Blumenwiese

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Ich schlender durch die Gegend mit leeren Blick und einem kalten Gefühl im Herzen. Meine Hände sind tief in den Taschen meiner schwarzen Jeans vergraben. Beim laufen kicke ich die Kieselsteine umher und hinterlasse klimpernde Geräusche. Als mich die Kieselsteine nur noch ankotzen biege ich in den Wald ab. Hier ist es schon besser. Der Boden fühlt sich sehr weich an und beschließe meine Schuhe ausziehen. Der kühle Boden dringt von meinen Füßen hoch bis in den Körper. Schon etwas entspannter als zuvor, streiche ich mir meine blonden Haare aus dem Gesicht und wieder unter die Kapuze meines Hoodies. Ebenfalls so schwarz wie meine Hose. Ich weiß es ist Sommer aber ich passe meine Klamotten eben an meine Gefühle an und außerdem verstecken sie alles, was nicht entdeckt werden soll. Zum Glück ist man im Wald von der Sonne geschützt und so ist es erträglich. Seufzend gehe ich in die Hocke. Meine blauen Augen scannen den Boden und wie von selbst Strecke ich meine Hände aus, um das Moos zu berühren. So als hätte mir die Natur meine Kraft zurück gegeben erhebe ich mich wieder und laufe ziellos durch den Wald. Immer weiter durch die Bäume. Die Äste ziehen an meinen Klamotten, als würden sie nach mir greifen und halten wollen. Nach ein paar Minuten oder Stunden, ich weiß es ehrlich nicht, scheint Sonne durch die Bäume und gibt den Blick auf eine Blumenwiese frei. Ich komme mir so vor, als würde ich hier nicht hergehören. In dieses bunt. Früher vielleicht Mal, aber nicht mehr heute.
Ich wollte mich gerade von diesem schönen Anblick anwenden, da höre ich es. Ein Summen. Eine weiche, helle Stimme.

Ich stehe wie erfroren da. Dabei haben wir bestimmt so 30 Grad. Auf der Wiese sitzt ein Mädchen. Umgeben von Blumen und Schmetterlinge wie auch Bienen. Sie trägt ein weißes Kleid und ihre Haare. Verdammt. Wunderschöne rote lange Locken. Ihr Kopf ist leicht nach hinten geneigt, sodass ihre Nase und ihr Gesicht zur Sonne geneigt sind. Ihre Augen sind geschlossen. Wäre ich näher dran würde ich bestimmt Sommersprossen auf ihren Gesicht sehen. Wieder dieses Summen. Eine leise Melodie. Während ich hier stehe bekomme ich so ein merkwürdiges Gefühl in der Brust. Es wird warm? Es fühlt sich nach Frieden an, aber ob das Sinn ergibt weiß ich nicht. Als wäre mein Körper ferngesteuert gehe ich einen weiteren Schritt auf sie zu. Beobachte wie sie jetzt mit ihren zarten Händen über die Blumen streicht. Ganz zärtlich. Ihre Lippen bewegen sich, so als würde sie den Blumen schöne Worte zu flüstern. Sie sieht so friedlich aus und auf einmal komme ich mir so dumm vor. Ich sollte nicht hier sein. Sollte nicht ein fremdes Mädchen stören. Sollte dieses Wesen nicht beschmutzen mit meiner dunklen Ausstrahlung. Ich drehe mich um und presse meine Zähne fest aufeinander. Ein Blick brennt sich in meinen Rücken. Du bildest dir das ein. Sie ist so vertieft, sie hat dich nicht bemerkt. Versuche ich mir einzureden. Trotzdem werfe ich einen Blick zurück und erstarre. Von Wegen. Sie hat mich bemerkt und sieht mir direkt in meine Augen. Sie legt dem Kopf schief und ihre roten Haare fließen ihr über die Schulter. Wow... "Hi" vernehme ich ihre Stimme. Ich öffne meinen Mund und schließe ihn wieder. Mein Mund ist staubtrocken. "Ähm Hey?" Erwidere ich nach langem Zögern. Sie lächelt mich an und reicht mir ihre kleine zarte Hand. Ziemlich verwirrt schaue ich sie an. Sie lacht. "Traust du dich nicht meine Hände zu nehmen? Dabei siehst du wie ein Badgril aus. Oh also das sollte nicht heißen das du eins bist. Vielleicht magst du dieses Style auch einfach. Entschuldige eigentlich denke ich nicht so klischeehaft...", Plappert sie los und streicht sie eine rote Strähne hinters ohr. Schon süß. Mein Mundwinkel zuckt und ohne drüber nachzudenken nehme ich ihre Hand in meine. Sieht ziemlich cool aus. Ihre helle Haut und meine dunkle übersäht mit Tattoos. Ich blicke hinauf in ihr Gesicht. Sag ich ja. Sommersprossen. Es kitzelt in meinen Fingern drüber zu streichen. Fuck. Was denke ich das. Ich mache eine Faust und entspanne meine Finger dann wieder. "Setzt dich. Die Wiese ist voller Energie. Siehst so aus als könntest du welche gebrauchen." Sagt sie leise und streicht über ihr Kleid. Ich setze mich neben sie und stütze einen Arm an meinen angewinkelten Bein ab. Ich ziehe die Kapuze etwas tiefer in Gesicht. Puste mein schräges Pony aus dem Gesicht. Unruhig kaue ich an meinem Piercing, an der Unterlippe. "Ich finde es schade, dass manche Menschen Blumen ausreißen. Ich meine sie sind so schön und strahlen so viel leben aus und dann sterben sie. Findest du das auch doof?" Mit schräg gelegten Kopf sieht sie mich an. Wie sie da so sitzt sie sie aus- "bist du ein Engel?" Haue ich raus bevor ich drüber nachdenken konnte. Ohman wie peinlich. Sie lächelt mich an und fängt dann an zu lachen. Ihr Lachen berührt meine Seele wie Sonnenstrahlen. "Nein, ich bin ein Mädchen. Ein ganz normaler Mensch wie du." "Sicher nicht." Bringe ich murrend raus. Und bereue es sofort. Sie hat meine schlechte Laune nicht verdient. "Ist okay. Du musst nicht gehen. Vielleicht solltest du dich hinlegen. Die Augen schließen und einfach Sein, das kann gut tun. ". Lächelt sie und legt sich auf den Boden. "Na los. Probier es wenigstens aus." Wie sie es auch immer schafft, ich lege mich neben sie und schließe dann die Augen. Die Welt wird still. Da ist das flattern der Schmetterlinge, das surren der Bienen und bestimmt auch das grabbeln der Insekten. Es raschelt leise im sanften Wind. Es als zuvor lasse ich meine Luft entweichen. Eine Berührung an meiner Hand lässt mich aufschrecken. Ich öffne meinen Augen und gucke auf meine hand. Ihre Finger fahren über meine Tattoos und dann über die silbernen Ringe. In ihrem Gesicht ein weiches lächeln. Ich glaube ihr ist gar nicht bewusst was sie da macht. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und gucke sie an. Meine blauen Augen treffen auf ihre grünen. So grün wie der Wald. Mir braunen Sprengeln. "Wie heißt du eigentlich?" Frage ich interessiert und ihre Berührung hält inne. Sie lächelt und kommt die näher. Sie beugt sich über mich und haucht in mein Ohr. "Was sind schon Namen." Das rothaarige Mädchen steht auf und lächelt. "Vielleicht sieht man sich wieder." Flüstert sie und tanzt lächelnd über die Wiese in den Wald. In schon ist sie verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Doch ich spüre immer noch ihre Fingerspitzen auf meiner Haut, ihre Wärme in meinen Herzen und ihren Geruch in meiner Nase, nachdem sie sich über mich gebeugt hat. Und als ich mich zurück fallen lasse und die Augen schließe, sehe ich sie.

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