"Guten Morgen und herzlich willkommen zurück in der Heimat! Da sie alle sicher viel zu erzählen haben, werden wir die nächsten Wochen dafür nutzen, sodass jeder von ihnen über das besuchte Land berichten kann."Sofort schossen einige Streber-Hände in die Höhe. Was haben sie denn zu erzählen? Wie das Wetter war, wer die meisten Sehenswürdigkeiten besucht hat, wie die Speisekarte aussah?! Keiner, wirklich niemand, hatte solch eine schöne Zeit wie ich. Sie haben alle ordentlich ihre Pflichten und schulischen Aufgaben dort erledigt und konnten es wahrscheinlich kaum abwarten, ihre Freunde hier zu Hause wiederzusehen. Bei mir war das Wetter grpßtenteils scheiße, ich habe keinerlei Geschichten der Sehenswürdigkeiten studiert und gespeist habe ich auch wie in Deutschland. Aber hey, ich habe die besten Menschen kennengelernt, welche meine wahren Freunde geworden sind und ich hatte außergewöhnliche Momente, die ich mir vielleicht auf mein gesamtes Leben verteilt vorgestellt habe, aber nicht in 2 Monate gepackt. Mit den Gedanken daran, schnürte sich meine Kehle zu und ich wusste, dass sich die Tränen nicht mehr lange aufhalten ließen. Also unterbrach ich den gerade Sprechenden, indem ich aufstand und mich entschuldigte. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich ließ mich an der Wand daneben heruntergleiten. Der Gang war leer, sodass meine kurzen Schluchzer schallten. Ich zog die Knie an und legte mein Gesicht in die Hände, um zur Ruhe zu kommen.
Wasser traf auf meinen Handrücken, als mein Gehirn noch immer auf Hochtouren lief. Ich öffnete die Augen und sah nichts. Es war zu dunkel. Neben mir atmete jemand gleichmäßg ein- und aus. Er war noch da. Samu lag neben mir und wir waren nicht durch die Ostsee von einander getrennt. Ich nahm keine Rücksicht darauf, ob meine hektischen Bewegungen ihn aufwecken würden, als ich mich sofort umdrehte und einen Arm um seine Brust schlang. Samu erschrak kurz und wurde tatsächlich aus dem Schlaf gerissen. Ich begann wieder zu weinen und mein Arm wanderte zu seinem Hals. Die Position glich einer Ertrinkenden, welche sich kraftlos versucht, an ihrem Retter festzuhalten. Samus warme Hand legte sich auf meinen Rücken, was mich etwas beruhigte, sodass ich die Augen schloss. "Ssscht. What's up?" Er flüsterte und dennoch erhob sich sein Brustkorb kurz. "Ich hasse Träume." "No. Just the bad ones. Do you want to talk about it?" Samus Flüsterton klang verschlafen, aber trotzdem mitfühlend. "Ich habe geträumt, dass du weg bist." Er seufzte und legte seinen Kopf zurück ins Kissen. "We will travel the world." Ich stoppte meinen Atem, öffnete die Augen und hob den Kopf. Wie trocken er das sagte, als wenn es das Normalste überhaupt ist. Ich konnte es nicht glauben und fragte deshalb nur lachend, ob es sein Ernst sei. "Yeah of course? I mean, what else should I do with my money?" Ich rappelte mich auf und saß im Schneidersitz neben ihm, meine Hände auf seiner Haut. "Eure Tour beginnt in einer Woche?" fragte ich noch immer ungläubig. Er legte einen Arm um mein Becken und den anderen unter seinen Kopf. "Lou, after the tour." "Dafür haben wir die zusätzlichen 2 Monate Zeit..." murmelte ich, da es langsam einen Sinn zu haben scheint. Samu sagte nichts, sondern begann meinen Rücken zu streicheln und sah dabei sehr zufrieden aus. Ich starrte erst in seine Augen, und begriff dann, dass es wirklich so kommen wird. "Nur wir zwei?" flüsterte ich nun. Er nickte kurz und lächelte dann liebevoll. Mein Blick wurde wieder fragend und ungläubig. "Um, I haven't planned that someone else comes along. It's a gift for you and me." Samu stütze sich nun auf und ich fiel ihm keine Sekunde später um den Hals und mein Traum war längst vergessen, da dies die Realität ist. Seine warme Haut traf auf meine. Langsam drückte er auch mich sanft an sich. Mein Körper kam mir so zierlich in seine starken Armen vor. "Wie soll ich das nur jemals wieder gut machen, Samu, sag es mir." "Spend as much time as possible with me. That's it." Er zog mich an den Haare leicht nach hinten und legte seine Lippen auf meine. "Nichts lieber als das." sprach ich leise in den Kuss hinein. Wir lösten uns, aber schauten uns in die Augen, wobei ich seine Wang entlang streichelte und die rauen Bartstoppeln spürte. "Das war jetzt nicht nur so eine 3 Uhr-morgens-Idee um mich zu beruhigen, oder?" Ich ließ von ihm ab und küsste einmal seinen Hals und spürte seine Mundwinkel, welche sich anhoben. "No. This plan is already in my head since a while. You can only think about the time, when I'm far away. You shall enjoy the time, so...yeah why not." Ich legte mich zufreiden gestimmt wieder neben ihn, doch er beugte sich kurz über mich, strich mir Haare aus dem Gesicht und küsste meine Tränen weg.
Am nächsten Morgen wurde ich durch das Geräusch von zerspringedem Glas geweckt, welches aus der Küche kam und worauf ein leise fluchendes "Damn!" folgte. Als ich aufstand, hörte ich, wie jemand vor Schmerz scharf die Luft einzog. Erst als ich Mikkos Stimme hörte, war mir bewusst, dass es sich wohl um Samu handelte und meine Schritte beschleunigten sich automatisch. Der Verdacht bestätigte sich. Samu hielt die linke Hand unter den Wasserstrahl und hatte dabei die Augen geschlossen. Mikko stand daneben und wartete darauf, dass Samu ein Tuch entgegen nimmt. Er bemerkte mich und ich lächelte besorgt, als ich auf ihn zuging. Normalerweise hatte er wohl ganz andere Sorgen, doch die rechte Hand löste sich von seinem verletzten Handgelenk und er zog mich an sich heran. Das klare Wasser vermischte sich sofort mit dem Blut, und mir wurde bewusst, dass er so schnell nicht aus der Position entweichen konnte. Ich fragte ihn hastig, wo ich seine Verbände finden konnte. Als ich mit sämtlichen Pflastern zurückkam, zog Mikko gerade das Tuch an Samus Handgelenk fest, um die Blutung zu stoppen, die so pulsierend aus der Wunde ströhmte, wie sein Herzschlag war. Damit das Blut nicht überall verteilt wird, hielt er seine Hand wieder über das Waschbecken. Der Schnitt zwischen Daumen und Zeigefinger war ziemlich groß, das erkannte man auch ohne medizinische Kenntnisse. "Es tut mir leid, aber..." ich hielt das Desinfektionsmittel nach oben. Samu stöhnte nur. Zweimal hintereinander spritzte ich die Flüssgkeit auf die blutende Stelle und Samu fuhr zusammen. Es tat mir so unglaublich leid, ihm kurzzeitig noch mehr Schmerzen zuzufügen. Sofort legte ich eine Kompresse darauf und begann das ganze zu verbinden. Ich habe das noch nie gemacht, doch es erschien mir in diesem Moment richtig. Als ich fertig war, wollte Samu sofort weiter machen, das Frühstück vorzubereiten, doch ich hielt ihn davon ab. Natürlich schmeichelte es mich schon ein wenig, als er versuchte, möglichst hart zu wirken, so, als wenn es ihm nichts ausmacht, dass er sich gerade ernsthaft verletzt hat. Ich deutete auf die Couch und die beiden Männer machten es sich bequem. Sie begannen sofort wieder über die Organisation der Tour zureden und ich fragte mich wirklich, ob es für beide wie eine Sucht war, wenn sie zusammen sind. Noch bevor wir mit dem Frühstück beginnen konnten, mussten wir den Verband noch einmal wechseln, weil er bereits durchgeblutet war. Allmählich ließ es dann aber nach und wir konnten die frischen Brötchen genießen. "Seit wann bist du denn wach." fragte ich, als ich bemerkte, dass die Brötchen schon gar nicht mehr warm waren und er sie deshalb schon ziemlich zeitig gekauft haben muss." "I was awake since...you know." er lächelte mich wissend an und ich brachte nur ein schüchternes "Sorry." heraus. "Oh, and by the way, Niila will open the shows of Sunrise Avenue." brachte Mikko einfach ins Gespräch ein. Ich schaute Samu an, der genüsslich in sein Brötchen biss und seine verbundene Hand betrachtete. "Ähm, okay und wer ist Niila und wie kommst du jetzt darauf?" "He's a very good friend of Samu. Niila his a singer-songwriter-newcomer and his new album "Gratitude" is out now. " Ich schaute erneut zu Samu und er begann mir zu erzählen, dass er Niila ins Showbuisness bringen möchte, weil er es verdient hätte und seine Musik toll ist. Sie haben sich mal auf einem Festival kennengelernt. "Und warum war er dann noch nie mit bei uns dabei?" "He doesn't live in Helsinki, but 2 hours away. We see each other only 3 or 4 times a month." Ich nickte und gab mich damit zufreiden, dass ich ihn bald kennenlernen würde. "We have to got to a photo shoot today. That's a main reason why I get up that early. Sorry." "Wann seid ihr zurück?" "In the afternoon, I guess." Samu drehte sich zu Mikko um eine Bestätigung zu bekommen, und dieser nickte. "We have to go very soon. Get ready." befohl Mikko ihm schon fast und Samu stand auf, um sich fertig zu machen. Wow, wenn es um die Arbeit und Organisation ging, ließ sich Samu, der bekanntliche Sturrkopf, sogar in seinen eigenen vier Wänden etwas von Mikko sagen. Etwas traurig darüber, dass ich also den Tag alleine sein werde, räumte ich den Tisch ab. Der Braunhaarige entsorgte die Scherben und nutzte die Gelegenheit, um einige Fragen über Deutschland zu stellen, und ob ich die Band vorher wirklich nicht gekannt hatte. Wir plauderten ein bisschen, bis Samu bereit war. Seine verwuschelten Haare von vorhin sahen, wie immer, weich und nicht besonders ordentlich aus. Er hatte seinen Bart etwas rasiert, doch kleine Härchen waren noch zu sehen. Ganz standardmäßig trug er schlichte Klamotten und warf sich die schwarze Lederjacke über. Dabei konnte ich einen kurzen Blick auf seine Beckenknochen erhaschen, als sich das Shirt hob. Natürlich war der Verband an seiner Hand sehr unpraktisch und ich hoffte, dass sie keine Ganzkörperfotos machen müssen, bei denen er damit Probleme haben könnte. Sie verabschiedeten sich und ich versicherte ihm, dass ich mich auf den Abend freue, wenn er zurück sein wird. Ich glaube, auch solche kleinen Gesten können ziemlich viel bewirken und zeigen ihm, wie wichtig er mir ist und wie ich ihn brauche. Als die Tür hinter den beiden ins Schloss fiel, drifteten meine Gedanken sofort an unsere Reise. Die einzige Bedingung die er mir gestern Abend noch gestellt hat, war, dass er die Ziele aussucht. Bisher hatte er mir schon ein paar schöne Orte gezeigt, als konnte ich mich wohl auf ihn verlassen. Wer hätte gedacht, welche Länder so ein "Finnland-Aufenthalt" alles beinhaltet.
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Protect me! -Samu Haber FF
FanfictionLou plant für zwei Monate einen Auslandstrip, doch als sie im Flieger in das 1600km entfernte "Land der tausend Seen" sitzt, ahnt sie noch nicht, mit wem sie die nächsten Wochen, Tag und Nacht verbringen wird, welche Beziehung sich zwischen den beid...