Emery - drei Jahre später
Ich bin seit sechs Monaten Studentin an der Uni, an der auch schon meine neue Familie studiert hat. Beim Gedanken an Ally, Aaron, Marlon und Liara (die neueste Ergänzung seit einem halben Jahr) wird mir warm ums Herz. Sie haben mir möglicherweise das Leben gerettet, mich bei sich aufgenommen und ermöglichen mir dieses tolle Leben. Ally kümmert sich hauptsächlich um die Kinder, hilft aber auch in Carleen Blacks Atelier aus, das vor einem Jahr von Allys bester Freundin eröffnet wurde. Aaron spielt mittlerweile professionell Football und zahlt für mein Studium und mein Zimmer auf dem Campus. Ich könnte nicht dankbarer sein. Da beide einen sehr stressigen Alltag haben, versuche ich so oft es geht auf ihre beiden kleinen Monster aufzupassen, damit die beiden genug Zeit für sich haben und ich mich gleichzeitig für alles bedanken kann, was sie mir ermöglicht haben.
Als wüsste er, dass ich gerade an ihn gedacht habe, klingelt mein Handy und Aarons Gesicht leuchtet auf - ein ziemlich ungünstiges Bild, das ich gemacht habe, als er gerade um die Ecke in die Küche gelaufen kam und nicht mit mir gerechnet hat. Er sieht ziemlich überrascht und gleichzeitig irritiert aus. Ich muss jedes Mal lachen, wenn ich das Bild sehe.
Ich drücke auf den grünen Hörer und halte mein Handy an mein Ohr.
„Hi, Dad!" Aaron schnaubt laut in die Hörmuschel. Ich sage es nur, um ihn aufzuziehen, auch wenn er tatsächlich sowas wie eine Vaterfigur für mich ist. Mehr als mein richtiger Vater, der mich nur verstoßen hat, weil ich in ein Mädchen verliebt habe. Ich stehe überhaupt nicht sonderlich auf Frauen. Mein Interesse galt seither immer Männern, aber Zoey aus der 10. Klasse war so hübsch und nett gewesen, dass ich mich unweigerlich zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Wir hatten viele gemeinsame Interessen, aber einige Tage später hatte sie einen Freund und die beiden leben mittlerweile zusammen. Meine Verliebtheit war daraufhin schnell abgeebbt. Meinem Vater hatte ich trotzdem nie verziehen.
„Sehr witzig." Ich lache auf und gehe weiter Richtung Wohnheim, nachdem ich gerade ein Seminar voll zäher Theorie über Freud hinter mich gebracht habe. Ich studiere Psychologie und eigentlich liebe ich es, aber so manche Seminare sind nicht so meins, erst recht wenn man einen Lehrer wie Professor Augustin hat, bei dem man beinahe einschläft, so langsam wie er spricht.
„Was gibts?" Ich biege auf einen kleinen gepflasterten Pfad ab, der direkt zu meinem Wohnheim führt.
„Nichts. Ich wollte nur hören, ob du gut zurecht kommst. Der letzte Anruf ist schon fast eine Woche her. Das ist ungewöhnlich für dich." Sofort überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Er hat recht. Normalerweise melde ich mich mindestens ein Mal pro Woche, aber wenn die Klausurenphase zuschlägt, dann stehst du so schnell nicht wieder auf, bis es überstanden ist - zumindest hatte das eine Kommilitonin kürzlich gesagt, die ein Semester über mir ist - und sie hatte recht. Kein Vergleich zur Schule.
„Du hast recht. Tut mir Leid, aber diese Klausuren killen mich." Ich höre Aaron leise lachen.
„Das ist definitiv etwas, das ich an meiner Studienzeit nicht vermisse." Das glaubte ich ihm sofort, obwohl der alte Streber fast nur gute Noten hatte. Für ihn war das wahrscheinlich ein Kinderspiel gewesen.
„Morgen ist Freitag, da habe ich meine letzte Klausur. Ich komme übers Wochenende vorbei, wenn es für euch okay ist. Dann könnt ihr Samstag Abend ausgehen."
„Das würde uns freuen. Wir können auch mal alle zusammen ausgehen." Er schweigt kurz, ehe er weiterspricht. „Wobei, mir fällt gerade ein, dass Samstag Abend meine ehemaligen Football-Jungs vorbei kommen. Wir wollen grillen und über alte Zeiten sinnieren. Aber da kannst du gerne auch dabei sein. Du kennst sie ja alle." Mein Herz schlägt plötzlich schneller, während meine Schritte langsamer werden.
„Sie kommen alle zu euch?" Sag nein. Sag ja. Ich weiß nicht, was ich hören will. Beide Antworten versetzen mich sowohl in Sorge, als auch in Ekstase.
„Ja, bisher haben alle zugesagt. Einige von uns haben sich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Einige sind nach der Uni weiter weg gezogen, manche sind noch in der Nähe und einige wenige studieren auch noch. Vielleicht läufst du ja hin und wieder Dwight über den Weg. Er ist in seinem letzten Jahr an deiner Uni."
Da ist er. Der Name, der mein Herz zum Schlagen bringt. Sofort habe ich sein schönes Gesicht vor Augen, mit den grünen Augen, die schon fast ins graue gehen, und seine Haut in dem schönsten Latte Macchiato Ton, der selbst das Kaffeegetränk blass aussehen lässt.
Ich räuspere mich. „Ja, ich sehe ihn hin und wieder auf dem Campus. Er ist auch in einem Seminar mit mir."
„Wie witzig. Ja, also wenn du kommen magst, bist du herzlich eingeladen. Ist sonst alles okay bei dir?" Jetzt nicht mehr. Alles, was ich vor meinem inneren Auge sehe, ist Dwight mit seinem verschmitzen Lächeln und seiner immerzu guten Laune, nie verlegen um einen dummen Spruch. Zusammenreißen, Em!
„Ja, alles okay. Ich freue mich auf das Wochenende bei euch." Wir plaudern noch kurz über Ally und die Kids, ehe wir auflegen. Mittlerweile bin ich an meinem Wohnheim und ich will gerade hineingehen, als ich eine bekannte Stimme hinter mir höre.
„So, wir sehen uns also übermorgen?" Dwight...
Ihr Lieben, das war es offiziell mit Ally und Aaron (wobei, so wie ich mich kenne, gibt es irgendwann noch mal ein Zusatzkapitel) und damit wisst ihr jetzt auch offiziell, um wen es im letzten Teil der Reihe eventuell gehen könnte ;)
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Aaron
RomantikAllison "Ally" Carters Leben war perfekt. Sie hatte eine tolle Freundin und Freunde, auf die sie sich immer verlassen konnte. Alles fällt auseinander, als ihre Beziehung zerbricht und ihr Herz zersplittert in tausend Teile, als sie frisch nach ihrer...