Völlig nackt und mit steifen Gliedern erwachte ich. Jede Bewegung schmerzte stark. Ich raffte mich auf und ging schwerfällig in mein Badezimmer. Mutlos blickte ich mir selbst entgegen. Ich hatte mir von dem Gespräch mit Logan sehr viel mehr erhofft. Umgehend schweiften meine Gedanken zu Caleb. Ob sie sich gestritten hatten? Gab es einen Kampf? Und wer war dieser andere Wolf? Dessen Duft alles übertünchte. Es war ein sehr herber Duft gewesen. Nach Moschus und Pinien.
Aufdringlich.
Ich war froh darüber, dass Caleb mir nicht gefolgt war. Aber irgendwie ärgerte es mich auch. Meine Gefühle waren ein einziges durcheinander. Und immer wenn klein Lola raus zum spielen durfte, war es sehr schwer Caleb zu hassen. Gedanken verloren wusch ich mein Gesicht und versuchte meine Haare irgendwie zu bändigen. Heute war Sonntag. Und Sonntag war das Moon geschlossen. Mom und Dad waren unterwegs, wie jeden Sonntag. Sie besuchten Freunde und gingen spazieren. Was für mich einen langweiligen Tag bedeutete. Wie so oft.
Ich schlüpfte in meinen Jogginganzug und ging antriebslos die Stufen zur Küche hinab.Für einen kurzen Moment meldete sich klein Lola. Der Gedanke Caleb aufzusuchen und ihn nach gestern Abend auszufragen, drang an die Oberfläche. Jedoch empfand ich es umgehend als total bescheuert. Schließlich wollte ich ihm nicht den Eindruck verschaffen, als würde es mich interessieren. Dennoch waren die Ameisen da. Sanft ruhten sie in meiner Mitte. Hin und wieder kribbelte es etwas stärker.
Ein Hinweis darauf, das dieser Tag vermutlich garnicht so langweilig werden würde, wie es die Sonntage sonst waren. Ohne ein wirkliches Ziel, schaltete ich durch das Fernsehprogramm. Sonntags kam nur Mist in der klotze. Der Blick zur Uhr verriet mir, dass es kurz vor eins war. Als die Ameisen in Wallung gerieten. Unruhig rutschte ich auf dem Sofa hin und her. Das vibrieren in mir wurde von Minute zu Minute stärker. Klein Lola lief nervös auf und ab. Ich war angespannt. Als es an der Haustür klingelte, blieb vor Schock mein Herzschlag für einen Moment aus. Wer konnte dies sein? War es Caleb oder Logan? Ich sprang auf und eilte zur Tür. Als ich sie jedoch einen Spalt breit öffnete, traute ich meinen Augen kaum. Vor mir stand das Mädchen mit den blonden Haaren und den blauen Augen. Das Mädchen, welches Caleb geküsst hatte.
Emma.„Ähm Hallo, erinnerst du dich an mich? Emma. Von gestern Abend", fiepte sie mit gesenktem Kopf.
Schockiert sah ich sie an. Was wollte sie denn hier? Klein Lola funkelte sie wütend an. Ich hatte Mühe sie im Zaum zu halten.
„Ja. Was willst du hier und woher weißt du wo ich wohne", antwortet ich ihr etwas zu schroff.
„Ich..., Ich weiß es nicht. Es war eine ganz dumme Idee. Aber etwas tief in mir, sagte mir dass ich dich aufsuchen muss. Du bist die Tochter des Inhabers vom Moon. Also habe ich die Adresse gegoogelt", stotterte Emma immer noch mit gesenktem Blick.
Sie war nicht nur schön, sondern auch klug. Es tat mir auch irgendwie leid, dass ich so schroff zu ihr war. So war ich sonst nie gewesen. Mit Molly unterhielt ich mich ja auch ganz normal. Aber sie, sie hatte Caleb geküsst. Erinnerte mich klein Lola warnend.
„Und weshalb musst du mich aufsuchen?", fragte ich genervt. War sie nicht längst Teil von Caleb's Rudel? War ihm gestern Abend etwas zugestoßen? Klein Lola war alarmiert. Mein Herzschlag beschleunigte sich umgehend bei diesem Gedanken. Sorge machte sich breit.
„Das ist ja das seltsame, ich weiß es nicht genau. Aber gestern Abend, da gab es einen Moment. Als du mich fort gejagt hast, es war wie bei Caleb... nur eben sehr viel stärker", nuschelte sie weiter.
Irritiert sah ich sie an. Was meinte Emma damit? Und warum musste sie seinen Namen nennen. Ich hasste es wie er aus ihrem Munde klang. Klein Lola schäumte bereits vor Wut. Ich jedoch krallte mich an den einen Faden, der noch nicht gerissen war. Neugierde war in diesem Moment stärker als der Groll gegen sie. Sie konnte ja nichts dafür.
Resigniert öffnete ich ihr die Tür und gab ihr somit zu verstehen, dass sie eintreten durfte.„Danke...", nuschelte sie und blickte sich ein letztes Mal um, bevor sie mir ins Wohnzimmer folgte.
Angespannt nahm sie Platz und knetete nervös ihre Hände. Klein Lola in mir rebellierte. Nun war sie außer Rand und Band. So gut es ging versuchte ich sie zu ignorieren.
„Hör mal Emma, es tut mir leid wie ich dich gestern behandelt habe. Ich weiß nicht genau was momentan mit mir los ist. Ich bin eben lieber für mich und Caleb macht mir das Dasein gerade sehr schwer", versuchte ich eine Unterhaltung zu starten.
„Schon okay. Wirklich. Ich glaube diese Phase machen wir alle durch, sobald das Wolfsgen erwacht. Er... er mag dich. Sehr sogar", antwortete sie nun mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen. Jedoch sah sie mich noch immer nicht an.
Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Caleb mag mich? Wie meinte sie das und woher wollte sie das so genau wissen? Woher wusste sie, dass ich ein Wolf war? Bei mir brannten alle Synapsen durch. Es war ein hin und her. Ein Teil von mir vollführte Freudensprünge, während der andere Teil angewidert den Kopf schüttelte.
„Hat er das gesagt? Wann?", drängte ich sie nun zum weiter sprechen.
„Gestern Abend, als du mit Logan fort gegangen bist, war er kurz vorm durchdrehen. Ich bin ihm gefolgt. Ihm und seinem Rudel. Warum weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich aus Neugier. Seine Gedanken waren für mich verborgen. Aber es gab eine Auseinandersetzung. Zwischen Caleb, Logan und diesem Mason. Dort machte er deutlich, dass nichts wichtiger für ihn ist, als Lola. Und du bist doch Lola. Oder etwa nicht?", flüsterte sie und hob für einen Moment ihren Blick.
Sie sah so unglaublich verletzlich aus. All der Groll den klein Lola gegen sie hegte, war wie weg geblasen. Jetzt da sie diese Worte ausgesprochen hatte. Ich wollte das es ihr gut geht, es war fast wie ein drang. Ich wollte das Emma glücklich war und das ihr niemals etwas schlimmes widerfahren sollte. Ich hatte plötzlich den starken drang, sie zu beschützen. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln.
Ich war wie erstarrt. Meine Gefühlsleben war gerade ein einziges durcheinander. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. War sie nicht Teil von Caleb's Rudel? Gestern noch sah es ganz danach aus. Und warum war ich für ihn so wichtig? Wollte er mich des Rudels wegen? Oder weil er mich wollte? Und wie passte Emma da hinein? Warum war sie zu mir gekommen?
War Mason dieser Wolf mit dem aufdringlichen Geruch und was wollte er?
Fragen über fragen. Ich versuchte eins und eins zusammen zuzählen. Doch ich kam einfach auf keinen gemeinsamen Nenner. Mir schwirrte der Kopf. Ich erwachte aus meiner Starre und legte ihr behutsam meine Hand auf ihre Schulter.„Ja, ich bin Lola. Ich verstehe das alle nicht. Was wollte dieser Mason? Wo kommt er her? Was hat das Ganze mit mir zu tun?", sanft drangen die Sätze nun aus meinem Mund.
„Du bist anscheinend die interessanteste Wölfin hier in dieser Gegend. Ich habe auch keine Erklärung dafür. Sie alle wollen dich in ihrem Rudel. Bei Caleb ist es noch mehr. Er sieht in dir seine Gefährtin. Dieser Mason, er ist gefährlich. Angeblich geht das verschwinden einiger Wölfe auf seine Kappe. Mord steht im Raum. Er stiehlt Ganze Rudel. Mason ist sehr mächtig und sehr überzeugend", überlegte Emma und teilte mir ihre Gedanken mit.
Was eine erneute Starre bei mir auslöste. In meinem Kopf hallte dieses eine Wort laut und deutlich nach.
Gefährtin.
Caleb wollte mich also tatsächlich. Und zwar nicht nur der Wolf, sondern auch er selbst. Das änderte gerade alles. Denn eigentlich wollte ich ihn hassen. Auch wenn ein großer Teil von mir genau das Gegenteil wollte. Darüber durfte ich mir aber nun nicht den Kopf zerbrechen. Denn wenn dieser Mason so gefährlich war wie sein Ruf vermittelte, dann war er ein ernst zunehmendes Problem für alle. Und ganz besonders für mich, da ich noch immer Rudel los war. Und ich hatte auch nicht vor dies so schnell zu ändern. Denn alles in mir sträubte sich mit Händen und Füßen dagegen. Mein Herz begann zu Rasen. Denn ein Gedanke manifestierte sich gerade.„Emma, bist du den nicht Teil von Caleb's Rudel?", fragte ich sie mit einem leichten Zittern in meiner Stimme.
„Nein, das war ich. Für eine ganze Stunde war ich Teil seines Rudels. Dann... kamst du", wisperte Emma und sah mich für den Bruchteil einer Sekunde an.
Ich hingegen fiel erneut in eine Schockstarre.
So sehr wie ich mich zu Anfangs an diesen Gedanken klammerte, so sehr wollte ich nun das Logan recht behalten hätte. Dies erschwerte die Situation. Mein Leben war gerade um ein hundertfaches Schwerer geworden. Konnte dies wirklich möglich sein? War ich fortan ein Alpha?
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Wolfsmond - Alpha in Love
FantasyWarum sucht ihr euch nicht einen anderen Platz? Dieser hier ist mein, also werde ich genau hier bleiben." " Ganz schön mutig, für so ein zierliches Persönchen wie du es bist. Findest du nicht? Ich werde dir deine Aufmüpfigkeit verzeihen, wenn du nun...