Die Ameisen stoben nervös auseinander. Es war ein seltsames Gefühl. Ich hatte keine Ahnung, ob ich für diese Aufgabe gemacht war. Dennoch fühlte es sich in diesem Moment richtig an. Ich gehörte zu Caleb. An seine Seite und er, gehörte zu mir. Meine Hand lag sanft in der seinen. Als wir den Gemeinschaftsraum erreichten, wurde es umgehend still. Sarah's Blick huschte zu unseren verschmolzenen Händen und es zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. Logan hingegen stand mit verschlossenen Armen neben ihr. Seinen Ausdruck konnte ich nicht deuten. Gefühle zu verbergen, hatte er ziemlich gut drauf. Klein Lola war voller Euphorie. Mit erhobenem Haupt, stolzierte sie regelrecht durch die Menge. Mein Herz hämmerte wild gegen meine Rippen. Ich sollte ihr Beta sein. Ich. Jemand der keinerlei Erfahrung hatte, im Umgang mit deren Aufgaben. Jemand der seine Verwandlung noch immer nicht kontrollieren konnte. Trotzdem würden sie mich akzeptieren müssen. Weil Cay es so wollte. Emma grinste über beide Ohren hinweg, als sie uns erblicke.
Caleb blieb erst stehen, als wir ziemlich genau in der Mitte des Raumes angelangt waren.„Ich habe noch eine weitere Sache zu verkünden. Lola hat sich mir unterworfen. Sie ist meine Gefährtin. Und somit auch euer Beta. Sie wird mich in allen Lagen unterstützen und für euch sorgen, falls ich nicht unbeschadet aus dieser Angelegenheit heraus kommen werde. Ihr werdet ihr folgen und auf sie hören", gab er mit fester Stimme von sich.
Erneut erfüllte ein Raunen den Raum. Gefolgt von Jubel beider Rudel. Benny kam und klopfte Caleb freundschaftlich auf die Schulter. Einige der Jungs taten dies. Emma zog mich in ihre Arme. Drückte mich sanft. Genauso wie Sarah.
„Siehst du, es war doch garnicht so schwer. Du musstest es nur akzeptieren. Von nun an, wird sich alles ändern. Ich hätte mir keine bessere Frau an seiner Seite vorstellen können", flüsterte sie mir ins Ohr.
Es war ein schönes Gefühl. Ein Gefühl von Familie. Sarah war nun ein Teil davon.
„Danke. Wir werden sehen, ob dies eine gute Entscheidung war", hauchte ich.
Olivia hingegen blieb auf Abstand. Sie sah argwöhnisch drein. Wir mochten uns nicht und ob dies sich je ändern würde, stand in den Sternen. Dennoch schien sie Caleb's Entscheidung zu akzeptieren.
Nachdem die anfängliche Euphorie versiegt war, kehrte Ruhe ein. Alle Blicke lagen noch immer auf uns. Draußen begann es zu dunklen. Und alle hier wussten, was dies zu bedeuten hatte. Ich wurde immer nervöser. Denn schon bald würden wir auf die Jagd gehen. Und ob klein Lola auf mein Kommando ausbrechen würde, würde sich dann zeigen. Dieser Gedanke ließ mein Herz noch schneller schlagen. Was wenn sie es nicht tat? Würde dies nicht für Aufstand sorgen? Ein Beta der sich noch nicht einmal verwandeln konnte, wenn es darauf ankam? Cay bemerkte meine Unsicherheit. Sanft übte er Druck auf meine Hand aus.
„Mach dir keine Gedanken Lola. Es wird jetzt alles leichter werden. Akzeptiere wer und was du bist. Du wirst sehen, wie leicht dir alles fallen wird", sprach er so leise, dass nur ich ihn hören konnte.
In diesem Moment wuchs die Liebe zu ihm noch mehr. Er fand die richtigen Worte zur richtigen Zeit.
„Wir werden bald aufbrechen. Gegen Süden. So sind wir weit genug von Mason entfernt. Bis dort wird er noch nicht vorgedrungen sein. Denn er hat unsere Grenze noch nicht überschritten", übertönte Caleb beide Rudel.
Benny kam mit Midori zurück. Sie sah soviel besser aus. Erleichterung machte sich in mir breit. Er kümmerte sich liebevoll um sie. Stützte sie und flüsterte mir ihr. Auf ihren Lippen formte sich ein sanftes Lächeln. Benny hatte wohl auch seine Gefährtin gefunden. Dies blieb auch Olivia nicht verborgen. Sie sah jedoch keinesfalls erfreut aus. Eher verletzt. Mochte sie Benny? War es vielleicht sogar mehr als mögen? Gab es dies unter Wölfen? Das jemand seinen Gefährten gefunden hatte, dieser aber jemand anderes liebte. Cay folgte meinem blick.
„Ja, manchmal ist das so. Manchmal ist man für jemanden bestimmt, er aber nicht für dich. Oliv gab Benny immer eine Abfuhr. Sie spielte zu lange mit ihm. Natürlich entsteht ein gewisser Reiz dabei. Doch irgendwann kommt dieser eine Mensch in dein Leben, der dich alles andere vergessen lässt. Benny dachte immer, Oliv sei seine Gefährtin. Doch sie war es nie gewesen. Traurig für sie", flüsterte er an meinen Scheitel und gab mir einen sanften Kuss.
Fasziniert davon, dass er meinen Gedankengängen folgen konnte blickte ich zu ihm auf. Allein diese Tatsache, war unglaublich. Es war ein starkes Band, welches uns vereinte. Es zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Mein Blick wanderte durch den Raum. Über die beiden Rudel hinweg. Sie alle würden uns zur Seite stehen. Füreinander einstehen und Kämpfen. Für die Freiheit. Klein Lola raffte sich auf. Sie lag auf der Lauer. Angespannt, freudig und bereit. Bereit den Kampf aufzunehmen, mit jedem der sich uns in den Weg stellen würde. Ich konnte es deutlich spüren. Wie sehr sie ausbrechen wollte. Ich hielt sie im Zaum. Sprach beruhigend auf sie ein. Versprach ihr, dass es gleich losgehen würde. Dies war der Augenblick, in dem ich feststellte, dass sie mir zum ersten Mal Gehör schenkte. Zwar zerrte sie stark an den Zügeln, doch ich behielt die Oberhand. Klein Lola gab sich geschlagen. Zumindest für den Moment.
Sie hatte nicht länger die Kontrolle über meinen Körper.„Wir werden nun gehen. Ich hoffe, ihr kommt ohne mich zurecht", unterbrach Benny meinen inneren Monolog.
„Natürlich, Midori ist wichtiger. Kümmere dich gut um sie. Ich weiß, dass du gerne dabei wärst. Aber nicht heute mein Freund", sprach Caleb und nickte ihm zu.
„Das werde ich. Ihre Wunden heilen gut. Sie ist sehr stark", grinste er und zwinkerte mir zu.
Dann verließen sie uns und verschwanden in der Dämmerung. Cay blickte mich an, nickte und seine Augen begannen wild zu wabern, leuchteten auf. Kontinuierlich verschwammen die Blautöne ineinander. Gefesselt sah ich ihm zu. Wie von Zauberhand überzog ihn das schwarz glänzende Fell. Er formte sich neu. Für Außenstehende war dieser Anblick sicherlich furcht einflößend, doch für mich war es faszinierend. Vor mir stand nun der große böse Schwarze Wolf, mit den wundervollsten Augen, die die Welt je gesehen hatte. Erneut zog Klein Lola an den Zügeln. Trippelte nervös umher. Mein Blick huschte zu Logan und Sarah, welche sich lächelnd ihrer Verwandlung hingaben. Ein letztes Mal atmete ich tief durch und gab klein Lola frei. Überließ ihr die Führung. Innerlich stellte ich mich auf die bekannten Schmerzen ein. Doch dieses Mal war es ganz anderes. Der Schmerz blieb aus. Es war eine Erlösung. Ich spürte wie mich die Kraft durchströmte. Stärker als je zuvor. Wie all meine Sinne geschärft wurden. Wie die Hitze Besitz von meinem Körper einnahm und alle Zweifel wegwusch. Das war ich. Lola. Die echte Lola. Das war es, was ich sein wollte. Kein zerbrechlicher Mensch, sondern ein Wolf. Diese Einsicht hatte lange auf sich warten gelassen. Doch nun war ich mir sicher. Ich würde nicht das Leben meiner Eltern leben. Zumindest nicht, was meinen Vater betraf. Ich hatte meinen Gefährten gefunden und an seiner Seite würde ich bleiben. Ein Leben lang. Bis dass der Tod uns scheidet. Entschlossen entfuhr mir ein lauter klarer Ton. Die Antwort darauf war von allen Mitgliedern beider Rudel. Es war ein Ruf. Und Caleb's ruf erfüllte mich. Er setzte mein Verlangen frei. Mein Verlangen nach ihm.
„Lola", ertönte seine Stimme in meinem Kopf.
Gefolgt von sehr viel mehr stimmen.
„Willkommen im Rudel Lola"
„Endlich"
„Der Wolf ist aus dem Sack", hallten ihre Worte nach.Nie hätte ich gedacht, dass ich ihre Gedanken so klar hören konnte. Es war nicht wie das sprechen mit einer Person. Nein, es war als wäre ich in all ihren Köpfen. Ich konnte jeden einzelnen Gedanken hören. Zumindest ließen Sie sie mich hören. Nur die Gedanken von Logan und seinem Rudel, blieben mit verborgen.
„Auf was warten wir? Lasst uns endlich aufbrechen", wandte ich knurrend ein.
Ich war bereit. Mason würde sein blaues Wunder erleben.
„Ihr hab sie gehört! Auf zur Südgrenze!", donnerte Caleb und wir liefen los.
Wir ahnten nicht, dass dort bereits jemand auf uns wartete.
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Wolfsmond - Alpha in Love
FantasyWarum sucht ihr euch nicht einen anderen Platz? Dieser hier ist mein, also werde ich genau hier bleiben." " Ganz schön mutig, für so ein zierliches Persönchen wie du es bist. Findest du nicht? Ich werde dir deine Aufmüpfigkeit verzeihen, wenn du nun...