02. Kapitel

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W-WIE bitte?! Das ist doch wohl ein schlechter Scherz, oder?«, stammelte ich, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte.

»Nein, ist es nicht...leider.«, bestätigte Manila die entsetzliche Neuigkeit.

Ein Schluchzen war zu hören. Wir alle sahen zu Raquel herüber, die ihr tränenüberströmtes Gesicht hinter ihren Händen verbarg. Ungläubig starrte ich meine Kollegen an.
Das ist unser Untergang! Ohne den Professor, haben wir niemanden mehr, der das Geschehen überwacht und uns über das Handeln der Polizei informieren kann! Wir sind wortwörtlich am Arsch!

»Das kannst du laut sagen! Wir sind richtig gefickt!«, murmelte Angeles, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich das laut gesagt hatte...

»Aber das beste kommt erst noch!«, warf Palermo ein und trat einen Schritt vor. Nach einer dramatischen Pause, die er sich selbst in dieser ernsten Lage nicht verkneifen konnte, und uns alle wie eine halbe Ewigkeit vorkam, sprach er weiter: »Ihr wundert euch vermutlich - oder auch nicht -«, er warf Helsinki ein freches Grinsen zu, welches dieser mit einem genervten Augenverdrehen quittierte, »warum, wir über diese äußerst missliche Lage im Bilde sind...«

Tokio schnaubte verächtlich. »Als ›äußerst missliche Lage‹ würde ich es jetzt nicht bezeichnen. Besser würde ›Wir werden alle sterben‹ passen!«

Verärgert über die Unterbrechung durchbohrte Palermo sie mit einem finsteren Blick. »Auf jeden Fall, wurden wir von der Inspectora – die seit der Pressekonferenz, wohl keiner mehr ist – über das Telefon des Professors angerufen...bzw. hat er das selbst getan. Sie hat sein Versteck ausfindig gemacht und uns ganz freundlich darauf hingewiesen, dass sie uns in den Händen hat.«, verkündete er und schlenderte zum Fenster herüber.

Nachdenklich schaute er hinaus. Wir anderen konnten ihn nur entrüstet ansehen. Das wars! Wir sind so gut wie tot!

Angeles behielt jedoch - wie immer - einen kühlen Kopf. »Was bedeutet das jetzt für uns? Hat sie irgendwelche Forderungen gestellt? Nein, oder?«

»Bisher noch nicht.«, grinste Palermo, der allem Anschein nach davon begeistert war, dass seine Ehefrau bereits schon einen Plan B auf Lager hatte.

»Gut. Die werden noch früh genug kommen, aber solange sollten hier drin ganz normal weiter machen. Wir können davon ausgehen, dass diese miese Schlampe, ihn der Polizei erstmal vorbehält. Die ist doch so arrogant, dass sie den ganzen Ruhm für sich allein einheimsen will!«, überlegte sie laut.

Interessiert hatten wir ihr gelauscht und ich musste zugeben, dass das fürs erste nicht die schlechteste Idee war - vor allem, weil wir keine andere zur Verfügung hatten.

»Aber was ist mit dem neuen Inspektor? Der wird doch schnell herausfinden, dass wir den Professor verloren haben. Außerdem ist niemand da, der uns über das, was außerhalb dieser Wände vor sich geht, informieren kann. Wir sind sozusagen blind und damit kein Stück besser, wie Amateurbankräuber!«, warf Vegas ein.

Ich presste die Lippen zusammen. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

»Nicht schlecht, Watson!«, lobte ihre beste Freundin sie anerkennend.

»Wir sind auf solch eine Situation einfach nicht vorbereitet!«, sprach Stockholm die Gedanken aller aus.

»Das stimmt nicht ganz! Ich habe den Plan von Anfang an mit entwickelt – ich kenne ihn sozusagen noch besser als der Professor! Wir brauchen ihn eigentlich nicht. Nur einer von uns, muss aus der Bank raus und Marseille finden. Derjenige wird dann mit seiner Hilfe den Professor befreien und bis dahin seine Funktion übernehmen.«, sinnierte Palermo.

Goldenes Blut | LCDPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt