Chuuya war das erste Mal im Leben guter Dinge, was das spätere Treffen mit Dazai anging.
Er hatte gut und lang geschlafen, sich erholen können - das war prima für seine Nerven. Er war davon überzeugt, nun Ruhe bewahren zu können, wenn der Detektiv wie immer Blödsinn redete.
Er hatte gefrühstückt - das gab ihm das Gefühl, für alles gewappnet zu sein. Die Mahlzeit verlieh ihm den Gedanken, stärker und voll Tatendrang zu wirken.
Er hatte bereits einen Job für heute erledigt; nämlich eine Truppe Kleinkrimineller auseinanderzunehmen - das ließ ihn sich sicherer fühlen, seine Aggressionen gegen Dazai unter Kontrolle halten zu können.
Und zu guter Letzt war bereits das ein oder andere Glas Wein seine Kehle hinunter geflossen - zur Beruhigung, aber auch, damit ihm so ziemlich alles egal wurde, was aus dem Mund seines ehemaligen Partners kam. Er würde nun sehr viel mit Humor nehmen können und nicht alles gleich allzu ernst nehmen, dann ausflippen und auf seinen ‚Besuch' losgehen. Er mochte schließlich sein Büro und hatte keine große Lust, es nach einem Kampf mit Dazai vollkommen demoliert zurücklassen zu müssen.Er lehnte mit dem Po gegen seinem Schreibtisch, die Hände auf dessen Kante gestützt.
Natürlich war das Treffen in seinem Büro. Dazai war lange nicht mehr in seiner Wohnung gewesen und Chuuya wollte die Erinnerungen, die daran hafteten, nicht wieder in sich aufkommen lassen, nachdem er sie mit einer Menge Alkohol vor Jahren runtergespült hatte.Er pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und atmete tief durch.
Ich bin ganz entspannt, sagte er sich selbst, Ich bin ruhig und gelassen, mich kann nichts aus der Fassung bringen...Die Tür ging auf, mal wieder ohne, dass dieser ungehobelte Trottel geklopft hatte.
„Guten Morgen, Sonnenschein", rief Dazai gut gelaunt, „Bist du bereit? Ich bin sowasvon bereit. Ich hab vollstes Vertrauen in dich, dass du das hinkriegst."
Sofort verdüsterte sich Chuuyas Laune.
„Du weißt schon, dass ich dir nur helfe? Du kannst das alles trotzdem schön selbst machen. Ich bin nur zur Unterstützung gedacht", blafft er bissig.
Dazai schmunzelte. „Chuuuya", meinte er augenzwinkernd, „Das ist doch ein geheimer Code. Ich kenn dich doch. Es bedeutet: ‚Ich mache die ganze Arbeit und du kannst dich ausruhen, weil du der Größte bist'."
Der Rothaarige dachte wehmütig an die noch halb volle Flasche Wein auf seinem Küchentisch - vielleicht hätte er sie sich komplett einverleiben müssen, um mit Dazai klarkommen zu können.
„Vergiss es", knurrte er nur und stieß sich vom Schreibtisch ab, „Das wird ganz schön viel Arbeit und ich mache den Scheiß nicht allein. Ist ja auch eigentlich deine Strafe für irgendeinen Kram, den du mal wieder verbockt hast."
Er ließ sich in seinen Sessel fallen. Irgendwie hatte er die Eingebung, dass das gute Gefühl, das der Schlaf sowie der Wein ihm gegeben hatten, nicht lange anhalten würde.
„Hey, ich hab dir schließlich Hiratas Geständnis beschafft", meinte Dazai beleidigt, „Da solltest du mir schon entgegenkommen."
Chuuya schnaubte, als der Dunkelhaarige sich auf seinen Schreibtisch schwang.
„Ich hab ihn dir aber auch auf dem Silbertablett serviert", murmelte er, „Und du hast selbst gesagt, dass ich das alleine auch hinbekommen hätte. Also, spiel dich hier mal nicht so auf."Dazai schmollte, aber Chuuya blieb stumm.
Er wollte nicht zugeben, dass Dazai einen guten Job gemacht hatte.
Er wollte nicht zugeben, dass Dazai, als er sich verhalten hatte wie damals, ihm eine Heidenangst eingejagt hatte und er immer noch Gänsehaut bei dem Gedanken bekam, wie kalt und berechnend er sich plötzlich wieder gegeben hatte.
Und er wollte auch nicht zugeben, dass Dazai ihm damit einen Gefallen getan hatte, weil er aus Hirata absolut nichts herausbekommen hätte. Er hätte Ane-san um Hilfe bitten müssen, das wäre ziemlich schlimm ausgegangen für den Gefangenen.„Wie machen wir es also?", seufzte Dazai und sah Chuuya von oben herab fragend an, „Wie sollen wir vorgehen?"
Chuuya hatte ihn noch nie so ratlos erlebt. Es überraschte ihn, aber er wollte es sich nicht anmerken lassen.
„Wir tun, was wir immer getan haben", meinte er, „Wir arbeiten zusammen. Dürftest du ja noch nicht verlernt haben, hm?"
Dazai lächelte ein wenig. In seinen Erinnerungen hatten sie eigentlich eher gegeneinander gearbeitet als miteinander. Aber wenn es drauf ankam, waren sie das beste Team überhaupt. Chuuya wollte versuchen, das wieder aufleben zu lassen. Und Dazai war ihm mehr als dankbar dafür.
„Gut", sagte er zufrieden, „Hört sich nach einem Plan an. Womit fangen wir an? Dresscode? Buffet? Einladungskarten?"
Chuuya rollte mit den Augen. Dazai war so unglaublich übermotiviert.
„Wir brauchen erst einmal einen Ort, wo die Agency und die Port Mafia alle gemeinsam reinpassen, du Genie", sagte er tadelnd, „Man, du hast ja wirklich gar keine Ahnung."
Dazai lächelte entschuldigend. „Ich gehe halt lieber auf Partys statt sie zu planen", meinte er belustigt.
Wieder verdrehte Chuuya die Augen. „Ich seh schon", bemerkte er, „Aber konzentrier dich jetzt mal. Hast du eine Idee, wo wir das Ganze veranstalten können? Es muss eine Halle sein oder ein Saal... was Großes eben."
Dazais Augen leuchteten.
„Sowas wie ein Ballsaal?", fragte er wissend.
Chuuya hob eine Augenbraue. „Wie auch immer du jetzt darauf kommst", meinte er angestrengt, „Aber... ja, theoretisch würde das passen."
Dazai grinste. „Gut, dann hab ich das Problem schon gelöst."
Chuuya ächzte leise. „Was zur Hölle, Dazai?", meinte er irritiert, „Wie meinst du das?"
Dazai grinste nur noch breiter. „Sagen wir: ich kenne jemanden, der wen kennt, der einen kennt. Und dieser jemand schuldet mir einen Gefallen."
Chuuya schnaubte. „Du und deine Gefallen", murrte er.
„Sind sehr nützlich", flötete Dazai vergnügt.
„Eher ein Pakt mit dem Teufel", murmelte Chuuya.
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Bungou Stray Dogs Short Stories
ParanormalHey there~ Ich bin momentan ziemlich verrückt nach diesem Anime, Bungou Stray Dogs. Hier veröffentliche ich einzelne Stories, die mir dazu einfallen, weil die Charaktere so unfassbar tiefgründig und so schön unterhaltsam sind. Das hier wird eine Sa...