Zusammenraufen

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Auf Sarah konnte ich mich verlassen. Ich wusste, sie würde Lola beruhigen können. Sarah mochte Lola und Lola mochte meine Schwester. Auch wenn sie immer auf Abstand ging, so war sie eigentlich eher die gesellige. Das hatte ich in der letzten Woche bemerkt. Immer wenn ich abends vor ihrer Tür stand. Ihre Gespräche mit Emma, gingen bis tief in die Nacht herein. So verhielt sich niemand, der lieber alleine war. Logan wartete draußen auf mich. Ich wollte alleine mit ihm sprechen. Ohne das uns jemand zuhörte. Er stand am Ufer des Sees und blickte zu mir auf.

„Caleb, du wolltest mich sprechen?", begann er das Gespräch und sah mich wartend an.

Als ich zum ersten Mal bei meinem Vater war, hatte er eine Idee. Zugegeben, eine Idee, welche sehr skurril war. Ich weiß nicht was du davon halten wirst. Aber ich glaube das dies unsere einzige Möglichkeit ist, Mason in die Knie zu zwingen", nickte ich und sah ihn an.

Es war immer noch schwer für mich. Immerhin hatte ich ihm vertraut und er hatte mich hintergangen. Auch wenn er eigentlich nicht's dafür konnte.

„Rück schon raus mit der Sprache", drängte er mich.

Glaubst du, dass uns andere Alpha's folgen würden um Mason zu besiegen? Also freiwillig. Wenn wir einen Vertrag mit regeln aufsetzten. Wenn wir alle gemeinsam gegen ihn kämpfen würden?", tastete ich mich an das Thema heran und sah sein Entsetzen in seinem Gesicht.

Ernsthaft Caleb? Glaubst du wirklich, dass sich da wer dran halten wird? Nur weil wir das können? Und dazu noch nicht mal sonderlich gut, wenn ich das so sagen darf", sprach er mit hochgezogen Brauen.

Natürlich hatte er recht. Ich traute ihm nicht und wie er das sah, wusste ich nicht. Jeder hatte Angst um sein Rudel. Das war das größte Problem.

„Wenn ein Vertrag bestünde mit ernsthaften Konsequenzen, dann schon. Ich weiß mein Verhalten dir gegenüber ist immer noch angespannt. Aber es ist bei weitem nicht mehr wie zu Anfangs. Sarah ist deine Welt. Das weiß ich nun. Dies ist ein Grund, über die Situation hinwegzusehen. Sie ist meine Schwester und ich liebe sie. Sarah kann nur ein Bestandteil meines Lebens sein, wenn du es ihr gestattest. Was wohlgemerkt sehr großzügig von dir ist. Wir waren einst Freunde, daran kann man Arbeiten. Ich benötige nur etwas Zeit", antwortete ich wahrheitsgemäß. Was mir zugegebenermaßen einiges abverlangte.

Logan nickte erstaunt. Damit hätte selbst er nicht gerechnet.

„Nimm dir alle Zeit, die du benötigst. Wie soll dieser Vertagt denn deines Erachtens aussehen", lächelte er schwach.

Es war eine ganze Weile her, seit ich sein Lächeln gesehen hatte.

„Jeder Alpha, der sich uns anschließt muss sich an die Regeln halten. Uns eingeschlossen.
Es werden keine Mitglieder abgeworben. Wir müssen mit offenen Karten spielen. Wenn ein Mitglied freiwillig das Rudel wechselt, ist das nunmal so. Machtkämpfe sind untersagt. Wer sich nicht daran hält, wird dafür mit dem Tode bezahlen", führte ich unsere Konversation fort.

Ganz schön hart. Aber, ich muss zugeben, das könnte funktionieren. Kein Alpha würde sein Rudel aufs Spiel setzten. Dafür müssen wir aber an einem Strang ziehen. Gemeinsam nach anderen Rudel suchen. Unsere Gruppen sind zu schwach um einzeln auf die Jagd zu gehen. Und du müsstest als Sprecher fungieren", Logan war überzeugt.

Auch wenn er lieber mich opferte. Ich verstand seinen letzten Satz genau. Denn ich war der Überbringer und wenn es zu einem Kampf kommen würde, wäre ich Angriffsziel Nummer eins. Damit konnte ich Leben, solange meinen Liebsten nichts geschehen würde.

„Das werde ich, solange du versprichst, das zu schützen was mir lieb ist", bestätigte ich umgehend, um jeden Zweifel seinerseits aus dem Weg zu räumen.

Einverstanden. Dann sollten wir schleunigst alle in Kenntnis setzten und diesen Vertrag ausarbeiten. Wer weiß, wieviel Zeit uns noch bleibt", nickte er und reichte mir seine Hand.

Der Bund zwischen uns war wieder vorhanden. Auch wenn er noch schwach war, so konnte ich ihn deutlich spüren. Gemeinsam gingen wir zurück ins Haus. Es gab einiges zu erledigen...

Ich folgte Sarah schweigsam. Benny kam gerade aus dem Zimmer, wo Midori untergebracht war. Er lächelte mich an, nickte sanft.

Ihr könnt zu ihr, sie ist wach. Das Fieber geht allmählich runter. Ich habe ihr Antibiotika gegeben, es scheint zu wirken", sagte er freundlich und ging.

Vorsichtig öffnete ich die Tür zu ihrem Zimmer. Da lag sie. Midori. Ein hübsches Mädchen, mit kurzen braunen Haaren und braunen Augen. Benny hatte ihr eine Infusion angeschlossen. Kontinuierlich tropfte die Flüssigkeit in den Schlauch.als sie mich sah, lächelte sie schwach.

Lola?", krächzte sie und hievte sich etwas hoch.

Ja. Bleib ruhig liegen. Geht es dir gut?", gab ich schnell von mir. Sarah setzte sich auf einen Stuhl an der Tür.

Dank dir, lebe ich noch. Danke dafür", flüsterte sie mit Tränen in den Augen.

Je näher ich zu ihr kam, umso mehr fielen mir die blauen flecke auf. Welche ihre Haut übersäten. Midori hatte ganz schön was durchgemacht. Ihre vollen Lippen waren aufgesprungen. Ihr rechter Arm färbte sich bereits dunkel Lila. Sie sah so zerbrechlich aus.
Behutsam nahm ich ihre Hand.

Nicht dafür. Weißt du noch, warum Mason dir das angetan hat?", lächelte ich schwach.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht, setzte sie sich aufrecht.

Er hat uns angegriffen. Unser Rudel. Bastian hatte sich nicht ergeben. Er hat gekämpft bis zum letzten Atemzug", hauchte sie mit Tränen in den Augen.

Er wollte, dass wir uns ihm anschließen. Viele haben ihr Leben gelassen. Er ist sehr mächtig. Sie alle gehorchen ihm. Aus Angst, nicht weil sie ihm folgen wollen", flüsterte sie.

Das wissen wir bereits. Wir durften auch schon seine Bekanntschaft machen. Zumindest die beiden Rudel hier. Du bist nun in Sicherheit. Hier kann er dir nichts tun", hauchte ich und erntete einen erstaunten Blick.

Haben sich eure Rudel etwa zusammen geschlossen?", fragend blickte sie zwischen Sarah und mir, hin und her.

Sagen wir mal so. Unsere Rudel waren einmal eins. Durch Mason's auftauchen und durch Lola hier, sind wir mehr oder weniger zur Zusammenarbeit gezwungen. Was meines Erachtens sehr gut ist", mischte sich Sarah ein.

Ihr könnt ihn nicht besiegen. Er ist zu mächtig!", gab sie nun aufgewühlt von sich.

Du kennst Caleb noch nicht. Wir werden Mason in die Knie zwingen. Vertraue mir. Ich werde auf dich acht geben", überzeugt von meinen eigenen Worten nickte ich ihr zu.

Das sowas mal aus meinem Mund kommen würde, hätte ich selbst nicht gedacht. Doch in dieser Sache war ich überzeugt davon. Caleb war stark und Er war gut in seiner Sache. Und er würde noch besser werden, wenn ich mich auf ihn einlassen würde. Was klein Lola erneut zum tänzeln bewegte.

Ich vertraue dir, voll und ganz. Ich hoffe nur, ihr werdet recht behalten", sprach sie mit geschlossenen Augen.

Ruh dich aus, ich werde später wieder nach dir sehen. Du bist hier sicher", behutsam ließ ich ihre Hand los und verließ gemeinsam mit Sarah ihr Zimmer.
Benny saß vor Ihrer Tür auf einem Stuhl und war eingenickt. Er hatte wohl die letzte Nacht kaum geschlafen. Doch er wachte auf, als wir die Tür geschlossen hatten.

Mein Herz begann schneller zu schlagen, denn ich musste mich nun Caleb stellen. Allein der Gedanke daran bewirkte, dass sämtliche feinen Härchen an meinem Körper sich senkrecht aufstellten. Wie eine Flutwelle kam die Gänsehaut über mich. Und mit ihr die Ameisen. Als wir den Gemeinschaftsraum betraten, waren Logan und Caleb gerade dabei, alle zusammen zu trommeln. Benny war uns gefolgt, er grinste mich wissentlich an. Beschämt richtete ich meinen Blick auf die beiden, die vor garnicht allzu langer Zeit Feinde waren. Hatten sie sich wieder versöhnt? Es sah zumindest so aus. Für den Moment war ich also nochmals davon gekommen. Doch auch diese Versammlung hatte bald ein Ende.
Ich hing, wie alle Mitglieder beider Rudel an ihren Lippen. Gespannt darauf, was die beiden uns zu sagen hatten. Logan nickte Cay rückenstärkend zu und stellte sich an seine Seite. Alleine diese kleine Geste war es, was das erste Raunen aller versammelten Mitglieder heraufbeschwor.

Wolfsmond - Alpha in Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt