Ich wusste genau in wessen Armen ich mich befand. Mich weiterhin zu wehren war zwecklos. Vermutlich war es so auch das beste. Auch wenn ich mich um Midori sorgte, hätten sie mir weiterhin den Einlass verwehrt. Was hätte ich auch tun können? Schreien war ja bekanntlich nicht sehr hilfreich. Klein Lola war verängstigt. Lediglich eine kurze Regung ihrerseits spürte ich, als Caleb mich in seine starken Arme nahm und ich mich an seinen muskulösen erhitzten Oberkörper schmiegte. Tränen bahnten sich ihren Weg und durchnässten sein viel zu eng sitzendes Shirt.
Doch die Wärme, welche von ihm ausging, tat unglaublich gut. Ich fror.
So sehr, dass ich meine Füße kaum noch spürte. Sein männlicher Duft hüllte mich ein. Und er roch viel zu gut. Ich hielt meine Augen geschlossen. Denn Scham erfüllte mich.
Ich war nackt. Nackt in seinen Armen und nun auch noch nackt in seinem Zimmer.
Allein, mit ihm.
Mein Herz pochte noch wilder, als es das eh schon tat. Das war alles nicht wirklich gut durchdacht. Wäre ich doch nur gegangen, als Sarah versuchte, mich zu beruhigen. Doch dies war in diesem Moment kein Option gewesen.
Ich sollte ihm erzählen, was ich von Midori erfahren hatte, doch das konnte ich nicht. Nicht jetzt, nicht in diesem Augenblick.Caleb sagte kein einziges Wort. Ich hörte wie er das Wasser aufdrehte. Blinzelnd spähte ich durch meine Wimpern. Das Wasser ergoss dich in die Badewanne und hüllte sein Badezimmer in feuchten warmen Nebel ein. Er hielt mich noch immer in seinen Armen. Sein herz pochte wild, wilder als mein Herz es tat. Er goss eine wohlriechende Flüssigkeit ins Wasser und hob mich behutsam hinein. Die Wärme begrüßte mich mit offenen Armen.
Wortlos legte er mir zwei Handtücher bereit und ließ mich allein.
Dafür war ich ihm gerade sehr dankbar. Meine Gedanken waren noch immer bei Midori. Würde sie es schaffen? Würde sie überleben?
Ich atmete tief ein und aus. Versuchte die schlechten Gedanken beiseite zu schieben. Mein Körper entspannte sich allmählich, mein Puls schwächte ab. Die Wärme des Wasser durchflutete meinen Körper.Wie von Sinnen begann ich damit mir das Blut von der Haut zu waschen. Ich verfiel in einen regelrechten Wahn. Ich schrubbte solange, bis meine Haut vor Überreizung gerötet war. Erst dann fühlte ich mich einigermaßen sauber. Denn das Wasser hatte nun einen rosafarbenen Schimmer. Ich zog den Stöpsel und ließ es ab. Danach wusch ich mich erneut.
Ich band mir das Handtuch um und stand vor der Tür. Erneut begann mein Herz höher zu schlagen. Denn nun musste ich dem großen, schwarzen bösen Wolf entgegentreten. Und ich hatte keine Ahnung. Wie er reagieren würde.
Denn ich hatte mich über seinen Befehl hinweggesetzt. Wobei ich nicht Teil seines Rudels war. Ich atmete tief ein, als seine Stimme ertönte.„Lola? Ich weiß das du fertig bist. Würdest du bitte rauskommen? Oder muss ich zu dir reinkommen?", fragte er sanft. Zu sanft für den typischen Caleb, wie ich ihn kannte.
„Ich komme ja schon...", nuschelte ich schnell und öffnete vorsichtig die Tür.
Er stand mit geballten Fäusten vor seinem Bett und hob seinen Blick. Es lag soviel Ärger und Reue zugleich darin. Ich schlang meine Arme um mich und krallte das Handtuch fest. Aus Angst, ich könnte es fallen lassen und würde erneut nackt vor ihm stehen.
Von seinem Bett nahm er ein Shirt und hielt es mir wortlos entgegen. Dankbar nahm ich es an und zog es in Windeseile über. Zu meiner Erleichterung war es ein langes schlabbriges Shirt. Nicht das typische Caleb Shirt, welches seine Muskeln zur Geltung brachte. Er setzte sich auf die Kante seines Bettes und klopfte auf den Platz neben sich.
Ich folgte seiner Aufforderung und nahm Platz. Nervös knetete ich meine Hände und sah auf meine nackten Beine hinab.„Magst du mir erzählen, was geschehen ist, Lola?", begann er ruhig und sachlich.
„Ich... es tut mir leid Caleb. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich kann es nicht kontrollieren, das weißt du ja", weiter kam ich nicht.
„Stopp! Hör auf Lola! Hör auf damit, dich zu rechtfertigen. Das musst du nicht, ich möchte einfach nur wissen, was geschehen ist", wandte er ein und ergriff meine Hand.
Unter seiner Berührung zuckte ich leicht zusammen. Es war eine sanfte Berührung, welche jedoch die Ameisen weckte. Sie strömten durch mich hindurch. Davon abgesehen hatte ich mit dieser Reaktion überhaupt nicht gerechnet.
„Da war eine Wölfin, unten am Ufer des Sees. Ich hatte eine Bewegung wahrgenommen und als sie zusammenbrach, konnte ich meine Verwandlung nicht mehr zurück halten. Ich hatte den Drang, sie zu beschützen", hauchte ich, als ich mir diese Gedanken zurück rief.
„Ich lief also umgehend zu ihr, denn sie war verletzt, ich konnte ihr Blut riechen. Mason roch ich auch, jedoch war er weit entfernt. Sie war noch Ansprechbar. Ihr Name ist Midori. Ihr Rudel wurde angegriffen und sie wurde verletzt. Doch sie konnte fliehen", sprach ich weiter und mein Herz schlug schon wieder viel zu schnell.
„Es tut mir wirklich leid Caleb. Emma trägt keine Schuld, es ist allein meine Schuld", fügte ich keuchend hinzu.
„Ja, es war äußerst dumm von dir, auf eigene Faust zu handeln. Und ja, ich bin darüber wirklich wirklich nicht erfreut, Lola. Was, wenn es eine Falle gewesen wäre?! Aber ich hätte auch Instinktiv genauso gehandelt wie du. Weshalb ich dir deswegen nicht böse sein kann und das möchte ich auch garnicht", zum Ende hin waren seine Worte nur noch ein Flüstern.
Erstaunt hob ich meinen Blick und sah ihn an. Ganz unverblümt, direkt in seine wundervollen azurblauen Augen. Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine vollen Lippen. Welche so unglaublich weich aussahen. Wie Wolken.
Dies war eine ganz neue Seite, die ich gerade dabei war, an Caleb zu entdecken. Und diese Seite fand ich ungeheuerlich interessant. Was mich insgeheim auch ein wenig ärgerte. Denn ich hatte vor einiger Zeit entschlossen ihn nicht zu mögen. Was mir ja bekanntlich zunehmend schwer fiel.„Du bist mir nicht böse? Obwohl ich deine Regel missachtet habe?", flüsterte ich immer noch erstaunt über seine sanfte Seite.
„Nein. Nicht in diesem Fall. Midori geht es übrigens etwas besser. Benny konnte die Blutung stoppen. Sie schläft jetzt, morgen kannst du nach ihr sehen", nickte er.
Unsere Hände waren noch immer miteinander verflochten und es fühlte sich richtig an. Klein Lola triumphierte. Sie vollführte gemeinsame Freudentänze mit den Ameisen in meiner Mitte.
„Danke. Danke für dein Verständnis. Hast... hast du etwas herausgefunden?", gab ich ihm dankend zu verstehen und hakte weiter nach.
„In der tat habe ich das. Jedoch werde ich alles erst morgen erörtern. Wenn wir alle versammelt sind. Du solltest schlafen gehen. Den benötigen wir alle dringend", behutsam zog er seine Hand zurück und stand auf.
Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte darauf zu beharren. Denn Caleb würde heute nicht ein Sterbenswörtchen darüber verlieren. Also stand auch ich widerwillig auf.
„Dann bis morgen Cay", rutschte mir der Kosenamen seiner Schwester heraus. Umgehend schoss die Röte in meine Wangen.
„Bis morgen Lola", hauchte er mit einem süffisanten Grinsen in seinem Gesicht.
Schnell huschte ich aus seiner Tür und blieb erst stehen, als ich die meine geschlossen hatte. Mein kleines Herz polterte wie verrückt. Hatte ich ihn tatsächlich Cay genannt? Einfach so? Meine Gefühlswelt geriet immer mehr aus dem Gleichgewicht. Egal wie sehr ich auch versuchte, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, es gelang mir einfach nicht. Ich wollte ihn.
Erschöpft ließ ich mich auf meinem Bett nieder. Sein unwiderstehlicher Duft hing an mir wie eine Klette. Und nun würde auch mein Bett nach ihm riechen. Denn ich trug noch immer sein Shirt. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich endlich in den Schlaf fiel.
Und erneut träumte ich von Caleb. Von seinen faszinierenden blauen Augen und der dahinter liegenden verborgenen sanften Seite, welcher er mir heute offenbart hatte.
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Wolfsmond - Alpha in Love
FantasyWarum sucht ihr euch nicht einen anderen Platz? Dieser hier ist mein, also werde ich genau hier bleiben." " Ganz schön mutig, für so ein zierliches Persönchen wie du es bist. Findest du nicht? Ich werde dir deine Aufmüpfigkeit verzeihen, wenn du nun...