Jungkook
Die Blätter in den Gebüschen wirkten fast schwarz in der Nacht- und sie bargen ein silbernes Glänzen, wenn der Wind durch sie hindurchfuhr.
Er hinterließ ein leises Rascheln in den Straßen, um nicht unbemerkt durch die warme, sommerliche Nacht zu gehen.
Jungkook war unterwegs zu Taehyung, und er streckte seine linke Hand zur Seite aus, um sie beiläufig durch die hohen Büsche streichen zu lassen.
In seiner Brust explodierten helle Glücksgefühle, als sei er wieder ein kleines Kind- und mit einem gespannten Lächeln auf seinen Lippen begann er, zu rennen.
Seine schweren Stiefel erzeugten ein lautes Echo auf den leeren Straßen, und er fühlte die Blätter auf seiner Hand; ihre rauen Strukturen kitzelten unter seinen Fingerspitzen.
Er konnte es noch immer kaum fassen, doch in diesem Moment war Taehyung dabei, seine letzten Dinge einzupacken, um endlich mit ihm zusammen zu ziehen.
Jungkook sprang auf den Bordstein und balancierte dort weiter geradeaus, beide Hände seitlich von seinem Körper ausgestreckt, um sein Gleichgewicht zu halten, während er in den sternenbesetzten Nachthimmel blickte.
Ich hatte keine Ahnung, was das Leben für mich bereit hält, als ich mich beim National Seoul Theatre beworben habe.
Wir alle fürchten uns vor der Ungewissheit, was das Leben nach der Schule für uns bereit hält.
Schließlich hatte man von Kind an immer einen Plan für uns.
Man steckte uns erst in den Kindergarten, dann in die Grundschule, dann folgte die weiterführende Schule.
Und eines Tages ist es vorbei; plötzlich erwartet man, dass wir längst einen ganz eigenen Plan für unser Leben haben- dabei kennen wir die Welt außerhalb dieses Systems noch gar nicht.
Jungkook hatte nur eine ungefähre Vorstellung vor Augen, wie sein Leben danach sein sollte:
Er träumte von den tiefen Klängen der Cellos, dem Geruch von glattem Holz und den Tasten eines Klaviers, breiten Holzböden von riesigen Bühnen, darüber schwere, rote Vorhänge und der belebende Applaus der Zuschauer.
Was er nicht hatte kommen sehen, war die Violine.
Und mit ihren Klängen kam der unerbitterliche Starkregen auf dem Parkplatz vor dem Theater.
KIm Taehyung hatte sich in das Orchester seines Lebens geschlichen wie eine leise Melodie, die immer lauter und stärker wird, bis sie schließlich das gesamte Instrumental anführt.
Wir kennen nicht immer jedes Instrument in unserem Orchester- oft übersehen wir die kleinen Töne darin; die Rassel, der Schellenring oder die unscheinbaren Klangstäbe- und doch wäre die Melodie ohne sie nicht dieselbe.
Eine weitere, kräftige Windböe fegte die Blätter von den Bäumen, auf das sie um Jungkook herumwirbelten wie geisterhafte, schwarze Vögel in der Nacht.
Er hob den Kopf, beobachtete ihr Geflatter und lächelte, während er sich seine Kopfhörer in die Ohren schob.
Die Musik von 'Adore You' ertönte, und Jungkook tanzte durch die Straßen- das goldene Licht der Straßenlaternen reflektierte sich auf seiner gelben Regenjacke.
Seine Schuhe kamen auf dem dunklen Asphalt auf und machten erst zwei Schritte vor- dann wieder einen zurück; drehten sich, und sprangen in die Luft.
Dieses federleichte Gefühl trug ihn voran; von Taehyung's Geschmack auf seinen Lippen, in seinem Mund und seinem Geruch auf seiner Haut.
Das Gefühl, dass Taehyung allmählich zu seinem wurde, und dass Jungkook ihm schon längst gehörte.
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The Violinist | taekook
Fanfiction𝙡𝙖𝙪𝙛𝙚𝙣𝙙 Alle kennen ihn, doch keiner weiß wirklich etwas über südkoreas berühmtesten Violinisten, gennant "V". Vielleicht liegt das an seiner dunklen Aura, vielleicht aber auch daran, dass er infolge eines Kindheitstraumas kaum ein Wort spric...