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Die Zeit verging ziemlich schnell. Ich war noch etwas Wasser und Cola für die Pausen besorgen, weil das Kühlfach leer war. Als ich wiederkam, waren alle weg. Doch es war nicht abgeschlossen, was ziemlich untypische für Jukka ist. Samu saß mit einem Zettel, Stift und einem Glas Wein auf dem Sofa. Er bemerkte mich und drehte den Kopf zu mir. Er wedelte den Stift hin und her und traf dabei immer seine Wange. "Is everything okay? You're late." sagte er gelassen und nahm dann das Stiftende zwischen seine Zähne. "Klar, aber ihr habt heute ziemlich früh Schluss gemacht, oder?" Ich ging auf ihn zu und er nickte. "Wo hast du den Wein her?" Ich nahm einen Schluck und setzte mich dann neben ihn. Er war schmeckte ehr trocken. Ich bekam keine Antwort. "Was machst du da?" Ich klang schüchtern, während ich meine Arme um seinen Bauch schlang und mich an seine starken Arme lehnte. Er legte einen Arm um mich und ließ uns in das weiche Polster nach hinten fallen. "Songwriting. But don't be sad if you are not allowed to read it first." Er beugte sich wieder nach vorn und drehte das Blatt um. Dann schaute er mich lächelnd an und legte einen Finger unter mein Kinn. Ich rechnete mit einem Kuss, doch bekam ihn nicht. "It's nice that we have finished so early, then we have more time for what I wanted to show you." Samu lächelte immer noch ein wenig und ging zur Tür. Ich folgte ihm zu seinem Auto. Die ganze Autofahrt redeten wir nicht sehr viel und die Gegend gefiel mir immer besser, als wir aus dem Feierabendverkehr heraus waren und ein paar Landtstraßen entlang fuhren. Er ließ die Fenster einen Spalt herunter und sofort wehte uns der Wind durch die Haare. Samu umfasste meine Hand und lächlte vor sich hin. Er scheint nicht mehr so angespannt zu sein wie heute morgen. Der Motor wurde leiser und als das Auto stand, stieg Samu sofort aus. Als auch ich die Tür öffnete, stieg mir sofort der blühende und frische Geruch von Natur in die Nase. Wir waren an einem Wald angelangt und es begann etwas zu dämmern. Wäre Samu nicht hier, hätte ich definitv Angst. Er zog den Reißverschluss meiner Strickjacke nach oben und holte dann seine schwarze Lederjacke vom Rücksitz. Er kam auf mich zu, legte einen Arm um mich und ich erfuhr eine wohlige Wärme. Dieses ständige Schweigen beunruhigt mich allerdings und gefiel mir nicht. Er führte mich einen Trampelpfad entlang, der jedoch bald endete. "Und jetzt?" fragte ich ihn spielerisch indem ich zu ihm nach oben schaute. "Ähm...wait." er legte einen Finger auf meine Lippen und schaute starr in eine Richtung des Waldes. Er nickte in diese Richtung und wir kämpften uns durch das hohe Gras. Leider übersah ich einen Dornenzweig und bemerkte ihn erst, als ich mir den Handrücken aufschlitzte. Ich zog scharf die Luft ein und Samu drehte sich fragend um. Sofort bildeten sich einzelnde Blutpunkte und ich leckte sie ab, da ich nichts hatte, woran ich es abwischen hätte können. Ich schaute zu meinen Füßen, als ich den metallischen Geschmack schmeckte. ""What happend?" fragte er, als er auf mich zu kam. "Nichts weiter, alles gut." Er baute sich vor mir auf und nahm meine Hand, als würde er mich zum Tanz auffordern. Sie war warm und ließ mich den Schmerz nicht mehr spüren. Meiner Meinung nach war es viel zu viel Trubel wegen dieser Kleinigkeit, doch von soetwas ließ sich der Finne ja nicht abbringen. "Es ist nur ein Kratzer, Samu. Können wir bitte weitergehen?" Ich wollte ihn küssen, doch er wich aus, ohne mich anzusehen. Sein Blick lag auf meiner Hand. "It doesn't hurt too much, oder?" Ich schüttelte den Kopf, doch war etwas beleidigt wegen dem verweigerten Kuss. Er streichelte sanft und vorsichtig mit dem Daumen über die Stelle und umfasste dann die Hand. Er zog mich nun hinter sich her und machte mich auf jedes Steinchen aufmerksam. Ich hörte ein Rauschen, wahrscheinlich von einem Fluss. Erneut legte der starke Mann einen Arm um mich und gemeinsam gingen wir auf die Ströhmung zu. Wir standen am Ufer und ich betrachtete die Umgebung. Der Fluss kam von einer höher gelegenen Stelle und an der Stelle wo wir uns befanden, wurde er zu einem kleineren Wasserfall. Ich schätze ungefähr 10m tief. Auf dem Weg hierher habe ich nicht bemerkt, dass wir einen leichten Ansteig gelaufen sind. "Wow, es ist so beruhigend und sieht so wunderschön aus. Das Wasser funkelt wie Diamanten." Der breite Fluss inmitten eines Waldes faszinierte mich wirklich sehr, da ich nicht oft in der Natur bin. In Deutschland erfahre ich, wie hier in Helsinki, jeden Tag das Großstadtleben. "You like it?" fragte er mich zögernd. "Und wie. Danke." gab ich ruhig von mir. Samu ließ mich los und krämpelte seine Hosenbeine bis fast zu den Knien. Ich betrachtete ihn dabei. Jede seiner Bewegungen könnte ich filmen, nur damit sie nicht einmalig waren. Auch meine Hosenbeine versuchte er umzukrämpfeln, doch das war nicht so leicht, da die Hose natürlich längst nicht so locker anlag wie bei ihm. Er schaute kritisch aber musste doch lächeln. "Hopefully it won't get wet." sagte er entschuldigen und zog sich die Schuhe aus. Ich tat es ihm gleich und kurz darauf griff er nach meiner Hand und betrat das Wasser. Mir war nicht aufgefallen, dass wir auch an einer Stelle waren, an der das Wasser sehr flach war. Ich bekam eine Gänsehaut. Samu führte mich flussaufwärts um etwas vom Wasserfall weg zukommen. Die Steine unter meinen Fußsohlen waren glatt und kalt und nur ab und zu spürte ich etwas Spitzes. Genau in der Mitte blieb er stehen und zog mich noch den letzten Meter zu sich. Er umfasste meine Hüfte und sein Gesicht war dicht an meinem, nur etwas höher. Seine Umarmung wurde noch etwas fester er und schaute in meine Augen, ohne etwas zu sagen. "Maybe you want to tell me here what you were thinking about. I don't want that you have secrets." Samu sprach sehr leise, aber ich verstand ihn gut. Ich schaute nach unten, doch er hob mein Kinn sofort wieder an. Sein Mund war geöffnet, als wöllte er etwas sagen, doch er hatte nur diesen antwortverlangenden Blick, der mich durchbohrte. Ich holte tief Luft und begann dann, ihm zu erzählen, was mich den ganzen Tag belastete: "Weißt du...ich glaube es nicht gut was wir tun. Ich bin dabei, mich stark in dich zu verlieben, doch uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Bald muss ich zurück und du bleibst hier. Ich werde es nicht aushalten, dich so zu vermissen. Und auch was um uns herum ist, legt uns nur Steine in den Weg: Mikko und die Jungs sind eindeutig dagegen." Er unterbrach mich. "Oh Lou, stop it. Please speak a bit slower, okay?" Ich nickte. "Sie geben uns das Gefühl, als wenn sie mit allen Mitteln versuchen werden, dass es nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Als ich dich heute morgen im Radio gehört habe, war ich so stolz auf dich, dass kann ich nicht beschreiben. Du bist so erfolgreich und hast so viel erreicht und ich habe keine Ahnung womit ich das verdient habe, ich bin so ein ganz normales Mädchen und du bi...-" Er presste seine Lippen hart auf meine, nachdem er mich verständnisvoll angesehen hat. Seine Arme drückten mich fest an ihn und er war so viel größer und kräftiger als ich. Stürmisch durchforstete er mit seiner Zunge meinen Mundraum und ließ erst dann von mir ab. Es war etwas befreiend als er seine Umarmung lockerte und sein Kuss sanfter wurde. Ich war völlig überwältigt und begann erst jetzt, seine Zunge zu umkreisen. "I know." flüsterte er in den Kuss. Er nahm mein Gesicht in beide Hände, schaute mir in die Augen und streichelte meine Wange mit seinen Daumen. Unsere Lippen trafen sich erneut sanft und die Zungenspitzen stießen spielend aneinander. Leidenschaftlich fuhr er meine Zahnpartie und meine Lippe entlang. Meine Zunge brannte, als ich seine wieder traf. Dieser Kuss war so liebevoll, zuneigend und vorallem überzeugend zugleich. "But now I can't live without you." In meiner Nase kam dieses Krimmeln auf und mir stiegen Tränen in die Augen. Er schaute mich besorgt an. Er hielt eine Träne auf, die fast den Weg ins Wasser gefunden hätte. Ja, so bin ich. Wie diese Träne in einem Meer aus Tränen: Ich bin nur ein einfaches Mädchen unter Millionen, und er verdiente etwas viel Besondereres. "I hate myself when I make you cry. You shouldn't cry because of me. If it makes you so sad, than maybe we should stop...-" "NEIN!" schrie ich ihn an, löste mich aus seiner Umklammerung und es kamen noch mehr Tränen auf. "Wie kannst du so etwas denken, du machst mich nicht traurig, du machst mich zum glücklichsten Menschen." Ich boxte ihm kraftlos gegen seine Brust, was ihm sichtlich nichts ausmachte. Er umfasste meine Handgelenke und drückte sie fest nach hinten an meinen Po. "Ssscht." flüsterte er sanft in meinen Scheitel. Ich hatte den Kopf in seine Brust gelegt, atmete seinen Geruch ein und weinte. Er ließ meine Händgel ganz langsam los und umklammerte mich wie vorhin. Nur noch fester. Auch ich umarmte seine Hüfte. Sein Kopf lag auf meinem und ich konnte mir vorstellen, wie seine blauen Augen in die Ferne schauten. "Ich liebe dich." schluchzte ich zum ersten Mal in sein t-shirt. Keine Reaktion, er rührte sich nicht. In diesem Moment wollte ich mich von ihm losreißen und wegrennen, auch, wenn ich nicht wusste in welche Richtung. Es wurde außerdem immer dunkler. Er ließ mich los und griff nach meinen Händen. Er wechselte seinen Blick von meinem linken Auge zum rechten. Samu legte seine Stirn an meine, doch verlor keineswegs den Blickkontakt. "Ich liebe dich auch." brachte er flüsternd hervor und ich beobachtete, wie sich seine Lippen bei diesem Satz formten. Die Erleicherung und die Glücksgefühle überwältigten mich, sodass ich den Tränenfluss nicht aufhalten konnte. Meine Arme schlang ich um seinen Hals und ich küsste ihn. Ich liebte ihn wirklich und habe keine Ahnung, wie ich es in Deutschland nur ohne ihn aushalten soll. Doch ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber; der Moment bei dieser Atmosphäre war zu schön. Er fuhr meine Arme entlang und spürte die aufgestellten Härchen. Samu drehte sich mit dem Rücken zu mir, fuhr hintet meine Oberschenkel und nahm mich Huckepack. Ich musste schluchzend lachen und warf die Arme um seinen Hals und kuschelte mich an seinen Rücken. Er trug mich wieder zu den großen Steinen am Ufer und setzte mich auf einem ab. "Unfortunately I have to go to the radiostation tomorrow. It's too early, you can't sleep with me." Er schüttlete den Kopf und musste lachen. "I meant...-" "Es ist okay, ich weiß was du sagen willst." unterbrach ich ihn und musste über diesen Ausdruck ebenfalls lachen. "I'm so sorry." "Können wir dann noch eine Weile hier bleiben?" "Sure!" Er strich meine Oberschenkel enlang um mich zu wärmen. "Machen wir ein Feuer?" schlug ich vor. Meine Augen funkelten wahrscheinlich, da ich Lagerfeuer liebe. Und dann noch hier. Gemeinsam suchten wir uns ein wenig Holz zusammen und zündeten es an. Samu rauchte, während ich noch einmal näher ans Wasser heran ging. Ich bin ihm so dankbar für diese Zeit. Diese kurze, aber wunderschöne Zeit. Es muss Schicksal sein, dass er mich will.

Protect me! -Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt