Klein Lola war unglaublich ehrgeizig. Sie trieb mich voran. Sodass ich an vorderster Front mit Caleb und Logan lief. Ein bisschen stolz war ich schon, dass es mir so leicht fiel. Kaum waren wir in der Höhe des Moonwalk's, trennten sich aber unsere Wege. Ich lief mit Emma durch den Wald weiter, in Richtung meines Zuhauses. Als wir den Garten erreicht hatten, sah ich den schwachen Schein der Wohnzimmerlampe durch das Fenster scheinen. Jetzt gab es kein zurück mehr. Meine Aufregung sprengte gerade meine sämtliche Vorstellungskraft. Wie sollte ich es angehen? Die Ameisen waren in Scharen zurückgekehrt. Es war als wäre ich ein einziger gigantischer Ameisenhaufen.
Ich vibrierte.
Die Zeit verstrich und mein Herz hämmerte immer schneller gegen meine Rippen. In meinen Gedanken spielten sich verschiedene Szenarien ab. Emma räusperte sich.„Lola, du solltest so langsam rein gehen, meinst du nicht?", fiepte sie vorsichtig.
„Natürlich sollte ich das... ich weiß nur nicht, wie ich es meiner Mutter erklären soll. Was soll ich denn bloß sagen?!", so angespannt war ich schon ewig nicht mehr.
Hinzu kam auch noch, das klein Lola allmählich auf dem Rückzug war. Ich spürte wie die Aufregung sie in den Hintergrund drängte. Jetzt oder nie. Sonst würde ich hier gleich Splitterfasernackt in unserm Garten liegen.
„Warte bitte hier!", schrillte ich und lief los.
Die Terrassentür war offen, wie immer. Dad mochte die frische Abendluft. Er schloss sie erst, wenn sie zu Bett gingen. Leise schlich ich hindurch. Zu meinem Leidwesen saß Mom natürlich auf dem Sofa.
„Ronan Liebling, hat sich Lola schon gemeldet?", rief sie zu Dad in die Küche und wollte gerade einen Schluck Wein nehmen. Als ich mich entschloss, mich ihr einfach zu zeigen. In meiner noch wölfischen Gestalt. Einfach mit der Tür ins Schloss fallen.
Das Weinglas landete prompt auf dem Boden, wo es in tausende Stücke zerbarst. Mit riesigen Augen und sinkender Farbe in ihrem Gesicht, begann sie hysterisch zu Schreien.
„Ronan! Ach du meine Güte! Ronan! Wolf... Wooolf!", quietschte sie und bewarf mich mit dem einzigen, was sie zu greifen bekam. Sofa Kissen.
Ernsthaft Mom? Ich hingegen blieb einfach stehen und sah sie an. Klein Lola hatte nun endgültig genug. Sie zog sich zurück, genau in dem Moment, als mein Dad ins Wohnzimmer geschossen kam. Schlimmer konnte es nun nicht mehr werden.
„Lola?!", Mom sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
„Ja Mom, du kannst dich beruhigen. Würdest du mir bitte die Decke geben?", wimmerte ich, während ich meine Hand nach ihr ausstreckte.
Dad wandte sich beschämt ab.
„Herrgott Clara, als hättest du noch nie einen Wolf gesehen", schüttelte er den Kopf, spähte dann zu uns rüber und ging in die Küche. Nur um kurz darauf bewaffnet mit einem Handfeger und Wischtücher wieder zu uns zu stoßen. Er hielt sich bewusst im Hintergrund. Dies war eine Sache zwischen mir und Mom. Dad begann die Scherben aufzukehren.Unbeholfen schlug ich die Decke um meinen nackten Körper und stand auf. Mom sah mich noch immer an, als käme ich nicht von dieser Welt oder als wäre ich nur ein Gespinst ihrer Gedanken.
„Sag doch bitte etwas Mom", versuchte ich unbeholfen eine Konversation zu starten.
„Da dein Vater wenig überrascht ist, gehe ich davon aus, dass du bereits mit ihm gesprochen hast?", antwortete sie nach einer gefühlten Ewigkeit.
„Lola? Ronan?, ihr wärt nun dran", gab sie leicht angesäuert von sich, als Dad und ich nur schuldbewusste Blicke tauschten.
„Ich wollte es dir ja sagen Mom, aber erst wenn ich mich entschieden habe, welches Leben ich leben möchte", brach ich das peinliche schweigen.
„Also hast du dich entschieden?", wandte Dad sich nun an mich.
In seinen Augen sah ich die Sehnsucht aufblitzen. Wie sehr er es vermisste.
„Was?! Nein, sie wird nirgendwo hingehen! Hast du gehört Lola, du bleibst hier! Bei mir und Dad!", Mom sah aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.
„Mom, das ist aber nicht deine Entscheidung. Es ist mein Leben. Ich habe mich einem Rudel angeschlossen und werde nun gehen. Ich möchte mir das einfach mal ansehen. Danach kann ich immer noch entscheiden. Genau wie Dad", versuchte ich so glaubhaft wie möglich zu klingen. Obwohl ich den Kloß in meinem Hals bereits spürte.
Mom blickte mich verständnislos an. Tränen sammelten sich in ihren Augen und liefen wie kleine Wasserfälle ihre Wangen hinab.
„Lola möchtest du dir das nicht noch einmal überlegen?", flehte sie mich an und ergriff meine schwitzigen Hände.
Ich schluckte meine Tränen hinab und blickte zur Uhr. Was meinem Körper einen weiteren Adrenalin Stoß versetzte. Ich musste mich beeilen, bevor Caleb hier tatsächlich auftauchen würde. Das würde ein disaster werden. Behutsam und doch entschlossen, entzog ich ihr meine Hände. Ich stand auf und hielt die Decke fest umklammert.
„Ich werde gehen. Mein Entschluss steht fest. Natürlich werde ich hin und wieder hier vorbei kommen oder eben ins Moon. Ich möchte dieses andere Leben kennenlernen, Mom", gab ich ihr unmissverständlich zu verstehen.
Schnellen Schrittes, ohne ihre Antwort abzuwarten, eilte ich in mein Zimmer. Dort angekommen lies ich die Decke los. Wie blöd kramte ich nach meinem Rucksack und warf wahllos ein Paar Klamotten hinein. Inklusive meines Toilettenbeutels. Dann zog ich mich an und griff nach meiner Schultasche. Denn morgen war Montag. Unten vernahm ich die Stimme meines Dad's, wie er tröstend auf Mom einredete. Natürlich tat es auch mir weh. Ich liebte meine Eltern, doch im Moment war es so wohl das beste. Ich polterte die Stufen hinab und blieb ein letztes Mal im Wohnzimmer stehen.
„Mom... bitte, hör auf zu weinen. Ich bin nicht tausende Kilometer entfernt. Wir werden uns regelmäßig sehen", flüsterte ich und schloss sie in meine Arme.
Schluchzend zog sie mich näher zu sich heran. Übersäte mein Gesicht mit feuchten, salzigen Küssen. Auch bei mir liefen nun die Tränen. Dad schloss uns beide in seine Arme und für diesen kleinen Augenblick, genoss ich den schützenden Kokon meiner Eltern. Wie früher, als ich noch um einiges jünger war.
Langsam löste ich mich von ihnen und wusch schniefend meine Tränen ab.
„Gib auf dich acht und komm so oft es dir möglich ist vorbei", gab Mom mit belegter Stimme von sich.
„Laß dich nicht unterkriegen, liebes", fügte Dad hinzu.
Nickend nahm ich meine beiden Taschen und verschwand rasch durch die Terrassentür, ehe ich es mir wieder anders überlegen konnte.
Emma sah mich mit ihren großen blauen Augen an. Anscheinend fühlte sie meinen Schmerz. Sanft stupste sie meine Hand mit ihrer Nase.„Schon gut Emma. Lass uns gehen, ehe der große böse schwarze Wolf kommt um uns zu holen", versuchte ich mich an einem Lächeln und ging neben ihr her.
Natürlich wäre es soviel einfacher gewesen, wenn ich in meiner Wölfischen Gestalt gewesen wäre. Aber klein Lola hatte sich verkrochen. Und so wie es schien, hatte sie auch nicht vor, so schnell wieder zu erscheinen. Zumindest nicht in diesem Moment. Dafür war ich einfach zu niedergeschlagen. Den Weg zum See und meinem neuen Zuhause auf Zeit, kannte ich ganz genau. Es lag auf meinem Schulweg und ich hatte Caleb oft genug dort gesehen. Allmählich wurde ich nervös. Was wenn ich mich im Beisein anderer Rudel Mitglieder zurückverwandelte? Bedeutete dies, dass ich fortan kein Privatleben mehr hatte? War das nackt sein für sie alle normal? Oh Gott. Konnte ich das? Ich fürchtete mich davor. Nicht das ich verklemmt war, aber das ging mir dann doch zu weit. Diese Gedanken drohten mich zu erdrücken. Doch es half alles nichts, wir hatten den See erreicht.
Die Hütte war hellauf beleuchtet. Wahrscheinlich tigerte Caleb bereits auf und ab. Bestimmt war er schon mehrfach kurz vorm Aufbruch gewesen und wurde von Logan oder Sarah zurückgehalten. Die Ameisen in meinem inneren erwachten erneut zum Leben. Je näher ich der Hütte kam, umso stärker wurde das kribbeln. Bevor meine Hand den Türknauf erreichen konnte, wurde sie unsanft aufgerissen. Vor Schock taumelte ich einen Schritt nach hinten und fiel über Emma. Welche umgehend ein gefährliches Knurren in Richtung der Tür sandte. Das ging ja gut los.
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Wolfsmond - Alpha in Love
FantasyWarum sucht ihr euch nicht einen anderen Platz? Dieser hier ist mein, also werde ich genau hier bleiben." " Ganz schön mutig, für so ein zierliches Persönchen wie du es bist. Findest du nicht? Ich werde dir deine Aufmüpfigkeit verzeihen, wenn du nun...