Da lag ich also Nacht für Nacht und wartete auf ein Zeichen. Lange würde ich dies jedoch nicht mehr aushalten. Ich wurde allmählich verrückt vor sorge. Sie alle konnten denken was sie wollten. Wenn bis ende der Woche kein Plan stand, würde ich die Sache selbst in die Hand nehmen. Wozu nützte mir ein Haus voller Wölfe, wenn sie nun alle doch einen Rückzieher taten? Mason war der Grund, warum jeder von ihnen hier war. Jetzt verkrochen sie sich allerdings in ihren Zimmern. Welche zugegebenermaßen nun viel zu klein und eng waren. Niemand außer den Alpha's hatte sein eigenes Reich. Manche teilten sich zu Sechst oder sogar zu zehnt ein Zimmer. Die Rudel von Luke und Rick waren enorm. Beide besaßen weit über einhundert Mitglieder. Ein ungeheurer Zuwachs für unser Vorhaben. Doch irgendwie wollten sie alle warten. Auf was? Darauf, dass Mason sich ergab? Aus welchem Grund sollte er das tun? Sein Gestank hing wie schwerer Nebel in der Luft. Er drohte mich zu ersticken. Wie konnte er so stark werden? Was hatte ihn dazu bewegt? Ihn angetrieben? Diese Fragen stellte ich mir jede Nacht. Doch antworten bekam ich nie.
Plötzlich vernahm ich ihren Duft. Ganz schwach, doch er war da. Umhüllte mich. Mein Herz begann zu Rasen. All meine Sinne waren geschärft.
Lola.
Das war eindeutig meine Lola. Ich sprang auf und horchte in die stille der Nacht hinein. Witterte.
Dann kam meine Erlösung.„Cay? Wenn du mich hören kannst, ich benötige eure Hilfe. Ich bin schwach. Den Weg werde ich alleine nicht schaffen. Ich hoffe du kannst mich hören...", leise und schwach waren ihre Gedanken.
Aber sie waren da. Es war kein Gespinst meines Verstandes. Es war real. Ich jaulte auf und sprang über das Geländer meines Balkons. Die Antwort der Rudel erklang laut und deutlich.
In der Ferne vernahm ich seinen Ruf. Schmerzerfüllt und bereit. Dies war mein Zeichen. Ich zwang mich durch das Geländer hindurch und lief los. Ahnungslos, ob ich es schaffen würde. Mein Herz hämmerte wild gegen meine schmerzenden Rippen. Ich blickte nicht zurück. Wie lange es wohl dauern würde, bis Mason meine Flucht bemerkte. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht. Ertönte auch schon sein wütender laut. Ich versuchte schneller zu laufen. Weg von diesem schrecklichen Ort. Caleb's Geruch wurde stärker. Schwoll an. So sehr, dass ich Mason kaum noch wahr nahm. Schmerzen überfluteten mich, doch aufgeben war keine Option. Wenn Mason mich jetzt erneut in die Finger bekäme, würde er mich zu Tode quälen. Dies war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Keuchend hielt ich meine Geschwindigkeit bei. Hinter mir vernahm ich etliche Schritte. Schritte, welche sich mir mit hoher Geschwindigkeit näherten. Mein Herz verkrampfte sich bei dieser Erkenntnis. Ich würde es nicht schaffen. Ich war zu schwach. Langsam. Doch vor mir tat sich etwas. Aus den Bäumen heraus schälten sich etliche leuchtende Augen. Ein paar davon, erlöste mich aus meiner wachsenden Angst. Es war ein blaues Augenpaar, welches ich sonst so noch nie gesehen hatte. Cay.
Caleb hatte mich erreicht.
Sein Knurren durchbrach die Dunkelheit.
Es klang gefährlicher als alles, was ich bis jetzt gehört hatte. Schützend drängte er sich an meine Seite. Stieß mich sanft an. Wärme durchzogen mich, als seine Nase die meine berührte. Dies war die Niederlage für Mason. Ich staunte nicht schlecht, als ich die vielen neuen Wölfe sah, welche kontinuierlich zu uns stießen. Dies waren nun weitaus mehr, wie an dem Tag, als ich verschwunden war.„Geht es dir gut?"
„Was hat dieser Mistkerl dir angetan?"
„Du lebst!"
„Du hast uns wahnsinnig gefehlt", drangen einige der Sätze zu mir durch.„Später! Lasst sie uns erstmal Nachhause bringen!", mischte Cay sich ein. Und die Gedanken der andern verstummten.
Meine Verfolger hatten aufgegeben. Sie waren nicht genug. Mason hatte nur eine kleine Gruppe damit beauftragt. Ich konnte jedoch seinen hasserfüllten Ruf hören. Laut, klar und wütend. Dies würde er nicht auf sich sitzen lassen. Soviel stand fest. Der Kampf stand nun unmittelbar bevor. Schon morgen könnte es soweit sein. Ich hoffte jedoch, er würde noch ein paar Tage warten. Denn mein geschundener Körper benötigte dringend etwas Ruhe. Damit ich wieder zu Kräften kommen würde. Doch ob er mir diesen Gefallen tun würde, stand in den Sternen.
Je näher wir unserer Hütte kamen, umso schwächer wurde ich. Die Welt um mich herum begann sich zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller und schneller. Taumelnd kam ich zum stehen.„Lola, halte durch. Wir haben es so gut wie geschafft", besorgt drangen Caleb's Worte zu mir durch. Jedoch schallend und gedämpft. Dies war der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich jeden Moment in die Bewusstlosigkeit glitt. Ich schnappte noch einmal nach Luft, fiepte und ging zu Boden. Cay war das letzte was ich sah, ehe mich die Dunkelheit umhüllte.
Als ich erwachte lag ich in jenem Raum, wo einst Midori lag. Um mich herum saßen meine Freunde, meine Familie. Cay und Sarah, Emma und Midori, Logan und Luna. Sogar Phill und Simon erkannte ich auf den hinteren Stühlen. Sie alle waren eingenickt. Schliefen ruhig atmend.
Ich versuchte mich leicht zu bewegen. Zu meinem Erstaunen, verspürte ich keinerlei Schmerzen. Sie sahen alle so friedlich aus. Ein Lächeln stiehl sich auf meine Lippen. Mein Blick fiel auf das Glas Wasser neben meinem Bett. Zittrig griff ich danach und trank gierig einen großen Schluck. Was mich umgehend zum Husten verleitete. Woraufhin die anderen aufwachten und mich verdattert anblickten.„Lola", hauchte Caleb mit seiner rauchigen Stimme. Welcher mir in Sekundenbruchteilen eine Gänsehaut am ganzen Körper bescherte.
„Hey ihr", fiepte ich. Doch mein Blick war einzig und alleine auf Caleb gerichtet.
„Schön das du wieder da bist. Wir sollten sie alleine lassen", wandte sich Sarah an mich, lächelte und berührte sanft meine Hand.
Dankend blickte ich ihr entgegen, wartete darauf, dass sie endlich den Raum verließen.
Erst als die Tür ins Schloss fiel, redete Caleb auf mich ein.„Ich hatte mir solche Sorgen gemacht. Es tut mir leid, dass wir nicht eher bei dir waren. Verspürst du noch schmerzen? Kann ich dir irgendetwas bringen?", ich legte meinen Finger auf seine vollen Lippen und brachte ihn so zum schweigen.
„Hör auf dich zu entschuldigen. Euch trifft keine Schuld. Wäre ich nicht mitgegangen, wären Sarah und Luna nun nicht mehr am Leben. Ich habe das alles auf mich genommen um euch zu schützen und dir die nötige Zeit zu verschaffen. Mir geht es gut, ehrlich. Ihr hättet nicht an meinem Bett warten sollen, was wenn Mason angegriffen hätte?", gab ich aufrichtig von mir. Wobei der letzte Satz eher tadelnd klang.
„Lola, das war auch sehr heldenhaft von dir. Dennoch wird Mason alles büßen, was er dir angetan hat. Bisher verschanzt er sich in seinem Haus. Wir schieben seit zwei Wochen abwechselnd wache...", entsetzt blickte ich ihn an und brachte ihn erneut mit meinem Finger zum schweigen.
Hatte er gerade zwei Wochen gesagt? War dies möglich? War ich zwei Wochen lang weggetreten? War das der Grund, weshalb ich mich so erholt fühlte?
„Wie meinst du das? Zwei Wochen? War ich zwei Wochen weggetreten? Cay?", wisperte ich . Meine Hand fuhr die markanten Züge seines Gesichtes nach. Er sah so verbittert aus.
„Lola, wir hatten Angst, dass du dich nicht mehr erholst. Deine Verletzungen waren um einiges schlimmer, als die von Midori. Aber du hast gekämpft. Jetzt, da du wieder bei uns bist, werden wir angreifen. Wir werden nicht darauf warten, bis er die Fäden zieht. Wir werden ihn in die Knie zwingen. Entweder wird er kapitulieren oder er bezahlt mit seinem Leben", presste er die letzten Worte heraus.
Caleb war fest entschlossen. Ich konnte seinen Hass spüren. Selten hatte ich ihn so erlebt.
„Sein Haus platzt aus allen Nähten. Er beherbergt so viele Rudel. Ich bezweifle, dass wir so einfach an ihn rankommen werden. Im Kellergewölbe, hält er die Alpha's gefangen. Dies ist der Grund, weshalb die Rudel ihm gehorchen. Sie wollen ihre Anführer schützen. Dies gelingt ihnen nur, wenn sie gefügig sind. Es ist ein schrecklicher Ort", erklärte ich ihm. Allein der Gedanke an die Kerker, ließ mich erschaudern.
Cay berührte Sanft meine Wange. Zwang mich ihn anzusehen.
„Auch wir sind um einiges gewachsen. Keine Sorge. Außerdem haben wir dich. Sie werden dich erkennen und vielleicht werden sie sich ebenfalls gegen ihn wenden. Alle werden wieder ein normales Leben führen können", lächelte er und gab mir einen federleichten Kuss.
Umgehend verspürte ich ein Ziehen im Unterleib. Meine Leidenschaft war geweckt. Die Ameisen stoben auseinander. Mit pochendem Herzen zog ich ihn zu mir heran. Forderte meinen Kuss ein. Einen Kuss der mir soviel bedeutete. Er hatte recht. Mit allem was er zuvor gesagt hatte, hatte er recht. Doch dies war unsere Nacht. Eng umschlungen lagen wir uns in den Armen. Liebten uns. Denn ob es ein nächstes Mal geben würde, wusste niemand.
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Wolfsmond - Alpha in Love
FantasiaWarum sucht ihr euch nicht einen anderen Platz? Dieser hier ist mein, also werde ich genau hier bleiben." " Ganz schön mutig, für so ein zierliches Persönchen wie du es bist. Findest du nicht? Ich werde dir deine Aufmüpfigkeit verzeihen, wenn du nun...