Verschwommen nahm ich Töne wahr. Es war eine beruhigende Melodie, ganz leise. Ich kannte sie, doch hatte keine Ahnung, ob ich sie mir nur einbildete. Ich bekam mein Bewusstsein immer mehr zurück und lauschte den akustischen Klängen einer Gitarre. Nur sie deutet die Worte an, die eigentlich ein Mann singen würde. The Right One ohne Text. Ich öffnete meine Augen und sah nur Schwärze. Ein schmaler heller Lichtstrahl zog sich neben meiner Bettseite entlang. Ich setzte mich auf und sah, dass er unter der Tür hervor kam. Samu lag nicht mehr hier, er war wach. Als ich aufstand, überkam mich sofort eine Kälte und ich tastete mich nach meiner Wolljacke ab. Mit nackten Füßen schlich ich mich aus dem Zimmer und sah Samu im Wohnzimmer über einem Blatt Papier. Neben ihm lag sein Handy, aus dem die leise Melodie kam. Er blickte nach oben, ließ den Bleistift aus der Hand fallen und stoppte die Musik. "Oh sorry, I didn't want you to wake up." Verträumt lächelte ich kurz und ging auf ihn zu. Er saß da und ließ die Augen nicht von mir ab, folgte jeder meiner Bewegungen. Von hinten beugte ich mich über ihn um einen Blick auf das Blatt werfen zu können und schlang meine Arme um seinen Hals. Er küsste meine Wange und seine Hände legten sich auf meine verschränkten Arme. "Was machst du? Und warum so spät. Oder besser gesagt so früh?" Er atmete müde in Form eines Seufzers aus "I have to write down which guitar I need for which song on stage. For the tour. I remembered it in my sleep. Riku has to do it too." Klingt logisch. "Aber warum ausgerechnet nachts...-" Ich drückte auf sein iPhone um die Uhrzeit abzulesen "Um kurz nach 4?" "Mikko wants the list today. Yesterday we had such a nice day and I forgot about it. But Mikko will be very angry because he knows that we spent the whole afternoon and evening together." Er blickte etwas genervt auf das Blatt vor uns. "It's tourstart soon." "Und wo?" "In Germany of course." Endlich lächelte er und streichelte meine Arme. Ich versuchte so schnell wie möglich die Gedanken daran abzuschüttel. Alles was mit Abschied und Vermissen zu tun hat, sollte möglichst fern von mir bleiben. "Und jetzt musst du dir das ganze Album anhören (nicht, dass das irgendwie schlimm wäre) und jeden Song nocheinmal aufteilen?" Er nickte und versuchte sich ein Lächeln zu erzwingen. "Please go back to bed." "Nö, wir gehen auf die Couch." Ich legte meinen Kopf auf Samus Oberschenkel und deckte mich mit einer Sofadecke zu. Samu spielte noch den letzten Teil des Liedes ab und ich schloss wieder die Augen und lauschte der Musik, bevor diese immer leiser wurde und ich einschlief. Am nächsten Morgen wurden wir durch einen Anruf von Raul geweckt, der Samu daran erinnern wollte, dass er heute Kaffeeverantwortlicher war. Wahrscheinlich denkt er, Samu ist schon auf dem Weg ins Studio. Aber nein, der liegt, in einer Decke eingehüllt, auf dem Sofa und ist ziemlich müde und genervt, weil er so geweckt wurde, nachdem er fast die ganze Nacht nicht geschlafen hast. Ich richtete mich auf und setzte mich auf seinen Schoss. "Du verträgst wohl heute auch einen doppelten Espresso, wenn ich das richtig einschätze." Samu legte seinen Kopf nach hinten und schloss die Augen. Ich hatte freie Bahn auf seinen Hals und zierte ihn mit leichten Küssen. Er keuchte und seine Hände wanderte von meinem Rücken tiefer und kniffen besitzergreifend in das, was sie nun spürten. Meine Hände fuhren seinen nackten Oberkörper entlang, bis ich eine Gänsehaut erzielte. Samus Bartstoppen kratzen an meiner Haut, doch das machte mich total an. Sein Telefon klingelte wieder und er stöhnte diesmal dreifach so laut wie vorher. Automatisch rutschte er mit mir nach vorn und angelte sein Handy. "Yeah...okei! Kyllä..." Ich beobachtete ihn von ganz Nahem. Noch während des Auflegens zeichneten sich deutliche Falten auf seiner Stirn. "We have to go now." "Wir?" "Yes, you are coming with me today." Er hob mich an und trug mich ins Bad. Auf dem Weg dorthin fragte ich ihn noch, ob die anderen darüber Bescheid wissen, doch er biss mir nur leicht in den Hals, woraufhin ich versuchte, mich von seinem Griff zu lösen. Entschuldigend küsste er die selbe Stelle und setzte mich dann vor dem großen Spiegel ab. "Little beauty." flüsterte er mir noch zu und ging sich dann etwas anziehen. Wir beeilten uns nicht sonderlich, waren aber dennoch schon nach 15 Minuten beide bereit. In der Stadt hielten wir bei einem Bäcker, bestellten 7 mal Kaffee to got und kauften noch eine Kleinigkeit als unser Frühstück. Hier roch es zwar lecker nach frisch Gebackenem, doch ich konzentrierte mich nur auf Samus Parfüm. Ich muss sagen, dafür, dass er seinen Schlaf diese Nacht nicht ausreichend bekommen hat, lässt er es sich nicht wirklich anmerken. Doch er ist ruhiger als sonst und macht nur selten Späße. Durch die Innenstadt kamen wir wie immer nur sehr stockend und rannten deshalb, jeder mit einer warmen Palette voller Becher in der Hand, durch den Gang, die Treppe hinauf bis vor die Studiotür. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Wie würde vor allem Mikko reagieren, wenn ich nun wieder den ganzen Tag hier verbringen werde? Ich lief schüchtern hinter Samu her und begrüßte die Runde nach ihm nur mit einem einfach "Hey." Dabei versuchte ich jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. Wir stellten die Becher auf dem Tisch ab und jeder krallte sich einen davon. Erstaunlicherweise sagte keiner etwas. Aber sonderlich gut schien eben auch niemand gelaunt zu sein. Sami und Raul machten sich gemeinsam mit Jukka hinter der Scheibe ans Werk, da sie nicht wie Samu und Riku die Sache mit den Instrumenten besprechen mussten. Wir gingen in einen anderen Raum, in dem ich bisher nur selten war. Dort stand aber auch nur eine zweite Couch und ein Tisch. Mikko brachte eine weiße Tafel hinein mit einem Permanentmarker in der Hand. "Kuka haluaa aloittaa?" stellte er die Frage an die 2 Herren gerichtet. Riku sprang sofort auf und zeichnete etwas an. Es war eine Tabelle. In der linken Spalte waren die Abkürzungen für die Songnamen aufgelistet und in der Rechten schrieb er die Namen der Gitarren in richtiger Reihenfolge auf, die er dafür benötigt. Samu saß gelangweilt mit verschränkten Armen da. Erst, als sie anfingen zu disskutieren, wurde seine Laune etwas besser, da sie spaßig nachahmten, wie sie die Gitarren einsetzen würden. Ihre Laute, die sie erzeugten, waren vielleicht etwas übertrieben und nicht ganz wahrheitsgetreu, aber ich war glücklich, wenn er lachte. Nun zeichnete Samu sein Werk von letzter Nacht an. Mit Riku feilte er gemeinsam noch ein bisschen daran. Alles auf finnisch natürlich. Doch scheinbar konnten sie sich nicht wirklich einigen und holten Jukka, den Experten dazu. Ich verstand einfach gar nichts und ging deshalb wieder in den Hauptraum zu Sami und Raul. Ich setzte mich auf den Stuhl hinter dem Mischpult, wo Jukka sonst immer sitzt und beobachtete die beiden. Sie scheinen ohne die anderen nicht viel anfangen zu können, also quatschten sie oder machten lustige Geräusche. Sami kam zu mir und schlug vor, ich solle doch mal ein paar Regler hoch und runter schieben, wann ich es für richtig hielt. Als sie spielten, tat ich das auch und brach sofort in Gelächter aus. Manches klang total unmusikalisch und anderes verlieh den Instrumenten einen Symphonietouch. Die Zeit verging wie im Flug, wir haben fast 2 Stunden herum gealbert, aber immer noch nicht alles ausprobiert. "What's that for a terrible shit?" Samu stand plötzlich hinter mir, lachte und hielt sich gespielt die Ohren zu. "Warte, wir haben etwas tolles entwurfen. Setz dich und genieße!" Ich wies ihn auf das Sofa hinter mir und er runzelte nur lachend die Stirn. Ich gab den Jungs ein Handzeichen und sie nickten wissen und grinsend. Wir spielten unser neukomponiertes Stück vor und Samu hielt sich die Hände vor das Gesicht. Als ich mich umdrehte, musste ich bei seinem verzerrten Gesicht sofort loslachen und bedanke mich zuerst mit anerkennenden Blicken bei den Jungs hinter der Scheibe und verbeugte mich dann wie ein Dirigent vor den Zuhörern. Raul und Sami hatten während des "Stückes" so getan, als wären sie Rockstars und sind herumgesprungen. Wir hatten es geschafft, die Stimmung nun entgültig wieder in die Höhe zu treiben. Samu zeigte mit den beiden Händen auf die Jungs "YOU.will never be a model!" Dann auf mich "YOU.will never be a producer!" Alle lachten. Sie probten noch ein wenig und ich lauschte ihnen gemeinsam mit Mikko. "If you want to be here, you can be here, but when people from our label...-" Ich unterbrach ihn, weil ich wusste, was kommt. "It's okay. I don't want you to get in trouble." Er legte einen Arm um meine Schulter und zog mich etwas an sich heran. Eine Geste, die ich von ihm nicht unbedingt gewöhnt war. Samu sah das durch die Scheibe und lächelte. Alle zusammen saßen wir dann in einer gemütlichen Runde auf dem großen Sitzpolster und tranken unseren 2. Kaffee, den wir kommen ließen. "Does anyone wants to go swimming in the evening?" fragte Jukka plötzlich ohne weiteren Anlass. Samu schaute mich verwirrt an, doch ich nickte nur, da ich tatsächlich wieder Lust habe, etwas mit allen zu unternehmen. "But it's boring without alcohol. So we have to camp there." schlug Samu vor. Erst jetzt begriff ich, dass sie kein Schwimmbad meinten. Sie wollen allen enstes in die Ostsee gehen?! Und dann dort, so durchfroren wie wir sein werden, auch noch campen? Mein Körper wurde automatisch mit einer Gänsehaut überzogen, aber ich freute mich total darauf. "Tapaamme 20 kellon, okei?" Alle nickten. Samu griff nach meiner Hand und stand auf.
DU LIEST GERADE
Protect me! -Samu Haber FF
FanfictionLou plant für zwei Monate einen Auslandstrip, doch als sie im Flieger in das 1600km entfernte "Land der tausend Seen" sitzt, ahnt sie noch nicht, mit wem sie die nächsten Wochen, Tag und Nacht verbringen wird, welche Beziehung sich zwischen den beid...