Unter anderen Umständen

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„Amelie komm zurück!" rief Denver und rannte mir hinterher. „Er wird ihn nicht sprengen wenn ich im Tunnel stehe!" „das ist doch vollkommener Schwachsinn! Wenn er jetzt abhaut gehen alle anderen Männer drauf, die ihm hinterherrennen!" „ABER DANN GEHT ER NICHT DRAUF!" rief ich völlig verheult, bis ich von Denver festgehalten wurde. „Lass mich los!" „nicht bevor der Tunnel gesprengt wurde" „NEIN! wenn der Tunnel nicht mehr da ist, wird...." und schon hörte ich die Explosion im vor uns liegenden Tunnel und blickte auf die hervorstechende Staubwolke.
Ich fiel auf die Knie und fing an zu schreien, nicht in der Lage irgendwas unterdrücken zu können während mich Denver immer noch von hinten festhielt. Nach wenigen Sekunden wurde das Funkgerät zu mir gereicht und ich schwank mit meinem Blick rüber zum Professor, der völlig zerstört auf dem Boden kniete und von Naiorbi zur Vernunft gebracht wurde. Ich griff nach dem Gerät, war jedoch nicht in der Lage irgendwas von mir zu geben. „Glaub mir... ich wünschte wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt" hörte ich aus dem Lautsprecher. „Es gab nichts was ich mehr wollte als mit dir von hier abzuhauen" „... wieso bist du dann nicht hier geblieben..?" schluchzte ich mit zitternder Stimme. „Entweder ich... Oder das ganze Team... mit dir. Und das ist das letzte was ich will... das dir oder meinem Bruder etwas zustößt" Ich schloss meine Augen und ließ mich auf den Boden sacken, während Denver über meinen Rücken strich. Hin und wieder hörte man, wie Berlin erneut auf die Polizisten schoss und bei jedem Schuss ergriff mich die Angst, dass eine Kugel Berlin hätte treffen können. „Amelie... danke für die schönsten Tage meines Lebens. Danke, dass ich dich kennenlernen durfte und danke das ich durch dich jetzt weiß, wie sich wahre Liebe anfühlt. Aber du weißt selbst, dass ich in spätesten drei Jahren gestorben wäre... also ist es besser heldenhaft zu sterben, als wenn mich meine Krankheit nicht nur Körperlich sondern auch psychisch auffrisst." „... ich will dich nicht verlieren" Ich fing immer mehr an zu zittern und merkte gar nicht, wie sich der Professor neben mich hockte und seine Hand auf meine Schulter legte. „es ist zeit loszulassen..." flüsterte er, woraufhin ich völlig verzweifelt mit dem Kopf schüttelte. „Nein...! Ich kann nicht..." ich blickte zu dem Professor hoch und zitterte an ganzen Körper. „Hermanito..." kam es von Berlin. „Amelie kriegt mein ganzes Geld... pass auf sie auf als wäre sie deine kleine Schwester! Wenn ihr irgendwas zustößt könnte ich mir das nie verzeihen, selbst wenn ich nicht mehr am Leben bin" der Professor nickte und guckte mir dabei in die Augen, selbst wenn Berlin es nicht sehen konnte. „Ich liebe dich kleiner Bruder... vergiss das nicht" Das Gefühl der Schwäche zog mir immer härter durch den Körper wenn ich daran dachte, dass die kommenden Worte womöglich seine letzten sein würden.
„Amelie... alles was ich dir sagen wollte habe ich gesagt... Trotzdem will ich, dass du
dein Leben lebst... ich will nicht der Grund sein weshalb du dich ein Leben lang schlecht fühlst. Ich will, dass es dir gut geht okay?! Halt dich an Sergio und dir wird nichts passieren..." und schon wieder hörte man die Schüsse aus Berlin's Gewehr. „So langsam wird's brenzlich für mich..." Lachte er leicht um die Stimmung etwas aufzulockern, jedoch war mir in diesem Moment absolut nicht zum lachen zumute. „Es tut mir leid... ich will nicht, dass ihr mich sterben hört" „was??" fragte ich geschockt. „Amelie egal was in den nächsten Jahren passiert... vergiss niemals meine letzten Worte... Ich liebe dich".
Aufeinmal hörte man nur noch ein Rauschen aus dem Lautsprecher und sonst nichts...
„Er muss ihn zerstört haben..." flüsterte Sergio und guckte auf den Boden.
Ich warf das Funkgerät weg meine Hände über den Kopf. Er war tatsächlich tot... und ich konnte nichts dagegen tun.
„Professor... wir müssen los" flüsterte Nairobi und half ihm auf. „Du hast recht..." sagte er und zog seine Brille ab, um sich die Tränen wegzuwischen. Er reichte mir seine Hand und half mir ebenfalls hoch. Immer noch nicht im Stande irgendwas zu sagen folgte ich den anderen leise und blickte dabei immer zu Rio. „Leute wir haben es geschafft!" freute er sich und legte seinen Arm um Tokyo, während mich die anderen mitleidig anguckten. „Es tut mir unendlich leid..." flüsterte Monica neben mir während sie mir über die Schulter strich. Ich guckte sie mit gläsernen Augen an und schüttelte mit dem Kopf. „Hier gibt es nur eine Person der es leidtun sollte..." raunte ich und blickte erneut zu Rio, der sich gerade seinen Overall auszog um die Klamotten zu wechseln. „Tut es ihm aber anscheinend nicht..."
Wie als ob alles andere um mich verschwunden war, ging ich auf Rio zu. Ich sah nur noch ihn gegenüber von mir und verspürte Wut... Hass und jegliches andere Gefühl, welches man in diesem Moment fühlen kann. Mit aller Kraft schubste ich ihn nach hinten und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Er ist tot! Deinetwegen! Und dich scheint es nichtmal zu jucken!" schrie ich und brach erneut in Tränen aus. Gerade als ich wieder auf ihn zugehen wollte, wurde ich von dem Professor von hinten umklammert und festgehalten. „Lass Rio da raus, es war Berlin's Entscheidung zurückzugehen" keifte Tokyo zurück. „reißt euch zusammen... zerstrittene Leute ist das letzte was wir jetzt gebrauchen können! Und um eure Diskussion zu beenden... hätte Rio den Auslöser nicht vergessen wäre das alles nicht passiert! Aber jetzt hört auf euch zu streiten und konzentriert euch auf eure Aufgaben sonst ist Berlin umsonst für uns gestorben und ihr könnt eure Konversation im Gefängnis weiterführen!" gab der Professor von sich und ließ mich los. Immer noch kochend vor Wut starrte ich Rio an und wendete meinen Blick erst ab, als Nairobi mich zur Seite zog und mir meine Klamotten zum umziehen gab.
Als jeder fertig umgezogen war, schickte der Professor die anderen zu verschiedenen Zeitpunkten nach draußen. Bis auf mich und Helsinki. „Normalerweise wärst du mit Berlin zusammen nach draußen gegangen... aber alleine will ich dich auch nicht wegschicken deshalb fährst du bei uns im Laster mit." sagte der Professor und öffnete uns die Tür des Wagens.
Kurz bevor wir losfuhren drehte er sich noch einmal zu mir und drückte mir einen Anzug in die Arme. „Das war einer von Andrés seinen besten Anzügen... ich hatte ihn mit hierher genommen, damit er ihn anziehen kann wenn ihr aus dem Hangar verschwindet... ich denke du wirst ihn eher haben wollen als ich" sagte der Professor und startete den Wagen, während er sich eine kleine Träne unter seinem Auge wegwischte. „Danke..." gab ich leise von mir und starrte auf das Jacket. „Es wird alles gut..." raunte Helsinki, legte seine Hand auf mein Bein und blickte mir tief in meine mit Tränen überfüllten Augen. „... Immerhin hast du dein Geld" „denkst du das Geld Interessiert mich...? Ich habe beschlossen meine Freunde und Familie zu verlassen für ihn... und jetzt ist er nicht mehr da. Also für was habe ich sie dann verlassen? Für ein paar Millionen Euro?" schluchzte ich. „Wir alle wussten nicht was passieren wird wenn wir die Banknotendruckerei verlassen..." „Rio hätte gehen sollen..." „ja das hätte er..." unterbrach der Professor unser Gespräch. „... er hätte zu seinem Fehler stehen müssen. Aber er handelt wie ein kleiner junge... egal was er tut. Es war ein Fehler ihn mit ins Team zu nehmen aber das hätte mir vorher klar sein sollen".
Nach einer Weile, die wir schon auf der Straße verbrachten, unterbrach der Professor die Totenstille im Wagen. „ich werde dich zurück zu deiner Familie schicken" sagte er und starrte weiterhin auf die Straße. „Und wie willst du das anstellen? Ich habe vor all meinen Lehrern und den anderen Geiseln die Seiten gewechselt und habe ihnen gesagt sie werden mich nie wieder sehen..." „du sagst du wurdest gezwungen" „damit ich ein schlechtes Licht auf Berlin rücke?" „es muss ja nicht unbedingt von ihm ausgegangen sein..." „Professor ich..." „nenn mich Sergio" „... Sergio... ich habe keine Ahnung ob mir das jemand glauben wird..." „sie werden es, glaub mir. Ich schicke dich wieder nach Deutschland, du kommst zurück in deinen Alltag und bekommst jeden Monat etwas von deinem Anteil überwiesen damit es nicht allzu auffällig ist."
Ich schloss die Augen und dachte kurz darüber nach. „Einverstanden" „dann lassen wir dich nachher am Hafen raus und du rufst ein paar Stunden später die Polizei, damit es glaubwürdig rüberkommt" Ich nickte und guckte weiterhin auf die Straße. „Oh und da wäre noch was" sagte der Professor und grinste leicht. „Du wurdest von Aníbal Cortés gezwungen mit auf die Seite der Geiselnehmer zu kommen aber konntest, als wir auf das Boot gegangen sind, entkommen..."

In love with a criminal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt