Protect me! -Samu Haber FF

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Name, Vorname: Stenzel, Louisa (aber alle nennen mich Lou)

Geburtsdatum: 20.2.1997

Straße, Hausnummer, PLZ: ...Ja, ich bin gerade dabei die Formulare für einen Auslandstrip auszufüllen. Bisher weiß ich noch gar nichts darüber: Ich weiß nicht in welches Land, ich weiß nicht, ob ich alleine dort hin reisen werde, ich weiß nicht wie und wo ich dort lebe. Gar nichts eben. Aber genau das ist auch der Sinn davon. Ich meine es wäre mir schon lieber, wenn ich mir aussuchen könnte, was meine neue Heimat für die nächsten 2 Monate sein wird, aber unsere Schule findet es eben besonders witzig, es erst kurz davor bekannt zu geben. Das sollte mich aber nicht an meiner Entscheidung hindern, denn mir geht es nur darum, endlich mal aus dem kontinuierlichen Alltag auszubrechen, denn ich verstehe mich mit meinen Eltern gerade gar nicht gut und eine wirkliche beste Freundin habe ich auch nicht mehr. In der Schule läuft es ganz gut, logisch, sonst würde mir das ganze hier wohl niemand erlauben.

Nachdem ich die dreiblättrigen Unterlagen unterschrieben habe, verabschiedete ich mich von meinem Englischlehrer und rannte noch schnell ins Sekretäriat, da dieses gleich schließen wird. Unser Sekräteriat hat nämlich Öffnungszeiten wie beim Rathaus, und wer sich nicht daran hält steht sofort auf der "Unorganisierte Schüler"-Liste der Schulleitung, was mir aber nun letztendlich auch egal sein könnte. Ich legte das Blatt mit dem freundlichsten und künstlichsten Lachen auf die Theke, in der Hoffnung, dass sie mir auf die Frage "Wissen sie vielleicht schon, wann bekannt gegeben wird, wohin es geht?", antwortet. Falsch gehofft. "Sie wurden sicherlich von ihrem Klassenlehrer darauf hingewiesen, dass wir erst kurz vorher bekannt geben, wo sie eingeteilt sind. Mein Gesicht verwandelte sich schlagartig von megafreundlich in megaangepisst und ich ging mit "Schönen Tag noch" aus dem Raum. Kein Kommentar zu ihr. Wann bitte kurz vorher? Zwei Tage vor Abflug?

Wir befinden uns in der letzten Woche vor den Winterferien, das bedeutet auch in der letzten Woche vor Abflug ins neue Land.  Alle aus meiner Klasse bekamen nach und nach gesagt, in welcher Luxusstadt oder in welcher Gemeinde sie die nächsten 2 Monate verbringen würden, außer ich. Das Feld war groß gefächert. Von USA bis Venezuela war bis jetzt schon alles vertreten. Es reiste immer nur ein Schüler aus der Klasse in ein Land, so viel wurde mir schon verraten, damit nach den 2 Monaten auch 'ausreichend berichtet werden konnte'. Und langsam kamen mir Zweifel auf, denn die Leute, die ziemlich spät gesagt bekommen haben, wo es für sie hingeht, sind entweder heulend aus der Schule gerannt oder mussten von ihren Freund über die ganzen Vorteile, die das Land haben soll, überredet werden, nicht sofort abzusagen. Also waren die nicht ganz so tollen Länder (um es mal vorsichtig auszudrücken) für die, die jetzt noch übrigen waren. Als also nun heute auch noch die letzte Bescheid bekommen hat, ist mir entgültig der Geduldsfaden gerissen und ich stattete meinem Englischlehrer nach dem Unterricht einen Besuch ab. "Langsam finde ich es nicht mehr so lustig mit der Geheimnistuerei, können sie mir nicht einfach sagen, welches Land ich besuchen werde?" "Louisa, setz dich." er wies mich auf einen Stuhl im Klassenzimmer. "Deine Noten sind exzellent, das wissen wir alle. Und genau deshalb haben wir lange überlegt, wohin wir dich schicken könnten, damit du nicht allzu sehr unterfordert bist." Er versuchte anscheinend die Schrecklichkeit der Entscheidung mit einem Lachen zu überspielen. Mein Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er endlich mit der Sprache herausrücken sollte. "Nach Finnland." Ich stutzte. "Finnland?" "Ja, es ist wunderschön dort. Du wirst die grenzenlose Natur genießen können und die ganzen Sehenswürd...-" "Finnland?" unterbrach ich ihn. "Was ist denn daran so schlimm?" "Naja, ich habe noch nicht sehr viel darüber gehört, außer dass die Sprache wie kickerikie klingen soll." "Es ist die schwerste Sprache der Welt und genau deshalb hat die Schulleitung entschieden, dir diese ehrenvolle Aufgabe zu übergeben." Ich wusste nicht, was ich von Finnland halten sollte, aber ich wollte mich auf jeden Fall gleich zu Hause darüber schlau machen. "Okay, danke. Einen schönen Nachmittag noch." "Dir auch." Ich öffnete die Tür und er rief mir noch mit einem Grinsen "Der hohe Norden wird dir gefallen" zu.