Augen weiteten sich. War der strahlende Elfenprinz aus den Träumen jedes Mädchens etwa nur ein Müllersohn.
Ich nickte ihr dankbar noch zu, bevor ich mich aufmachte zu der Mühle.
Ich hatte sie jedes Mal gesehen, wo ich das Dorf betreten hatte, aber ich hätte nie gedacht, dass sie im Besitz in Averys Familie war.

Irgendwie passte er schlicht nicht ins Bild eines Müllers.
Er war immerhin unser Legolas Abklatsch dieser Geschichte.
Ich kam an dem weißen Gebäude an. Zögerlich hob ich meine Hand an um an die alt aussehende Tür zu Klopfen. Sekunden wartete ich und als es begannen Minuten zu werden erhob ich erneut meine Hand um dieses Mal lauter zu klopfen.

Ich hörte genau Geräusche von inneren, aber nichts tat sich.
Wütend biss ich mir auf die Lippe.
Ella ging es schlecht und er ließ mich warten.
Erneut klopfte ich nur dieses Mal war es mehr ein Hämmern.
Dann endlich öffnete mir jemand die Tür oder wurde eher aufgerissen.
Ein alter Mann, der schon gebückt stand sah mich an.

Auf seiner Nase waren zwei große Gläser und seine Haare waren ergraut. „Geh weg. Du altes Weib, manche Leute", er stoppte im Wort mit seiner Keiferei.
Verwundert sah er mich an, bevor er völlig desinteressiert feststellte, „Du bist gar nicht diese alte Schreckschraube."

„Ähm, nein Sir", murmelte ich etwas unbeholfen und hoffte innerlich nur, dass Avery nicht im Alter wie sein Großvater wurde.
„Du bist sicher dieses Mädchen mit den mein Enkel immer zu tun hat", meinte er und einige Sekunde später wurde mir klar, dass er Ella meinte.
Wieder kamen aus meiner Mund die gleichen Wörter heraus, aber dieses Mal faste ich auch mein Anliegen in Wörter: „Nein, Sir. Ich bin Bella, das andere Mädchen. Könnte ich trotzdem vielleicht zu Avery."

Er überlegte kurz, wobei er seinen Kopf hin und her wog, dann öffnete er die Tür soweit, dass ich eintreten konnte. Schnell murmelte ich einem Danke. Drinnen entwich mir ein Kichern. Averys Anblick, der mich nun auch einmal bemerkt hatte, wechselte von überrascht auf böse. Was mich nun nur noch lauter zum Lachen brachte.
Der Schönling hatte von den blonden Haarspitzen bis zu den ledernen Sohlen Mehl.

„Mädchen, du bist nicht zu lachen hier, mach dich gefälligst nützlich", riss mich Averys Großvater aus meiner Belustigung und hielt mir einen Besen hin. Perplexartig nahm ich ihn entgegen.
„Ich muss noch zum Markt und wenn die alte Schreck..." „Dann machen wir nicht auf", beendete Avery für ihn den Satz.

Eine Falte zog sich über meine Stirn. „Wem meint er damit, Mehlmonster?", fragte ich ihn. Etwas verlegen sah Avery zu mir zurück: „Meine Mutter, also seine Tochter. Sie ist klar der Meinung, dass er nicht mehr arbeiten sollte, aber er will sich von niemandem etwas sagen lassen. Familie ist halt schwierig."

Mir fielen Tuulis Wörter wieder ein.
Ich nickte, dass war sie wohl immer und für jeden von uns. Eine Weile arbeiteten wir schweigend nebenher und ich kehrte das verschüttete Mehl davon bis er etwa eine Handvoll der gemahnende Weizen auf mich schmiss. Grinsend meinte er: „Jetzt siehst du auch aus wie ein Mehlmonster, aber was wolltest du überhaupt so früh schon hier."

„Ella, war heute nicht in der Schule und nach Jame ist sie hier, nur wollte mir diese Kröte nicht sagen wo genau ohne Gegenleistung", sagte ich und verschwieg dabei, dass er auch gesagt hat, dass Ella den Elfen nicht sehen wollte.

„Sieht ihn ähnlich. Sich erst hier einnisten und essen zu stibitzen und schlussendlich nicht Mal helfen wollen", maulte er. „Hat er etwas dazu gesagt, wie es ihr geht." „Schlecht", fiel meine Antwort einsilbig aus. Avery führ sich durch die nun weißen Haare: „Sie darf das von Gerold nicht zu persönlich nehmen."

Sagt mir erst mal eure süßen Träumen:D

Gerold bekommt mal richtig viel screentime für seine Verhältnisse ob er noch wichtig wird oder ist der gute nur Kanonenfutter?

Hm, eure Meinung->

Also bis zum nächsten Sonntag:)●

Wachwandler - Die Schatten des TräumensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt