Arroganter Schnösel

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Kurz bevor wir die Treppe runtergehen wollten um zum Tresorraum zu gelangen, blieb Denver stehen. „Was hattest du mit Berlin zu bereden, dass es so wichtig war?" „wir musste nur etwas untereinander klären... nimm's mir bitte nicht übel aber ich glaube ich kann dir das nicht sagen" verwirrt guckte er mich an. „ist es etwa so schlimm?? Tokyo hat ja behauptet er würde dich vergewaltigen... wenn das stimmen sollte kannst du mir das sagen! Dann werden wir ihn schon zur Rechenschaft führen" „nein! Oh gott Denver... bitte hört auf so über ihn zu reden, wieso glaubt ihr denn er würde mich vergewaltigen? Kommt er euch wirklich so notgeil rüber" Denver zuckte mit den Schultern und machte ein fragwürdiges Gesicht. „Naja... wir hatten fünf Monate lang eine Vorbereitungszeit, in der wir alle in einem Haus jeden Tag aufeinander hockten. Und in der Zeit macht man sich von jedem aus dem Team ein Bild. Berlin... ist für mich der arrogante Schnösel. Jeden Tag trug er einen Anzug, er trank die ganze Zeit Wein, führte sich auf wie ein Besserwisser und schleimte sich ständig beim Professor ein. Also wenn du mich fragst ist er ein Arschkriecher! Und was seine Ex Frauen angeht? Ich hab keine Ahnung was da passiert ist aber so wie er mir rüberkommt wird er jede einzelne dieser Frauen abserviert haben, nachdem sie nicht mehr gut genug für ihn im Bett waren." „Denver bitte... du weißt nicht was mit seinen Ex Frauen passiert ist, vielleicht ist Berlin eigentlich völlig anders oder hast du je ein richtiges Gespräch mit ihm geführt?" „nicht wirklich... wir haben ab und zu mal ein paar Worte gewechselt... hauptsächlich standen wir auf Kriegsfuß, weil ich ihm immer seine Äpfel geklaut habe oder ab und zu mal heimlich sein Jacket anzog" „na siehst du... du kennst ja seine richtige Persönlichkeit nicht" Er nickte leicht und guckte nachdenklich nach vorne. „Komm mit" sagte Denver und ging weiter. Wenige Meter vor dem Tresorraum kam uns Rio, völlig außer Atem, entgegen und legte seine rechte Hand auf Denver's Schulter. „Der Professor... er hat gesagt die Polizei will Lebensbeweise von jedem der Geiseln" „sollen wir von jedem ein Video machen oder was?" „nein... sie wollen jemanden reinschicken! In einer Stunde wird irgendwer von der Polizei rein kommen um zu sehen, ob es jedem gut geht" „na toll... das hat uns ja noch gefehlt! Ich gebe Berlin Bescheid. Pass du so lange auf Amelie auf" sagte Denver und rannte zurück in die große Halle.
Rio stand vor mir und lächelte mich an. Seine kleinen Grübchen wurden bemerkbar, als er seine Mundwinkel nach oben zog. Wie alt war er wohl? So wie Berlin ihn mir beschrieben hatte, war er anscheinend noch ziemlich jung... so sah er auch aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er schon über 20 sein sollte. „Was ist?" fragte er mich und grinste. „Nichts... alles gut. Ich habe mich nur gerade gefragt wie alt du bist" „ahhh weil ich so jung aussehe oder wieso...?" lachte er und ich nickte ihm zu. „Ich bin 23 wenn du's genau wissen willst" antwortete er auf meine Frage und drehte den Rücken zu mir um die Tür vom Tresorraum zu öffnen. „Du siehst aus wie 18 oder 19" sagte ich provokant, woraufhin er sich zu mir umdrehte und ein paar Schritte auf mich zu kam. „18 Ja? Wenigstens sehe ich überhaupt volljährig aus im Gegensatz zu dir" versuchte er zu kontern, jedoch war ein guter Konter von Rio eher wünschenswert. „Der war schlecht" sagte ich zu ihm. Rio nickte sofort und musste etwas lachen. „Ich weiß... sorry seitdem wir hier drin sind bin ich mit den Gedanken komplett durcheinander. Ich kann dir nichtmal mehr richtig antworten" ich nickte verständlich und betrat den Tresorraum, welchen Rio nur wenige Sekunden zuvor geöffnet hatte. „Ich kenne dich zwar nicht und weiß nicht was du hier sonst so machst aber eins kann ich dir raten... ruh dich in deinen Pausen aus, Schlaf ein bisschen und Schenk nicht nur Tokyo deine ganze Aufmerksamkeit. Denn wenn du mehr Schlaf bekommst dann kannst du auch klarer denken" „warte was? Woher weißt du das mit Tokyo?" „ich hab so ein paar Sachen mitbekommen... aber wie gesagt, ich weiß nicht alles was du machst und das geht mich auch nichts an" sagte ich mit erhobenen Händen und schritt langsam zu der auf dem Boden liegenden Matratze. Rio guckte auf den Boden und ohne noch irgendwas zu sagen schloss er die Tür und ließ mich allein.
Irgendwie konnte er einem schon leid tun, er war der jüngste vom Team und wurde denke mal auch so behandelt... als das „Baby" der Gruppe. Aber ich glaube von ihm hielten sie alle mehr als von Berlin. Bis jetzt habe ich wirklich nur schlechte Sachen über ihn gehört. Aber vielleicht hatte er sich in dieser Vorbereitung wirklich so arrogant aufgespielt... oder die anderen sind einfach nicht in seiner Liga und können ihn nicht verstehen. Keine Ahnung wieso sie so über ihn dachten aber mir war es egal, denn ich wusste wer er wirklich war und was er schon durchmachen musste. Irgendwie komisch... wir sind jetzt seit zwei Tagen hier drin und ich kenne Berlin schon besser als seine Kollegen, die fünf Monate mit ihm zusammen waren. Aber sie durften sich ja auch generell keine privaten Informationen erzählen... obwohl das die meisten glaube nicht wirklich eingehalten haben. Vor allem Tokyo und Rio... wieso regte sich Tokyo immer so über Berlin auf, wenn sie doch selbst nicht besser war? Und sie hatte bzw. hat immer noch was mit Rio. Ich hatte Fragen über Fragen und der Aufenthalt in diesem Raum gab mir leider keine Antworten. Wieso konnte ich mich eigentlich nicht einmal normal verhalten? Jede andere Geisel in diesem Gebäude sitzt in der großen Halle, ist still, gehorcht was die Geiselnehmer sagen und verhalten sich völlig normal. Und ich? Ich hab den Anführer der Geiselnehmer geküsst, weiß jetzt alles über seine Vergangenheit und werde separat unten im Keller in einem Tresorraum gehalten. Wie hat das ganze überhaupt angefangen? Ich konnte mich nichtmal mehr daran erinnern, wie ich das erste mal richtig Kontakt zu Berlin hatte... und auch mein Zeitgefühl war komplett weg.
Gelangweilt blickte ich an die weiße Wand gegenüber von mir und knabberte an meinen Fingernägeln. Jedesmal wenn ich gelangweilt war knabberte ich daran und ich konnte es nie unterlassen. Ich wollte mich gerade etwas hinlegen um meine Augen zu schließen, da wurde die Tür des Tresorraums auch schon wieder geöffnet...

In love with a criminal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt