Gone Mad Ⅺ - Dazai (Teil 2)

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Kleine Spoilerwarnung, es geht um Dazais Vergangenheit

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Kleine Spoilerwarnung, es geht um Dazais Vergangenheit. Wer im Manga/Anime also nich nicht so weit ist und nicht gespoilert werden will: einfach überspringen. Thx ❤︎

„Überrascht sehen Sie nicht gerade aus, Doktorchen", meint Dazai, fast enttäuscht, „Dass ich bei der Mafia war ist also nichts Neues für Sie."
Hara schüttelt den Kopf. „Durchaus nicht", gesteht er, „Einige Ihrer ehemaligen Kollegen erwähnten es."
Dazai grinst. „Witzig, ich kann mir vorstellen, von wem Sie reden."
Der Psychiater hebt die Brauen. „Ach so? Das bezweifle ich."
Dazai legt den Kopf in den Nacken und lacht leise. „Also gleich mehrere", stellt er amüsiert fest, „Interessant." Er scheint eine Sekunde zu überlegen, denn nach kurzem Schweigen lehnt er sich aufmerksam nach vorn und sieht seinen Gegenüber direkt an. „Sie wussten also", sagt er, „dass ich bei der Mafia war. Und trotzdem waren Sie überrascht, dass ich keine weiße Weste mehr habe?"
Der Doktor sieht ihn fragen an. „Wie meinen Sie das?"
Dazai mustert ihn neugierig. „Na ja, es schien Sie ziemlich zu schocken, als ich sagte, ich hätte schon unzählige Menschen getötet. Ich frage mich, warum, wenn Sie doch so oder so wussten, dass ich Teil der Port Mafia war."
Hara lächelt. „Es ist doch keine Bedingung, zu töten, nur weil man Mafiamitglied ist. Man kann doch der Mafia angehören und gleichzeitig noch nie jemanden umgebracht haben."

Das großmütige Lächeln von Osamu verschwindet.
„Ja", sagt er leise, „Das ist richtig. Nicht alle Mafiosi sind Mörder."
Ein klitzekleines, wehmütiges Lächeln erscheint auf seinen Lippen, als würde er in Erinnerungen an etwas Schmerzlich-Schönes schwelgen. Dazais Blick ist in ferne Sphären geglitten, in denen er wohl allein und ungestört mit seinen Gedanken ist.

Es wird still in der Praxis.

Der Doktor klickt ein paarmal mit dem Kugelschreiber.
„An wen denken Sie gerade?", fragt er geradeheraus.
Dazais Blick trifft ihn mit voller Härte. Wenn er auch sonst so ein Meister darin ist, seine Gefühle und Gedanken zu verstecken und sich vor anderen Menschen zu verschließen, gerade jetzt ist er es nicht. Der Psychiater kann deutlich sehen, dass er ziemlich aufgewühlt ist.
„Wie kommen Sie darauf, dass ich an jemanden denke?", fragt Dazai, möglichst locker.
Hara lächelt müde. „Ich bitte Sie", sagt er, „Erstens habe ich ein recht gutes Einfühlungsvermögen, zweitens kenne ich diesen Blick. An wen müssen Sie denken?"

Es muss jemand bei der Mafia sein. Vielleicht ein Freund. Auf jeden Fall jemand, der niemandem etwas zuleide tut.
Sofort kann der Doktor Chuuya und Akutagawa ausschließen.
Bei dem Gedanken an den düsteren Akutagawa bleiben Haras Gedanken kleben. Er erinnert sich dunkel an etwas, was dieser ihm erzählt hat. Er meinte, Dazai hätte einen Freund gehabt, der wohl der Mafia nicht so nützlich gewesen war, weil er sich weigerte, Menschen zu töten. Und Hara glaubt auch, sich daran erinnern zu können, dass dieser Mann bereits verstorben ist.

Da Dazai immer noch kein Wort gesagt hat, sondern nur starr vor sich hin schweigt, räuspert sich der Psychiater leise.
„Ich weiß von ihm", sagt er leise.
Ohne Umschweife liegt Dazais ganze stille Aufmerksamkeit auf ihm.
Hara schluckt. Von dem fröhlichen, unbeschwerten Mann von vorhin ist nichts mehr da. In dieser Sekunde, die Osamu ihn selbst mustert, könnte er schwören, dass er dem gefährlichsten Mann ganz Japans gegenübersitzt.
„Ich weiß von ihm", wiederholt er, um sich selbst Mut zu machen, „Dass er keiner Fliege etwas zuleide getan hat und von seinem Tod."
Dazais Augen weiten sich kaum merklich. Dann sieht er gespielt gelangweilt aus dem Fenster.
„Manche Leuten sind eben da, um zu bleiben, andere nicht", weicht er dem Arzt aus.
Hara beißt sich auf die Lippe. „Wenn Ihnen das Thema unangenehm ist, können wir es auch auslassen."
Dazai grinst ein wenig. „Das wäre klasse."
Der Doktor spielt mit dem Kulli in seinen Händen. „Es wäre aber wichtig, darüber zu reden, wenn es Ihnen so zu schaffen macht."
Dazai lacht leise. „Sie geben wohl nicht auf? Schön. Ich glaube, meinen einzigen Freund, den ich zutiefst respektiert habe und der mich als einziger verstand, im Stich gelassen zu haben. Jetzt ist er weg. Ich bin verdammt, allein in der Dunkelheit umherzuirren, für immer. Themenwechsel bitte."

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