09. Kapitel

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GIFTGRÜNE Augen starrten mich an, welche von markanten Wangenknochen noch mehr hervorgehoben wurden. Das blasse Gesicht des Mannes wurde von schwarzen streng zurückgekämmten Haaren umrahmt und die schmalen Lippen hatte er zu einem Lächeln verzogen, welches es mir eiskalt den Rücken runterlaufen ließ.
Das Banner, welches unter dem Bild entlanglief, gab unmissverständlich zu verstehen, dass dieser arrogant wirkender Inspector die Leitung der Ermittlungen gegen die wohl berühmtesten Bankräuber Spaniens übernehmen würde - also gegen uns.

Obwohl er nicht viel älter als ich sein konnte, schüchterte mich allein sein Anblick auf dem Foto ein, welches von der penetranten Stimme der Nachrichtensprecherin begleitet wurde.

Wie sollte ich es nur schaffen, ihm in die Seelenfenster zu blicken, die jeden noch so kleine Kleinigkeit warnahmen, und ihn gleichzeitig davon überzeugen, dass ich eine Kriminalpsychologin war?
Mir war schon diesem Moment klar, dass dieses Schauspiel schwerer werden würde, als ich es ohnehin schon gedacht hatte.

Aus dem Augenwinkel konnte ich verschwommen Marseille erkennen, der im Gesicht ganz blass geworden war.

Ich war nicht fähig irgendetwas zu sagen, geschweigen denn mich zu bewegen. In meinem Kopf herrschte trügerische Stille, auf die - wie ich wusste - ein Ansturm von Monsterwellen folgen würde.
Das kleine naive Organ in meinem Inneren, welches mich bisher immer nur verletzt hatte, hingegen hämmerte schmerzhaft gegen meine Brust, als wollte es sich selbst durch den Brustkorb nach draußen befördern. Mein Atem war flach, beinahe nicht vorhanden, da meine Lunge von dem kräftigen Trommeln meines Herzens zerquetscht wurde.

»Genauso habe ich auch reagiert, als ich es gesehen habe.«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir.

Die tiefe Klangfarbe riss mich aus meiner Schockstarre und ich fuhr herum. Der Serbe mit den eisblauen Iriden stand dort und schaute uns nicht gerade begeistert an. Wie auch?! Unser Zeitplan hatte sich um mehr als die Hälfe reduziert und selbst wenn ich Tag und Nacht lernen würde, würde ich es niemals schaffen diese Verkörperung des Bösen von meiner Lüge zu überzeugen! Er würde mich schon allein am Gang als Lügnerin entlarven! Es war aussichtslos!

»Was machen wir jetzt?«, stieß ich mit brüchiger Stimme hervor und presste meine bebenden Hände an meinen Oberkörper, da ich mich durch diese nicht vorhandene Kontrolle meines Körpers nur noch kleiner und bedeutungsloser fühlte.

Jedoch konnte mir der Studienabbrecher keine Antwort auf meine panische Frage geben und vermutlich hätte er auch auf die anderen geschwiegen, welche nur so auf mich niederprasselten wie Platzregen.

»Wir werden wohl unsere Pläne etwas verschieben müssen.«, murmelte der Mann mit den dunkelblonden Haaren.

Mein Blick huschte zu ihm und ich musste feststellen, dass er seine Fassung im Gegensatz zu mir sehr schnell wieder gefunden hatte, während in meinem Schädel tausende Alarmglocken schrillten. Dennoch beruhigte mich seine gefasste Art ein wenig, da ich mir sicher sein konnte, dass er einen Plan hatte.

»Was heißt hier etwas?! Innerhalb von zwei Tagen werde ich sie nicht auf das vorbereiten können, was sie erwarten wird!«, gab Dean zu bedenken und verschleierte dabei nicht, dass er bereits schon die Hoffnung daran aufgeben hatte, dass wir es schaffen könnten.

»Er hat doch recht! Du wirst es niemals meistern! Du bist eine Versagerin!«, heuchelte eine gehässige Stimme in mir und erstickte damit selbst den letzten Funken Hoffnung, den ich mir noch bewahrt hatte.
Aber irgendein kleiner Teil in mir, der unerwartet an die Oberfläche trat, wollte all diesen negativen Aussichten nicht klein beigeben, sondern dafür kämpfen, dass meine Freunde - meine Familie heil aus dieser Bank kamen.

Ich habe es ihnen versprochen!

»Dann müssen wir es wenigstens probieren!«, meinte ich.

Unerwartet erfassten mich seine eisblauen Iriden mit voller Intensität.

»Versuchen? Du denkst, dass du es schaffen kannst?!«, spottete er und stieß ein unterkühltes Lachen aus.

»Wieso bist du dir so sicher, dass ich scheitern werde? Ich werde das schaffen!«, beharrte ich und verschränkte meine Arme vor meiner Brust um zu verhindern, dass ich erschauderte, da sein Blick erneut vor Hohn nur so triefte.
Ich spürte Marseilles Blick auf mir ruhen, vermied es allerdings in anzusehen - diesen Fehler würde ich nicht nochmal machen!

»Weil ich Thomas kenne! Ich habe mit ihm studiert!«, widersprach er mir und warf dabei einen bedeutungsvollen Blick in Richtung des anderen Mannes.

Irritiert drehte ich nun doch zu ihm um. Was meint er damit? Als dieser zu Verstehen schien was der Serbe meinte, verspannte er sich merklich und sein Gesicht wurde - wenn es noch möglich war - noch bleicher.

Wütend stemmte ich die Hände in die Hüften und blitzte die beiden mit der brodelnden Emotion an.
»Was meint er damit?«, wollte ich wissen.

Aber niemand sagte auch nur eine Silbe.

Ich schnaubte zornig. »Vielen Dank, dass ich auch in die Staatsgeheimnisse eingeweiht werde!«
Beinahe enttäuscht schaute ich die beiden an. »Wir sind doch ein Team!«, schob ich hinterher und hätte am liebsten angefangen zu weinen. Stattdessen sah ich einem nach dem anderen fordernd tief in die Seelenfenster – so viel hatte ich aus der Psychologie mitgenommen -, um sie zu verunsichern.

Jedoch schien jenes bei mir nicht einen allzu großen Einfluss zu haben.

»Nagut, dann schweigt einfach weiter und lasst mich im Dunkeln tappen!«, zischte ich und wand mich von ihnen ab, um zu gehen.

»Phoenix...«

Mein Herz machte einen kleinen Sprung. Langsam blickte ich über die Schulter zu Marseille herüber und zog fragend eine Braue in die Höhe.

»...damals ist etwas Schreckliches vorgefallen...«, begann er und stockte, derweilen er auf mich zu geschritten kam.

Ich drehte mich nun ganz zu ihm um und beäugte ihn interessiert. Aus der Intention, dass mich seine Nähe wieder verunsichern könnte, wich jedoch unauffällig ein Stück zurück. »Was genau ist damals passiert?«, bohrte ich ungeduldig nach und gab mir Mühe den Augenkontakt aufrecht zu erhalten.

»Um ehrlich zu sein, war er der Grund, weswegen ich das Studium abgebrochen habe und bei der Polizei bekannt geworden bin.«, lenkte der Dunkelhaarige ein, was mich beinahe erschaudern ließ.

Was ist damals geschehen?!

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Hola.

Ich hoffe du hast/hattest ein erholsames Wochenende.

Das Kapitel ist leider etwas kurz geraten, dafür werden die anderen aber wieder etwas länger, versprochen!

Was hältst du von dem neuen Inspektor? Was könnte er wohl getan haben? Und was hat Dean damit zu tun?

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Goldenes Blut | LCDPWo Geschichten leben. Entdecke jetzt