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"Bist du sicher, dass wir heute nicht kommen müssen?" "Only I don't have to come. Not you and me." korrigierte mich Samu und schenkte mir Kaffee ein. "But no, I don't have to work. It's our free day. because I guess everybody has the same shit hangover." "Okay, du hast wahrscheinlich recht. Dir geht es aber heute erstaunlich gut, oder?" Ich klang neckend. Samu kratze sich am Hinterkopf. "Noo, I'm not good. You have to explore Helsinki alone." "Alles klar, dann macht es dir ja sicher auch nichts aus, wenn ich mir dafür dein Auto ausleihe." Ich grinste ihn an und bewunderte meine soeben angewandte Schlagfertigkeit, während er seine Augen aufriss und scharf die Luft einzog. Eine halbe Stunde später betrachteten wir uns noch einmal im Spiegel, der im Flur stand.

Samu: schwarze Lederjacke; schwarze Jeans; neue blaue Chucks; Hände in den Hosentaschen; kritischer Blick. Ich: Rucksack mit Stift und Papier aufgeschnürt, Kamera um den Hals hängen; Stadtkarte in der Hand; grinsend.

"Bist du bereit?" "Why do you need this map? There is me or do you think I'm a stranger in my own town?" "Ich glaube, zusätzliche Informationen und Jahreszahlen kannst auch du mir nicht nennen." "What?" "Vergiss es." Ich zwinkerte und zog ihn an seiner Hand aus der Tür. "Sometimes you are...-" "Was?" "...crazysweet". Mitten auf der Treppe drehte ich mich um und er wäre fast auf mich gestolpert, doch ich legte beide Hände gegen seine Brust und küsste ihn kurz "You too, Samu Haber." Wir mussten nur wenige Minuten fahren, bis wir die Innenstadt erreichten, was ich natürlich bedauerte, denn ich hätte die große warme Hand gerne noch etwas weiter gestreichelt und auf meinem Oberschenkel gespürt. "Is it okay if we park the car somewhere and then continue by foot?" "Klar, du trägst mich doch sicher, wenn ich nicht mehr kann." Sofort standen wir in einer Parklücke. Samu drehte sich zur Rückbank und zog meinen Rucksack nach vorn. Er holte ein Cap heraus und richtete es im Rückspiegel. Ich schaute ihn verwundert an: 1. Wann hatte er das eingepackt, und 2. ...Warum? "I know, I know, it's not the best, but I really shouldn't be recognized by paparazzi or fans." Da war er wieder. Der Mückenstich in meinem Kopf, der wieder zu jucken begann. Wir sind in der Öffentlichkeit. Ich runzelte die Stirn und drehte meinen Kopf aus dem Fenster. Samu schnallte sich ab und beugte sich zu mir herüber, um einen Arm um meine Schulter zu legen. Er hauchte "But for photos with you I'll take it off. Short." an meine Wange. Ich lachte kurz, weil mir die Vorstellung, wie wir uns zusammen vor irgendeinem Gebäude strahlend fotografieren, tatsächlich gefiel. Eine weitere Reaktion von mir blieb aus. Deshalb legte er seinen Zeigefinger unter mein Kinn und drehte meinen Kopf zu sich. Eisblau traf blau. Im Tunnelblick starrten wir die jeweils anderen Augen an und es erschien mir wie eine Ewigkeit, in der ich gern verharrt wäre.  Sanft legte ich meine Lippen auf seine; sie berührten sich nur ganz wenig. Seine Hand lag immer noch unter meinem Kinn, womit er mein Gesicht leicht wegdrückte. "Let's go?"  Ich nickte und küste ihn erneut kurz, bevor wir beide ausstiegen. Ich streckte mich und erntete schon einmal die ersten Eindrücke. Ziemlich sauber und alle Gebäude sehr hell gehalten. Noch während meine Arme nach dem Himmel griffen, wurde ich von zwei starken Arme an der Taille umschlungen, gab einen undefinierbaren Laut von mir  und durfte die Stadt nun kopfüber bewundern. "Ähm...Samu? Ich meinte am Ende des Tages, wenn wir schon ein paar Kilometer gelaufen sind." "But you looked tired." Ich konnte mein Lachen nicht verbergen und kniff ihm in den Po. "Little girl!-" ermahnte er mich streng. "I drop you and your pretty face will cry." "Du hast gesagt, ich soll nie wieder wegen dir weinen." Ich kniff in die andere Hälfte seines Hinterns. Samu zog mich wieder nach vorn und ich spürte Boden unter den Füßen. Er nahm beide Enden meines Parkers, presste mich so an sich heran und hielt den Reißverschluss an seinem Rücken zusammen. Ich wusste nicht was mit mir geschieht, als plötzlich eine Hand fest in meinen Schritt fasste und ich aufstöhnte. Mein Kopf fiel mit geschlossenen Augen gegen seine Brust, als er meine Mitte massierte. "I thought we could do the tourist-shit first and then..." Weiter sprach er mit seiner männlich-rauen Stimme nicht, die jede Menge Dominanz beinhaltete, und ließ mir somit Freiheiten für mein Kopfkino. Sofort löste sich Samu aus meinem Parker und griff nach meiner Hand ohne noch ein weiteres Wort darüber zu verlieren. Wir unterhielten uns über viele Dinge, egal, ob persönliche Sachen oder unser Leben. Er fragte mich einiges über Deutschland, da ich zwar einen Einblick in seinen Alltag hatte, aber er nicht in meinen. Ich rannte auf den berühmten Dom von Helsinki zu und zog Samu, der jetzt schon genug hatte, hinter mir her. Seine Motivation war leider nicht so groß wie meine. "Erzähl mir was davon!" Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd. "One day a sign was built in front of this cathedrale which tells you the whole wonderful boring history about that building. Look, there it is." Er legte wieder einen Arm um meine Schulter, beugte sich etwas zu mir herunter, sodass unsere Gesichter nah bei einander waren und zeigte gespielt enthusiastisch auf eine kleine Anzeigetafel. Etwas enttäuscht über seine Antwort, lief ich auf das Schild zu und laß. Freundlicherweise bestanden die Finnen hier mal nicht auf ihre Kickeriki-Sprache und druckten auf Englisch. Ich machte mir einige Notizen und musste Samu recht geben: spannend ist irgendwie anders. "Okay, machen wir ein Fo...?" Ich drehte mich im Kreis und suchte nach dem sonst so herausstechenden Blonden. Er stand einige Meter entfernt von mir, telefonierte und rauchte. Es war ein ziemlich lockeres Gespräch denn er lachte oft, bis er auflegte und lässig wieder in meine Richtung gelaufen kam. In einer Hand die Zigarette und die andere cool in die Hosentasche gesteckt. Sofort griff ich nach meiner Kamera und machte einen Schnappschuss von ihm. Ich hielt ihn gerade einfach für ein Model, dass die Blicke von Helsinki-City auf sich zog. "I said only with you!" rief er, hielt die Hand vor sein Gesicht und kam zu mir gejoggt. Ein Arm glitt um meine Taille während wir beide auf das Display schauten. Wir fingen beide gleichzeitig lauthals an zu lachen und Samu hielt sich die Hand vor die Augen. Sein erschrockener Gesichtsausdruck war göttlich. Ich schoss noch ein Bild von dem Dom und wir gingen weiter. Wir besuchten noch ein Denkmal, welches wirklich gigantisch aussah. Samu nahm mir die Kamera aus der Hand, streckte den tättowierten Arm aus und zog mich fest an sich. In diesem Moment hatte ich schon wieder diese Glücksgefühle, die am besten niemals enden sollten. Nach dem Auslöser drückte er mir noch einen Kuss auf den Scheitel. "Please download the other images from the internet and let's stop with the sights. I want to show you something that is very important for me." Ich stellte mir die Reaktion meines Lehrers bei der Auswertung vor: "Warum haben sie nur zwei eigene Fotos von den so bedeutsamen kulturellen Sehenswürdigkeiten dieses schönen Landes?" "Nun ja, wie soll ich sagen...ich war lieber mit Samu Haber, dem Sänger von der berühmten Band..sie wissen schon Sunrise Avenue, unterwegs." Sofort musste ich lächeln. Samu schaute mich verwundert an. "Alles gut, zeig mir den Ort." brachte ich zwischen meinem Grinsen hervor. Wir liefen Arm in Arm ein paar schmale Gassen entlang, die schon nicht mehr so gepflegt aussahen und in denen sich wohl einige Sprayer an Graffitis versuchten. Wir hielten vor einer schwarzen gekachelten Tür, die mit lauter Stickern bedeckt war. Sie befand sich zwischen zwei kleineren Türen und links und rechts hingen rote Schaukasten. TAVASTIA Klube stand darüber. "I don't know if you like it that I'm a famous singer. If yes, then you have to thank this club." Ich schaute ihn mit leuchtenden Augen an. "Here was our first gig." Samu lächelte leicht und gleichzeit auch stolz. Ich glaube, er schwebt gerade in Erinnerungen. Ich griff nach seiner Hand und lehnte mich an ihn. "Es ist mir egal wer du bist, solange du so bist wie du bist." "Mind fuck-sentence..." Samu gab mir einen Kuss auf die Wange. Leider hatte der Klub erst abends geöffnet, doch ich bat Samu, dass ich einige Fotos von ihm hier machen durfte. Er setzte mir sein Capi auf, da hier weit und breit niemand zu sehen war und machte mehrer Posen. Er war wunderschön und ich konnte nicht genug von seinen Bewegungen bekommen. "Now, it's your turn." Er kam auf mich zu und nahm mir die Kamera aus der Hand. "Was..? Nein, ich...-" Er zog die Augenbrauen nach oben und zeigte zur Tür, vor welcher ich mich platzieren sollte. "Ach weißt du, die Speicherkarte ist auch gleich voll und es ist ja dein Platz und ich mache lieber Bilder von dir..." Samu hing sich die Kamer um, fasste meine Schultern, drehte mich einmal um 180 Grad und schob mich auf die Tür zu. Er ging wieder zurück und setzte die Kamera an. "Present yourself, you have so many nice things about you which you can show. Chill out, Lou." Ich verschränkte also die Arme vor der Brust und versuchte möglichst lässig auszusehen, als ich mich so gegen die Tür lehnte. Automatisch wurde Samus Blick ernster und seine beruhigende Stimme wieder lustig. Er imitierte einen Fotografen: "Yeah Baby, move! You are wonderful! Give me your smile!" Er wurde mit jeder Aufforderung lauter und es schallte  in dem schmalen Gang. Ich lief hochrot an. Samu wechselte aller zwei Sekunden seine Pose und hielt die Kamera einmal für Hochkant, dann quer und dann wieder hoch. Ich musste einfach lachen und ging in die Knie. Plötzlich hockte Samu wieder ernst vor mir und streichelte eine Strähne aus meinem Gesicht. "Welcome to my life. Every day I need to look happy and have to laugh. Everybody wants to see the stweet finish idiot. I often have to fake my smile and good humor. You see it is not easy. But you're dooing alriiight." Den letzten Satz sang er zu Welcome to my life.


Protect me! -Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt