08. Kapitel

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MIT was befasst sich Kriminalpsychologie?«

»Kriminalpsychologie befasst sich mit den Ursachen von Kriminalität, der Analyse von kriminellem oder nicht kriminellem Verhalten und...«, ich stockte.

»Und?«, forderte der Brünette, derweilen seine blauen Iriden mich ununterbrochen musterten.

Fieberhaft versuchte ich mich an das zu erinnern, was er mir vor wenigen Tagen immer und immer wieder versuchte hatte einzuprägen.

»Und... Und der Wirkung von Strafe und Behandlung?«

Er nickte. »Richtig, aber du hast deine Antwort als Frage formuliert und zu lange gezögert. Das ist eine einfache elementare Frage gewesen.«, meinte Dean und schaute aus dem Fenster.

Der Himmel hatte durch die untergehende Sonne einen rötlichen Ton angenommen und zeigten uns nur allzu deutlich, dass erneut ein Tag vergangen war, an dem ich abermals bewiesen hatte, dass ich nicht bereit für diesen Job war - und auch niemals sein würde.

Ich konnte förmlich die Enttäuschung spüren, die sein Körper verströmte und mit jeder Sekunde wurde diese Aura stärker. Beschämt starrte ich auf das nicht vorhandene Muster auf dem Tisch und gab mein bestes nicht in Tränen auszubrechen. Warum musstest du ausgerechnet mich auswählen, Professor? Warum ausgerechnet mich?!

Als ich es schließlich nicht länger ertragen konnte, sprang ich auf und rannte in das kleine Badezimmer - der einzige Raum, den man verschließen konnte und deren Schlüssel niemand aus mir besaß. Obwohl ganz sicher konnte ich mir jenem nicht sein, da es gut möglich war, dass Marseille oder Dean sich eine Kopie besorgt hatte. Keuchend lehnte ich mich gegen das weiße Holz und sackte zu Boden, während mein Atem immer schneller wurde und mein Herz zunehmend heftiger gegen meine Brust schlug.

»Idiotin, hast du etwa vergessen, dass du ein Niemand bist?«, rief eine gehässige Stimme in meinem Kopf.

Nein, aber ich hatte Hoffnung...Hoffnung, dass ich es schaffen könnte...

Es verwunderte mich nicht im Geringsten, dass der Serbe nicht nach mir schaute, es war einfach nicht seine Art und um ehrlich zu sein, hatte ich auch keine große Lust ihm die Ohren voll zu jammern. Eigentlich kotzte ich mich selbst schon an! Mein ständiges emotionales Tief riss mich selbst immer weiter von der rettenden Oberfläche weg, nach der jede Faser meines Körpers lechzte.
Der kräftige Wellengang in meinem Schädel hielt mich mittlerweile fast die ganze Nacht wach und immer mehr Felsen des Zweifelns, gegen die ich geschleudert wurde, gesellten sich dazu.

Unerwartet drangen die Klänge von zwei Stimmen gedämpft durch die hölzerne Tür zu mir durch. Ich widerstand dem Drang meine Hände auf meine Ohren zu pressen und lauschte unwillig dem Gespräch der beiden Personen.

»Musst du immer so hart zu ihr sein?«

»Ich habe es dir doch schon hundert Mal erklärt: Wenn wir sie jetzt nicht abhärten, dann wird sie innerhalb weniger Minuten an dem Lügengerüst um sie herum zusammenbrechen! Vertrau mir, wenn ich sage, dass man bei der Polizei schnell vergisst, was man sagen darf und was nicht.«, rechtfertigte Dean sich und schien ebenfalls an dem Ende seiner Nerven angekommen zu sein.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen, um dieses zu unterbinden biss ich so heftig auf meine Zunge, dass ich den ekelhaften Geschmack von Blut wahrnahm. Du hast ja keine Ahnung, wie riesig die Mauern um mich herum wirklich sind!

»Ich verstehe deine Methode - mehr als du dir vorstellen magst, aber sie...«, Marseille rang mit den Worten. Einen Moment war ich verblüfft. Solch eine Seite kannte ich nicht an ihm!

»Sie ist besonders schreckhaft und feinfühlig?«, half der Mann ihm auf die Sprünge.

»Ja, dass ist sie.«

Goldenes Blut | LCDPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt