Zwei Seiten

1.3K 56 0
                                    

„Was willst du?" kam es von Berlin emotionslos, als er durch den Raum ging und sich vor das Aquarium stellte, welches sich in der hinteren Ecke des Raumes befand. „Kannst du mir bitte sagen, woher du aufeinmal so eine miese Einstellung hast?" „was heißt hier miese Einstellung?" Er klopfte am Aquarium rum und beobachtete die Fische, wie sie zu seinem Finger schwammen. „Berlin du kannst mir nichts vormachen! Jetzt sag mir was ist!" mit finsterer Miene kam er auf mich zu und richtete seine Pistole auf mich. „Hör auf mit mir in diesem Ton zu reden!" befahl er mir. „ist das dein Ernst??? Du richtest deine Waffe auf mich? Wir beide wissen genau, dass du nicht auf mich schießen wirst" „wollen wir wetten?" er entsicherte die Waffe und legte seinen Finger auf den Abzug. „Provozier mich nicht!" sagte er etwas lauter und spannte seinen Kiefer an.
„Scheiße Berlin was soll das!!!" rief Denver als er in den Raum reinplatzte und seine Waffe auf ihn richtete. „Denver! Nimm die Waffe runter!" und schon wurde die Pistole, die gerade noch an meiner Schläfe lag, auf Denver gerichtet. „Berlin mach keinen Scheiß!" „es geht dich doch gar nichts an was ich hier mache! Misch dich nicht immer in andere Angelegenheiten ein!" „ich finde es geht mich schon etwas an, wenn du hier einfach so eine Geisel erschießen willst!" „wer hat denn gesagt, dass ich sie erschießen will?" „es ist sehr wahrscheinlich, wenn du vor ihr stehst und deine verdammte Pistole auf ihren Kopf richtest!!!" „vielleicht wollte ich ihr auch einfach nur eine Kugel ins Bein jagen... oder... ich weiß nicht... vielleicht in die Schulter? Die Auswahl ist groß" sagte er und grinste mich an. „Es ist ja nicht so, dass sie schon genug schmerzen hat!" „und hat mal jemand an mich gedacht?! Hat sich auch nur eine Sekunde jemand dafür interessiert, was ich hier für eine scheiße verkraften muss??" wütend aber auch enttäuscht blickte er zu mir. „...ich habe wirklich daran geglaubt... ich dachte, ich könnte endlich mal wieder jemandem vertrauen! Aber mein Leben muss mich immer und immer wieder auf den Boden ziehen! Und ich werde von jedem nur enttäuscht! Denkt ihr das tut nicht weh? Wisst ihr eigentlich wie oft ich schon verletzt wurde? Nicht äußerlich aber dafür innerlich! Ich habe auf diese ganze scheiße keinen Bock mehr!" Dann zog er seine Waffe zurück und verließ schnellen Schrittes den Raum. Verwirrt guckte ich Denver an, welcher ebenfalls nicht genau wusste was gerade los war. „Was hat ihn denn bitte gestochen" meinte Denver, als er geschockt umher guckte und anfing sich am Kopf zu kratzen. „Ich habe keine Ahnung was ich gemacht habe..." sagte ich verzweifelt und starrte an die Decke. „Hey... Es ist nicht deine Schuld! Garantiert nicht!" Denver setzte sich sofort zu mir, als er meine gläsernen Augen entdeckte. „Der Typ hat jeden Tag eine andere Stimmung. Er ist ein Psychopath... sonst nichts" „wieso denkst du das?" „hast du ihn gerade erlebt??? Das ist doch nicht normal... vor allem weißt du nichtmal, was du getan hast! Und erklären tut er es dir auch nicht!" „aber vielleicht gibt es einen bestimmten Grund wieso er reagiert" „weißt du denn den Grund??" „nein..." „na dann... ich würde gerne, aber ich kann dir bei der Sache leider nicht weiterhelfen... sorry aber das musst du jetzt erstmal verkraften" „ist schon gut... das klärt sich irgendwie"
Denver verabschiedete sich von mir und verließ den Raum. Und schon kehrte diese Stille wieder ein. Diese verdammte Stille, in der mein Kopf immer wieder aufs neue zum nachdenken angeregt wurde.
Was zum Teufel ist da gerade passiert?! Hat er ernsthaft seine Waffe auf mich gerichtet? Ich meine was habe ich ihm denn getan? Gestern Abend war alles noch gut... ich dachte an unser gestriges Gespräch und musste ein wenig lächeln. Als wir gestern über alles möglich geredet hatten, spürte ich das Kribbeln in meinem ganzen Körper. Alles fühlte sich weich an und ich hatte nur noch Augen für Berlin. Und seine Berührungen ließen mich dahin schmelzen... vorhin war die einzige Berührung die Mündung seiner Pistole, die an meiner Schläfe lag. Ich Checks einfach nicht... was ist da passiert? Und wieso?
Ich zerbrach mir stundenlang darüber den Kopf, bis ich bemerkte, wie es aufeinmal dunkler wurde. Ist es wirklich schon so spät? Es fühlte sich so an, als ob ich gerade mal vor einer Stunde von diesen Bastarden, die sich Polizei nennen, angeschossen wurde. Und jetzt ist es einfach schon Abend. Während ich da lag und immer noch meinen Kopf über die Situation zerbrach, kam Helsinki in den Raum und brachte mir etwas zu essen. Ich war fast am verhungern und schlang alles sofort in mich rein. Ohne mit mir ein Wort zu wechseln verließ er den Raum und brachte Denver zu mir. „Du sollst dich um sie kümmern" sagte er mit seinem serbischen Akzent und verschwand. Denver stand im Türrahmen und grinste mich an. „Bist du müde?" fragte er gestresst und kratzte sich am hals. „Ein wenig... Denver was ist los mit dir?" „was soll los sein?" er sprach immer hektischer, man sah ihm die Nervosität ziemlich gut an. „Irgendwas ist doch" versuchte ich nachzuhaken aber bekam immer noch keine Antwort. Denver schmiss mir eine Decke rüber und verabschiedete sich wieder von mir. Was war denn jetzt los? Zuerst verhält sich Berlin komisch und dann auch noch Denver? Das ist doch alles ein schlechter Scherz.
Ich beschloss mich dazu Denver aufzusuchen, denn so wie er gerade aussah... wirkte er nicht gerade entspannt. Doch als ich aufstehen wollte, war der Schmerz in meiner Rippe stärker als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich zuckte zusammen und bis mir auf die Lippe, bevor ich mit einem Ruck auf beiden Füßen stand. Langsam schritt ich voran und öffnete die Tür. Von unten hörte ich die Stimme von Berlin, wie er die Geiseln anschrie. „Sowas dulde ich hier nicht!" hörte ich aus seiner lauten Predigt raus und betete für denjenigen, der sich gerade von Berlin den ganzen scheiß anhören muss. Anscheinend gab es doch eine zweite Seite bei ihm, die mir vorher nicht aufgefallen war. Er ist nicht nur der zerbrechliche und gefühlvolle aber auch witzige und nette Geiselnehmer den ich vor Augen hatte... aufeinmal wirkte er bedrohlich aber trotzdem hatte ich was übrig für ihn. Ich wollte es nicht wahr haben aber so sehr ich es auch versuchte... ich hatte immer noch dieses Kribbeln im Bauch wenn ich an ihn dachte. Ist das normal nach so kurzer Zeit?
Immer noch so leise wie möglich, schlich ich an der Wand entlang um die Treppe runterzugehen. Wo wollte ich überhaupt hin? Ich meine Denver könnte überall sein aber ich konnte seinen Namen jetzt auch nicht durch die ganze Banknotendruckerei rufen. Als ich gerade unten im Gang um die Ecke blicken wollte, packte mich eine große Hand an der Schulter und zog mich zurück...

Glaubt ihr Berlin kriegt sich wieder ein und die beiden können endlich mal ein normales Gespräch führen?
Und was ist mit Denver los?
Ist er es, der sie an der Schulter gepackt hat?

In love with a criminal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt