Kapitel 24 - Er ist weg

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Ally

Alles dreht sich. Hat die Ärztin gerade wirklich gesagt, was ich denke, dass sie es gesagt hat?

Schwanger!

Wie in Zeitlupe schaue ich rüber zu Carly, die sich die Hände vor Schock vor den Mund hält. Daneben steht Kayden, der seinen Arm um sie gelegt hat und dessen Augen weit geöffnet sind - wohl auch vor Schock. Ich traue mich gar nicht noch weiter zu schauen, aber der Moment lässt sich nicht heraus zögern. Mein Blick wandert weiter nach links, doch der Platz, wo Aaron gerade noch stand, ist leer. Er ist weg! Ich sehe noch seinen Rücken, als er kurz darauf um die nächste Ecke läuft, seine Hände in seinen Haaren, als wollte er sie sich heraus ziehen.

Er ist weg!

Ich schaue panisch zu Carly, die zu Kayden rauf schaut.

„Ich bin gleich wieder da." Kayden verlässt mit eiligen Schritten den Raum und Carly setzt sich zu mir auf die Liege und nimmt meine kalte Hand in ihre warme.

„Herzlichen Glückwunsch?" Es klingt mehr wie eine Frage, aber sie lächelt mich aufrichtig an.

„Danke?" Ich stöhne laut auf und kann es einfach nicht fassen. „Was mache ich denn jetzt, Carly?" Sie sieht mich mit großen Augen an.

„Wir haben genug Zeit das herauszufinden. Und du weißt, dass wir immer für dich da sind."

„Außer Aaron." Wie konnte er nur einfach so weg laufen? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wird aus meinem Schock und meiner Unsicherheit eine glühende Wut. Was hat er sich dabei gedacht? Zum Zeugen eines Babys gehören immer zwei. Er steckt genauso in diesem Schlamassel wie ich.

„Er steht unter Schock. Er wird schon..."

„Unter Schock?", unterbreche ich meine beste Freundin. „Glaubst du ich bin nicht geschockt?"

Carly seufzt und schüttelt ihren Kopf. „Ich verstehe es auch nicht, Ally. Aber er wird sich schon zusammenraufen."

„Die Frage ist nur, ob ich ihn dann noch will." Carly guckt mich überrascht an und ich kann meinen eigenen Worten selbst nicht ganz glauben, aber ich kann jetzt nicht nur noch an mich denken. Da ist noch jemand in mir und daran muss ich denken. Entweder er steht zu seinem Kind oder er kann hingehen wo der Pfeffer wächst. Und damit ist meine Entscheidung gefallen. Ich behalte dieses Baby.

Es ist seltsam. Vor 10 Minuten wusste ich noch nichts von dem kleinen Wurm in mir und jetzt ist da auf einmal eine Liebe in mir, wie ich sie noch nie gespürt habe. Nein, das könnte ich niemals aufgeben.

Langsam erhebe ich mich von der Liege und nehme meine Tasche, ehe ich mit Carly zum Empfang gehe und eine Nachfolgeuntersuchung vereinbare. Das ist alles so surreal.

Wie soll ich nur für das Kind sorgen? Dafür bezahlen? Wo sollen wir wohnen? Mein Herz rutscht mir in die Hose und es rutscht noch ein ganzes Stück weiter runter, als Kayden mit hängendem Kopf zurück in die Praxis kommt.

Allein.

Aaron ist wirklich weg.

AaronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt