Min Yoongi warf erst einen verstohlenen Blick nach links, dann nach rechts:
Beide Gänge im zweiten Stockwerk des Theatergebäudes schienen leer um diese Uhrzeit.
Nur jede zweite Lampe an der Decke war angeschaltet, sodass die spährlichen Lichter tiefe Schatten auf den dunkelbraunen Boden warfen. Sein hölzernes Muster wirkte wie schwarze Geister, die langsam über den glatten Untergrund krochen.
Perfekt.
Mit einem gedehnten Seufzen zog er eine (an mehreren Stellen eingerissene) Schachtel Zigaretten aus seinem Hoodie und schob sich eine davon zwischen die schmalen Lippen.
Der schwarzhaarige Musikproduzent genoss jedes Mal auf's Neue, als Erster an einem Treffpunkt anzukommen und als Letzter zu gehen.
Es gab ihm ein seltsames Gefühl der Sicherheit, einen Ort dermaßen überblicken zu können; zum Beispiel die Gewohnheiten der anderen Personen, die das Theater nach und nach erreichten und wieder verließen. Er konnte beobachten, wie lange sie sich an einem Ort aufhielten, was sie mitbrachten und was sie wieder mit sich nahmen, wenn sie gingen.
Besondere Sicherheit vermittelte ihm das Gefühl seiner eigenen Anwesenheit, wenn sich noch keine fremde Präsenz darunter mischte.
Nicht jeder Mensch hat ein gutes Gespür für sich selbst; für seine Aura und das Gefühl, das er anderen in einem Raum vermittelt.
Yoongi empfand seine eigene Präsenz als kühl, organisiert und überschaubar. Nichts, das plötzlich außer Kontrolle geraten konnte- er war ein berechenbarer Ton in einem bekannten Stück.
Der dumpfe Knall einer zufallenden Tür ertönte.
Yoongi hob den Blick; seine wachsamen, dunklen Augen starrten erwartungsvoll in den Flur zu seiner rechten Seite, wo sich schwere Schritte näherten.
Ein Mann erschien im schwachen Licht des Flures. Sein europäisches, markantes Gesicht war mit dunklen Blutergüssen versehen, und die eisblauen Augen begegneten denen von Yoongi.
Es war nur ein flüchtiger Augenblick; ein dunkles Lächeln auf seinen aufgeschlagenen Lippen, während Min Yoongi nachdenklich an seiner Zigarette zog.
Und als er den Zigarettenrauch ausatmete, hatte der Mann sich auch schon zum Gehen abgewandt. Er setzte eilig seinen Weg fort, die Treppen hinab zum Theatersaal.
Yoongi erschauderte- er fühlte die unberechennbar kalte Präsenz noch immer, also lief er an das vergoldete Geländer und blickte in den Saal.
Der Fremde lief in Richtung des Ausgangs, und das Licht im Saal spielte mit seinem Schatten, warf ihn an die Wand wie ein riesiges, schwarzes Ungeheuer.
Mit einem skeptischen Funkeln in seinen katzenartigen Augen beobachtete Yoongi, wie der Mann das Theater verließ und seine dunkle Präsenz mit sich nahm.
Wieso fühlte es sich so an, als hätte er irgendetwas hier gelassen?
Min Yoongi zog erneut an seiner Zigarette, bevor er den Kopf in den Nacken legte und an die Decke starrte, als könne er durch sie hindurch in den Himmel sehen.
Wer weiß, was für eine Rolle er spielt.
Das Universum schreibt unendlich viele Geschichten gleichzeitig; jeder Hauptcharakter einer Geschichte ist nur ein Nebencharakter in der einer anderen.
Und jedes Stück wird begleitet von seiner ganz eigenen Musik...
Mal steht die Violine im Vordergrund, mal begleitet sie das Klavier in einer Symphonie.
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The Violinist | taekook
Fanfic𝙡𝙖𝙪𝙛𝙚𝙣𝙙 Alle kennen ihn, doch keiner weiß wirklich etwas über südkoreas berühmtesten Violinisten, gennant "V". Vielleicht liegt das an seiner dunklen Aura, vielleicht aber auch daran, dass er infolge eines Kindheitstraumas kaum ein Wort spric...