• 𝒔𝒊𝒙𝒕𝒆𝒆𝒏 •

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The Black Swan II

Jungkook

"Nur noch diese eine...!", Sumi schob konzentriert die Zunge an ihren Mundwinkel.

"Du ruinierst es.", warf Yoongi ungerührt ein.

Ein Enttäuschtes Seufzen ging durch ihre Runde, als Sumi's letzte Bemühung schließlich dazu führte, dass das Kartenhaus in sich zusammenbrach.

Dutzende Skat-Karten verteilten sich auf dem Tisch des kleinen Restaurants, in dem Jungkook gemeinsam mit seinem Team etwas Essen gegangen war, sobald das Konzert geendet hatte.

Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen nahm Jungkook einen großen Schluck von der Pepsi in seinem Plastikbecher. Vor den Fenstern leuchtete der Stadtteil von Gangnam, in den sie wegen der Nähe zum Auftritt gefahren waren. Es war schon spät und Jungkook fühlte bereits, wie sich die Müdigkeit in seine Muskeln und Gedanken schlich. Obwohl irgendein beliebter Popsong in dem Restaurant gespielt wurde, klang noch immer die Melodie von Taehyung's Auftritt in seinen Ohren.

Sie war weniger wie ein Ohrwurm und mehr wie ein Gefühl, das langsam und leise beginnt, bevor es schneller wird, lauter, intensiver- und nur langsam wieder aufhört, aber ohne jemals wrklich zu enden, sondern zum Teil einer wundervollen Erinnerung wurde.

Etwas, das Jungkook unbedingt nochmal fühlen wollte.

Wie sich Taehyung's vollen Lippen geöffnet hatten, als müsste er zwischendurch nach Luft schnappen, während er die Violine spielte. Seine dunklen Augen glänzten so tiefgründig hinter den dichten Haarsträhnen, es erweckte in Jungkook das Bedürfnis, in diesen schwarzen Ozean hinabzutauchen und Taehyung dort drin zu finden.

Jede Melodie verriet ihm ein wenig mehr über diesen mysteriösen, schwarzen Schwan. Ein weiterer Ton war wie ein weiteres Wort, eine Strophe ein vollständiger Satz, eine Melodie seine ganze Geschichte.

Er schüttelte die Eiswürfel in seiner Pepsi, doch die braune Farbe seines Getränks rief ihm lediglich wieder Taehyung's braune Augen in's Gedächtnis.

"Was denkst du, JK?"

Erschrocken hob er den Kopf und alle Blicke hefteten plötzlich auf ihm.

"Ich-", setzte er kleinlaut an, doch zu seinem Glück fuhr Sumi ihm über den Mund: "Was soll das schon bedeuten, wenn es nicht in den Nachrichten kam? Ich wette, V hat keine Freundin."

"Unmöglich. Dafür sieht er viel zu gut aus. Und du hast ihn doch erlebt, er ist so unglaublich charmant...!", Rose hob abwinkend die Hand.

Sumi deutete mit dem tropfenden Strohalm ihres Getränks in Rose Gesicht, "Wollen wir wetten?"

Fragend blickte Jungkook zwischen den beiden hin und her.

Rose warf schnaubend ihr Haar zurück, dass sie mittlerweile wieder offen trug, "Das würde doch nichts bringen, sein komplettes Privatleben ist ein Mysterium. Ich meine- wo wohnt er überhaupt? Hat er Geschwister? Einen Hund?"

Ein schweres Gefühl breitete sich in Jungkook aus und er fühlte, wie er auf der Sitzbank nach unten rutschte. Rose hatte recht- all jene Dinge, die ihn vermutlich ausmachten, Jungkook kannte nichts davon. Aber andererseits...

Er drehte den Kopf zur Seite und blickte hinaus in die nächtliche Dunkelheit, wo die Lichter von vorbeifahrenden Autos in der Ferne schimmerten.

Waren dies wirklich die Dinge, die eine Person ausmachten?

Wenn er Taehyung tief in die Augen blickte, dann sah er andere Dinge, seine Farbe, seine Gefühle, seinen Schmerz. Das war Kim Taehyung, und kein Hund oder Wohnort könnte etwas daran ändern.

The Violinist | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt