If I Could Turn Back Time XIII - Reader X Armed Detective Agency

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Nachdem ich mich in Luft aufgelöst und erneut meine Fähigkeit zu Sehen verloren habe, weil mich das helle Licht beim Verschwinden der Anderen geblendet hat, fühle ich schon wieder dieses Kribbeln in mir, als würde ich fallen

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Nachdem ich mich in Luft aufgelöst und erneut meine Fähigkeit zu Sehen verloren habe, weil mich das helle Licht beim Verschwinden der Anderen geblendet hat, fühle ich schon wieder dieses Kribbeln in mir, als würde ich fallen.

Mein Gehirn arbeitet schnell.

Das letzte Mal, als ich dieses kribbelnde Gefühl hatte, bin ich vom Himmel gefallen und auf einer Straße in der Vergangenheit gelandet.
Ich versuche also, mich im Fall mit den Füßen Richtung Boden zu drehen.
Es klappt ausgesprochen gut und so sehe ich, als ich an mir herunterblicke, wie der Boden mir gefährlich schnell näher kommt. Aber dieses Mal bin ich vorbereitet und federe ich mich bei der Landung besser ab, sodass ich nicht hintenüber falle.
Der Aufprall auf den Boden geht mir dennoch durch Mark und Bein und lässt einen ziehenden Schmerz von meinen Zehenspitzen über mein Schienbein bis hin zum Oberschenkel wandern. Ich kriege eine Gänsehaut, da dieses Ziehen meinen Körper überrascht.

Immer noch ein wenig benommen richte ich mich aus meiner geduckten Körperhaltung auf und sehe mich um.

Um mich herum stehen Atsushi, Kunikida, Ranpo, Yosano und Kyouka. Auch sie drehen die Köpfe und begutachten unsere Umgebung.
Wir stehen auf demselben Platz, von dem wir verschwunden sind. Die Straßen sind zwar nicht mehr menschenleer, aber es ist unverkennbar die Stelle, an der wir gegen den Kommandanten gekämpft haben. Keine drei Meter von uns entfernt liegt immer noch das Auto-Wrack, das Kenji während des Kampfes verursacht hat, als er den PKW nach dem Feind warf. Jetzt ist dessen heulende Sirene verstummt und das kaputte Auto von Absperrband umgeben.
Die Bank, die der Kommandant nach Kyouka getreten hat, liegt auch noch dort, wo sie eigentlich nicht hingehört.
Ich mustere die Anderen.
Wie erwartet sehe ich Kyouka zu der zerstörten Bank blicken, Ranpo schaut nickend zu der zerfetzten Karosserie. Als ich Kunikidas Blick folge, muss ich lächeln. Er besieht sich das Gebäude, das in der Vergangenheit überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass wir merken, wo wir sind. Mit seinen heruntergekommenen Wänden und den gähnend leeren Fensteröffnungen ohne Gläser hat es Kunikidas Aufmerksamkeit erregt. Jetzt erwarten uns eine renovierte Terrasse, hübsche moderne Fenster und eine frisch geputzte Fassade. Das Haus beherbergt tatsächlich wieder ein Restaurant.

„Das Auto", sagt Kyouka leise, „Die Bank..."
„Das Restaurant", fügt Kunikida zufrieden hinzu.
„Heißt das etwa...?", fragt Atsushi mit großen Augen, „Soll das heißen, wir sind...?"
„Zuhause", sagt Ranpo und reckt die Arme in die Luft, als würde er sich morgens nach dem Aufstehen strecken.
„Gott sei Dank", seufze ich.
„Das nennt man dann wohl Rettung in letzter Minute", scherzt Atsushi, „Nur noch wenige Sekunden und es wäre aus und vorbei mit uns gewesen."

Wir schweigen eine Weile.
Ob Dazai uns wirklich auf der Stelle erschossen hätte? Seit ich ihn kenne, denke ich sofort an seine warmen, vertrauenswürdigen Augen, sobald ihn jemand erwähnt. Aber in der Vergangenheit haben wir ihn ganz anders kennengelernt. Es erschreckt mich, wie sehr er sich verändert zu haben scheint. Gleichzeitig drängt sich mir die Frage auf, ob ein Mensch sich wirklich so sehr verändern kann. Oder ob das alles nicht doch noch irgendwo in ihm schlummert. Die Vorstellung ängstigt mich. Ich will mir nicht vorstellen, dass er all diese negativen Emotionen und Verhaltensweisen in sich vergraben muss, um so zu sein, wie er jetzt ist. Das alles muss an ihm reißen und ihm schwer zusetzen.

Ich blinzle.
Dann muss ich schmunzeln.

Nur jemand wie Dazai kann es schaffen, dass ich Mitleid mit ihm habe, obwohl er mich zwei Minuten zuvor umbringen wollte.

„Also", sagt Yosano gut gelaunt, „dann wollen wir mal unseren Helfern danken gehen."
Sie setzt sich in Bewegung und wir anderen folgen ihr.
„Helfer?", fragt Kyouka leise.
Yosano lächelt nur.
„Nun ja, es kann kaum an uns gelegen haben, dass wir wieder zurück in der Gegenwart sind", erklärt Kunikida, „Wir haben schließlich nichts getan."
„Also nehmen wir an, dass die Anderen, die hier in der richtigen Zeit geblieben sind, etwas damit zu tun haben", meint Atsushi.
„Deine Hoffnung hat sich erfüllt", sage ich zu Yosano. Sie grinst.
„Natürlich", sagt sie, „Ich weiß doch, dass ich auf meine Detektive zählen kann."

Wir machen uns also auf den Weg zur Agency.

Auf dem Weg dorthin - ich weiß nicht, ob es Traumata oder einfach nur Vorsichtsmaßnahmen sind - überprüfen wir, dass wir auch wirklich wieder in unserer Zeit angelangt sind.
Keine Wachposten an den Straßenecken, keine eingeschüchterten Bewohner mehr und auch die Zeitung am Kiosk zeigt das richtige Jahr an.
Wir sind tatsächlich wieder zurück.

Ich horche in mich hinein, ob ich mich anders fühle, nachdem ich nun einen Ausflug in die Vergangenheit unternommen habe. Ich versuche, herauszufinden, ob wir das Raum-Zeit-Kontinuum in irgend einer Weise gestört oder verändert haben. Aber ich kann nichts seltsames feststellen. Also nehme ich an, dass alles so ist, wie wir es kennen.

Bei den bewaffneten Detektiven angekommen, fühle ich mich gleich um Einiges sicherer. Ich glaube, ich war noch nie so froh, die uralte Tapete und die vorsintflutlichen Kacheln an den Wänden mit so vielen Spuren der vergangenen Jahre zu sehen.

Ohne Umschweife steigen wir die Treppe bis zum Büro unseres Präsidenten hinauf.
Atsushi klopft an die Türe, von innen dringt ein kräftiges „Herein".
Ranpo-san drängt sich nach vorn und drückt die Klinke herunter. Beschwingt öffnet er die Tür, verbeugt sich und sagt dann herzlich: „Wir sind wieder da, Boss!"

Nacheinander betreten wir sein Büro und verbeugen uns respektvoll vor ihm.
Fukuzawa-seinsei hat die Handflächen auf seinen Schreibtisch gestützt, als er von seinem Stuhl aufgesprungen ist. Mit geweiteten Augen, aus denen die größte Erleichterung spricht, schaut er uns an.
„Meine Lieben", sagt er erleichtert, „Es hat funktioniert. Gott sei Dank..."

Doch weiter kommt er nicht.
Erneut öffnet sich die Tür einen Spalt und Kenjis blonder Schopf taucht auf.
„Hey-ho, Boss. Auftrag erledigt, eigentlich dürfte..."
Kenji stutzt und sein Blick wandert zu uns. Seine Miene hellt sich sofort auf und er lächelt so warmherzig, dass ich mich sofort wie zuhause angekommen fühle.
„Da seid ihr ja wieder", sagt Kenji lieb, „Ich hab euch vermisst. Wie war's denn?"

Gerade setzt Atsushi zu einer Antwort an, da fliegt die Tür so schwungvoll auf, dass ich befürchte, dass es sie gleich aus den Angeln hebt.

„Oooii, Atsushi-kun! Kunikida-kun! Was habt ihr denn alles in der Vergangenheit getrieben?!", ruft Dazai theatralisch, „Ihr wart ein halbes Jahr weg und in der Zeit hat sich so viel verändert... Chuuya ist jetzt der neue Mafia-Boss und stattet alle seine Untergebenen mit diesen grässlichen Hüten aus, könnt ihr euch das vorstellen?!" Er hält sich dramatisch den Handrücken an die Stirn, als würde er gleich in Ohnmacht kippen.
Atsushi öffnet ungläubig den Mund, Kunikida runzelt die Stirn.
„War nur ein Spaß", sagt Dazai augenzwinkernd nach ein paar Sekunden, „ihr wart nicht mal 24 Stunden verschwunden. Und Chuuya würde niemals die Mafia anführen können, dafür ist der Zwerg zu impulsiv."
Ich höre Kunikida mit den Zähnen knirschen und leise „Dazai" knurren. Ich glaube, die Zeit ohne die Streiche seines Partners hat ihm ganz gut getan. Das ist jetzt wohl leider vorbei.

Tanizaki betritt das Büro, Naomi hängt ihm am Arm.
„Wie schön, dass ihr wieder da seid", sagt sie strahlend, „wir haben uns schon solche Sorgen um euch gemacht!"
Ihr Bruder lächelt. „War hier ganz schön ruhig ohne euch", meint er grinsend.

Alles Murmeln und Tuscheln der Freude über unsere Rückkehr verstummt, als Fukuzawa-sensei sich räuspert, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Ihr habt sicher viele Fragen", ergreift er das Wort, „jeder von euch, von beiden Seiten. Aber wir müssen beachten, dass unsere Freunde eine nervenaufreibende Reise hinter sich haben und dass wir auch nicht untätig waren. Lasst uns alles Wesentliche heute Nachmittag bei einem Meeting besprechen. Bis dahin sei euch eine Verschnaufpause gegönnt."
Er senkt den Kopf und sagt zum Schluss noch: „Es beruhigt mich, dass wir alle dieses Ereignis so unbeschadet überstanden haben und dass sich die ganze Detektei wieder hier eingefunden hat. Ich bin sehr dankbar für die Arbeit, die ihr leistet. Und nun geht und ruht euch aus. Das habt ihr euch verdient."

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