Inspectora

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Berlin kam auf mich zu und ging vor mir in die Hocke, um auf meiner Höhe zu sein. „die Inspectora ist jetzt da um jeden der Geiseln zu begutachten... kommst du mit hoch?" fragte er und reichte mir seine Hand. Ich griff nach dieser und wurde von ihm mit hoch gezogen. Ich ging Berlin hinterher, bis wir bei den anderen Geiseln standen, von denen jeder einzelne zu der Inspectora in einen anderen Raum geführt wurde. Die meisten wurden von Helsinki und Oslo zusammen in den Raum gebracht, doch als ich an der Reihe war blieben sie stehen und ich spürte wie mich Berlins Hand griff und er mich leicht mitzog. Bevor wir den Raum betraten zog er sich seine Dali Maske auf, wie es Helsinki und Oslo ebenfalls vor ihm taten und ging mit mir zusammen in den Raum, in welchen wir uns einer braunhaarigen Frau gegenüber setzten. „Ach, gab es etwa einen Wechsel unter den Geiselnehmern oder wieso habe ich nun das Vergnügen mit einem anderen?" fragte sie schnippisch und begutachtete den Körper von Berlin, welcher natürlich schlanker als der von Oslo oder von Helsinki war. „Ich freue mich, dass es ihnen auffällt Inspectora!" sagte Berlin mit gehobener Stimme und lachte ein wenig. „Wie dem auch sei..." sie wendete sich zu mir und fragte mich verschiedene Sachen wie nach meinem Namen, woher ich komme oder aus welchem Grund ich hier bin. „Wie geht es dir? Wirst du hier gut behandelt?" fragte sie mich besorgt. „Mir geht es sehr gut, ich werde gut behandelt und finde es ehrlich gesagt nichtmal schlimm hier drin zu sein..." die von mir gegenübersitzende Frau machte einen erstaunten Eindruck. „du bist tatsächlich die erste, von der ich solch eine Äußerung höre... macht ihr irgendwas anderes mit ihr oder wieso diese Einstellung?" erkundigte sie sich und blickte zu Berlin. „Ich nehme an, jede unserer Geiseln wird sich ein unterschiedliches Bild dieses Überfalls machen... die meisten sind einfach Mental Kaputt und verkraften es hier drin nicht aber eigentlich haben wir nicht die Absicht jemanden zu verletzen" „hmm... und was ist mit deinem Kopf passiert?" fragte die Inspectora und musterte den Verband, welcher um meinen Kopf gewickelt war. „Ich hatte bevor wir das Gebäude betraten einen kleinen Unfall am Kopf und am Rücken... aber ich wurde hier gut sehr gut behandelt und die nötigen Medikamente wurden mir auch zur Verfügung gestellt" sie nickte verständlich und hakte nicht nochmal nach.
Zum Schluss hatte ich die Wahl, ein Video für meine Eltern aufzunehmen. Natürliche bejahte ich diese Aussage und sofort wurde eine Kamera auf mich gerichtet. Die Inspectora nickte mir zu und sagte ich solle anfangen zu reden. Ohne groß darüber nachzudenken fing ich an zu reden und erzählte alles was mir gerade in den Kopf kam.
„Hallo Mama... Papa... ich hoffe ihr macht euch nicht allzu große Sorgen. Mir gehts gut und die Geiselnehmer sind tatsächlich richtig nett zu mir. Mir wird nichts passieren und ich versichere euch, dass ich unversehrt nach Hause kommen werde. Ein paar von uns wurden von den anderen getrennt und sind in einem anderen Raum, da muss ich wenigstens nicht die ganze Zeit mit meiner Klasse aufeinander hocken. Für einen Überfall finde ich die ganze Sache hier eigentlich gar nicht schlimm... macht euch einfach nicht verrückt und genießt die Zeit ohne mich denn momentan habt ihr ja noch eure Ruhe vor mir..." lachte ich und blickte zu der Inspectora, damit sie die Kamera ausschaltet.
„Wir werden das Video so schnell wie möglich deinen Eltern zukommen lassen" sagte sie und gab mir einen festen Händedruck um sich von mir zu verabschieden.
Während sie mir die Hand schüttelte wendete sie sich zu Berlin. „Sie werde ich ja bestimmt gleich wieder sehen" Berlin schüttelte lachend mit dem Kopf und verabschiedete sich ebenfalls von der braunhaarigen Frau. „ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag Inspectora! Aber nun werden sie wieder das Vergnügen mit meinen Kollegen haben" er ließ ihre Hand los und führte mich aus dem Raum. Als wir hinter der Tür standen zog er sich seine Maske wieder ab und fuhr sich durch die Haare. „Lief doch ganz gut" grinste er und lief weiter. „Warte... Berlin!" schnellen Schrittes ging ich ihm hinterher und blieb vor ihm stehen. „Wieso bist du nur bei mir mit reingekommen? Und nicht bei den anderen? Oder wieso bin ich nicht mit Helsinki rein?" Berlin grinste und strich mir über die Wange. „Weil du meine persönliche Geisel bist" er lachte und legte seinen arm um mich. „Ich habe dir gesagt, ich werde dich beschützen solange wir hier drin sind und dieses Versprechen werde ich auch einhalten" raunte er mir ins Ohr während wir auf dem Weg zur großen Halle waren. Mittlerweile saßen die restlichen Geiseln alle auf dem Boden und bekamen von Denver und Rio ihr Essen ausgeteilt. Auch ich schnappte mir einen Plastikteller mit Reis und Hühnchen und gesellte mich zu Sarah und Valentino. Ich durfte solange ich aß bei ihnen sitzen, damit ich nicht die ganze Zeit so alleine da unten war. „Wo bist du die ganze Zeit?" flüsterte Sarah leise zu mir. „Ich weiß nicht ob ich euch das sagen darf aber macht euch keine Sorgen um mich okay? Mir gehts gut" „das wollen wir hoffen... wenn was ist musst du uns das sagen ja?" ich nickte und lächelte die beiden an. Ohne noch irgendwas zu sagen verschlang ich mein Essen vor mir... ich hatte seit knapp 12 Stunden nichts mehr gegessen und hatte so großen Hunger, dass ich mir bei Denver noch eine zweite Portion holen musste. „Du hast aber Hunger hm?" „naja... da unten bekomme ich nicht gerade viel zu essen" flüsterte ich und lachte leicht. „dann musst du mal Berlin fragen ob er dir sein Würstchen gibt" sagte er und fing an lauthals loszulachen während er zu Rio guckte. Seine Lache war ansteckend, weshalb ich ebenfalls leicht schmunzeln musste. Nicht wegen dem Witz... aber Denver seine Lache war einzigartig aber auch irgendwie komisch. Als Denver aufhörte zu lachen wurde er jedoch schnell wieder etwas ernster. „Ne jetzt mal wirklich... wenn du das Gefühl hast du verhungerst da unten dann gib uns Bescheid okay? Oder sag Berlin er soll dir mal öfter was zu essen bringen" „mach ich" lächelte ich, nahm mir meinen vollen Teller und setzte mich wieder zu meinen zwei Freunden. „Was wollten die von dir?" „ach nicht so wichtig...was macht ihr eigentlich die ganze Zeit hier?" versuchte ich abzulenken. „Naja... ein paar von uns wurden runter in den Keller geschickt um irgendwelche Arbeiten zu erledigen... hauptsächlich die starken Männer. Wir sitzen eigentlich nur hier und reden nicht viel. Das einzige was wir machen ist sitzen, schlafen und essen." „hört sich ja spannend an" Valentino nickte und verdrehte gleichzeitig die Augen. Er wollte gerade ein anderes Thema anschneiden, da riss er aufeinmal seine Augen auf und schwieg vor sich hin. „Was ist los?" fragte ich und drehte mich um, wo ich sofort mit meinem Kopf gegen Berlins Beine stieß. „Fertig?" fragte er und reichte mir seine Hand. Ich nickte, griff nach dieser und stand auf. „Wir sehen uns" sagte ich zu meinen zwei Freunden und folgte Berlin wieder nach unten zum Tresorraum. „Es ist 22 Uhr... ich bleibe jetzt bei dir um mich auch mal wieder auszuruhen" Berlin zog sich seinen Waffengürtel ab und legte diesen neben die Matratze, auf welche er sich sofort drauf schmiss. Ich blieb vor ihm stehen und blickte auf den Waffengürtel. „Du verlierst nicht zufällig gerade den Gedanken daran, den Waffengürtel zu nehmen und mir den Kopf wegzuschießen oder?" ich guckte ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf. „Nein... da würde ich nichtmal eine Sekunde dran denken!" „dann komm her" er klopfte neben sich auf die Matratze und zog an meiner Hand, damit ich mich neben ihn setzen würde. Als ich neben ihm Platz nahm, legte er einen Arm um mich und fing an zu reden...
Es vergingen mehr als vier Stunden, die wir damit verbrachten uns gegenseitig Sachen aus unserem Leben zu erzählen. Mittlerweile saßen wir auch nicht mehr an der Wand sondern lagen nebeneinander auf der Matratze und guckten uns gegenseitig in die Augen.
„... naja jedenfalls wurde ich dadurch immer süchtiger nach den ganzen Überfällen und konnte mich irgendwann nicht mehr unter Kontrolle halten... und jetzt bin ich Teil des wohl größten Überfalls der Geschichte Spaniens" „erzähl mir noch eine deiner Geschichten" meinte ich begeistert und gähnte leicht. Ich war viel zu müde um jetzt richtig aufpassen zu können aber Berlins Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf mich... wenn er etwas leiser redete, raunte er immer mehr mit seiner Stimme und das ließ mich einfach schwach werden. Diese Stimme war perfekt.
Berlin überlegte kurz und zog nach einigen Sekunden seine Augenbrauen hoch. „Die Geschichte wie ich Martin kennengelernt habe... aber halte mich danach bitte nicht für verrückt" lachte er und grinste mich an. Ich nickte und rückte ein Stück naher an ihn ran um mich an seinem Arm anzulehnen. Berlin guckte kurz zu mir und hob seinen Arm an um mich näher zu ihm zu ziehen. Er nahm seinen Arm um mich und ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schloss die Augen während ich seiner tiefen Stimme zuhörte. Viel von der Geschichte bekam ich nicht mehr mit, da seine Stimme in meinen Ohren immer leiser wurde. Irgendwann achtete ich nur noch auf seinen Herzschlag und schlief ein...

In love with a criminal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt