„Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals diesen Laden betreten zu haben", meckert Kunikida-kun schon seit einiger Zeit vor sich hin, „Ich hätte es wissen müssen und uns vor dieser Begegnung schützen sollen. Warum nur kam mir nichts davon bekannt vor?"
Ranpo-san lässt provokativ ein leises ts, ts, ts hören und feixt sich eins, als der Blonde ihn vernichtend anstarrt.
„Du hast es doch genau gewusst", zischt Kunikida, „Warum hast du nichts gesagt?"
Ranpo zuckt mit den Schultern.
„Warum sollte ich?", meint er unschuldig, „Er wäre uns nicht in die Quere gekommen und hättest du mich gefragt, hätte ich es dir auch erzählt. Aber du musstest ja unbedingt sofort die Flucht ergreifen."
Kunikida schäumt vor Wut, aber Atsushi klopft ihm nur auf die Schulter und sagt aufmunternd: „Ärgere dich nicht, es ist doch alles gut gegangen."Nun wissen wir ja alle, wie verärgerte Menschen auf die Worte ‚ärgere dich nicht' reagieren.
Sie ärgern sich noch mehr.
Aber Kunikida tut dies Gott sei Dank im Stillen für sich und macht uns damit keine schlechte Laune mehr.„Was sollen wir jetzt tun?", fragt Kyouka-chan leise.
Seit geraumer Zeit laufen wir nur ziellos durch die Straßen einer Stadt, die mal unser Zuhause war und sein wird, uns jetzt aber so fremd wie noch nie vorkommt.
„Wir müssen irgendwie die Zeit tot schlagen", seufzt Atsushi, „und uns einen Plan ausdenken, wie wir zurück in unsere Zeit kommen. Ich für meinen Teil hab nicht das Bedürfnis, hier irgendwo zu übernachten."
Ich denke nach. Wir alle denken nach.
„In einer Welt, in der es Menschen mit besonderen Fähigkeiten gibt, wird es doch bestimmt auch irgend ein Superhirn geben, das eine Zeitmaschine erfunden hat, oder?", frage ich, halb im Scherz. Ich ernte nur unechte Lacher; die Stimmung ist zu gedrückt für Witze.Auch ist die Gegend, in der wir gerade planlos umher wandern, nicht die Beste für Amüsement.
Wir sind ganz schön von der Innenstadt abgekommen und befinden uns in einem Viertel mit vielen Neubaublöcken und dunklen, engen Gassen. Hier und da stehen Leute vor den Türen und unterhalten sich gedämpft, aber sobald unsere kleine Gruppe in ihr Sichtfeld kommt, verstummt alles.
Ich finde es hier mehr als gruselig. Ich war noch nie in diesem Teil der Stadt und gerade in der Vergangenheit scheint das keine gute Idee zu sein.„Wo sind wir hier?", fragt Atsushi irritiert. Auch er hat mitbekommen, wie sich unsere Umgebung verändert hat.
„Tja, mein Junge", murmelt Kunikida leise, „Willkommen im heruntergekommenen Armenviertel von Yokohama."
Yosano legt Kyouka-chan beschützend eine Hand auf die Schulter.
„Wenn wir noch viel weiter gehen, kommen wir zu den Slums der Stadt, da gibt es dann nicht mal mehr richtige Häuser, sondern nur Wellblechhütten", informiert uns Ranpo, „Aber wer würde da schon freiwillig hinwollen?"
Ich räuspere mich.
„Tatsächlich wäre ich dafür, dass wir umdrehen", sage ich, weil irgend etwas Unheilvolles in der Luft liegt, „Denn wenn wir glaubhaft Touristen spielen wollen, sollten wir uns bei berühmten Sehenswürdigkeiten und nicht in solchen Straßen aufhalten."
Kunikida richtet seine Brille, Atsushi sieht sich unruhig um.
„Ich finde die Idee gar nicht mal so schlecht", sagt Yosano, „Unsere Tarnung beruht darauf, dass wir die Stadt besichtigen wollen. Und typische Touristen gehen nicht in die Slums. Wie sollten zum Tower oder die Überreste der Stadtmauer bewundern, damit wir glaubwürdig sind."
Alle nicken zustimmend.
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Bungou Stray Dogs Short Stories
ParanormalHey there~ Ich bin momentan ziemlich verrückt nach diesem Anime, Bungou Stray Dogs. Hier veröffentliche ich einzelne Stories, die mir dazu einfallen, weil die Charaktere so unfassbar tiefgründig und so schön unterhaltsam sind. Das hier wird eine Sa...