•°Can you see me?°•

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June ist 12 Jahre alt. Jeremy ist 17. Ich sage das, weil ich selbst immer gerne weißt, wie alt manche Personen sind und man sich so gut in die Protagonisten hineinversetzen kann.

Viel Spaß beim lesen dieser Kurzgeschichte. :)

"Jeremy", rufe ich ganz laut. Wo steckt er nur wieder? "Jeremy" Meine Hände falte ich zum Trichter, durch den ich seinen Namen rufe. Heute ist Freitag. Mein Tag wo die Freiheit beginnt. Der Freitag ist mein Hoffnungstag, denn dann beginnt das Wochenende und ich kann endlich Jeremy wieder sehen. "June. Huhu. Ich bin hier." Ein riesiges lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich drehe mich im Kreis kann ihn aber nicht sehen. Bestimmt versteckt er sich hinter einem Baum oder Busch. Der Wald ist groß, aber hier an dieser Stelle treffen wir uns immer. "Oben.", lacht er und ich lege meinen Kopf in den Nacken. Und wirklich. Da sitzt er. Gemütlich auf einem dicken Ast an dem Baum gelehnt. Sein eines Bein baumelt in der Luft, das Andere hat er angewinkelt und sein Arm liegt drauf. Mich überrascht jedesmal wieder, wie schön er ist. Er sieht aus wie ein Elf oder eine Fee. "Wie bist du denn da hoch gekommen?" frage ich ihn und laufe auf ihn zu. "Na ich bin geflogen kleine Feenprinzessin." Ich muss kichern. Jeremy bringt Licht und Farbe in mein Leben. Er ist wirklich ein guter Freund. Mein Bester und Einziger. "Wie denn das? Hast du irgendein Flugzeug oder so?"
"Was? Nein. Ich bin geflogen mit meinen Flügeln." Mein Mund klappt auf und meine blauen Augen werden groß. Bei ihm fühlte es sich immer so magisch an. Wie als wäre ich in einer anderen Welt. "Du hast mir nie gesagt, das du Flügel hast. Darf ich sie sehen? Ich sage es auch keinem. Bitte!" Er grinst mich von da oben an. Dabei blitzen seine weißen, schönen Zähne auf. Seine schwarzen Haare fallen ihm ins Gesicht und er streicht sie mit der Hand weg. "Okay, aber nicht erschrecken." Gespannt blicke ich ihn an. Wehe er macht nur Spaß. Er steht auf und springt vom Baum. Ich schreie auf, lege eine Hand auf meinen Mund und die Andere an mein Herz. Er fällt und auf einmal schießen große, dunkelblaue Flügel aus seinem Rücken und er fliegt immer höher. Wow... Passiert das alles gerade wirklich? Er landet vor mir auf dem Boden und ein Duft von Wind, Erde, Wald und einfach ihm fliegen mir entgegen. Mit den Wind fliegen mir meine blonden welligen Haare ins Gesicht und kitzeln es. Ich schiebe sie mir wieder hinter die Ohren und starre Jeremy an. Respektvoll gehe ich noch näher zu ihm und hebe eine Hand. "Darf ich sie berühren?" frage ich vorsichtig, weil ich nicht möchte das sie kaputt gehen. Sie sehen so zerbrechlich aus. Er nickt und seine tiefblauen Augen lächeln mich an. Meine Hand fährt über die fledermausähnlichen Flügel. Sie sind warm und weich, wie das teure Leder von den Taschen, die meine Mutter immer kauft. "Wollen wir fliegen?", Fragt er und meine Augen weiten sich. Ich nicke überrascht, obwohl sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch ausbreitet. "Komm her." Ich bin so klein, dass er leicht in die hocke geht und mich hoch hebt. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und schaue hoch in sein schönes Gesicht. Er hat schon richtig kantige und scharfe Gesichtszüge, die ihn aber trotzdem lieb aussehen lassen. Die Jungs in meiner Klasse oder Schule sehen nicht so aus. Die sind aber alle auch noch Kinder. Man muss ja erstmal so groß werden wie Jeremy. Mit zwölf ist man halt noch nicht erwachsen, zumindest äußerlich. Innerlich kann das schon mal sein. "Halt dich fest, wir fliegen jetzt." Seine warme Stimme streift mein Herz. Ich weiß nur nicht was das bedeutet. Wie kann eine Stimme ein Herz berühren? Sie ist doch unsichtbar. Vielleicht bin ich einfach noch zu jung für diese Gedanken, also sperre ich sie wieder weg. Wir gleiten in die Luft und erst habe ich ein bisschen Angst, aber Jeremy würde mich nie fallen lassen. Er ist schon immer da und mein Begleiter. Mein bester Freund. "Wie ist die Schule?" fragt er und ich gucke zu ihm hoch. "Doof, seid dem du nicht mehr mit darfst. Die anderen gucken mich immer noch so komisch an und sagen, dass ich eine verrückte bin..." "Du weißt, dass ich zu alt für die Schule bin. Hör nicht auf die anderen, sie verstehen nicht, weil sie nicht sehen." Das klingt aber kompliziert. "Was meinst du damit?" "June, die anderen können mich nicht sehen. Nicht so, wie du mich siehst. " "Das verstehe ich nicht. du bis doch da. Nur weil du nicht mehr mit mir zur Schule gehst, heißt es nicht, das du nicht exestierst. Wenn wir im Park sind, gucken die alle auch immer so komisch. Liegt das daran, weil du etwas älter bist?" Ein trauriges lächeln legt sich auf sein Gesicht und ich will es sofort wegwischen. Er soll glücklich sein. Ich mag es nicht, wenn er traurig ist. "Zu mir nach Hause darfst du auch nicht. Mama sagt, sie findet es nicht witzig, dass ich mit der Luft rede und so... das ist echt gemein. Sie hat dich immer ignoriert, dabei bist du die liebste Person der Welt." Ich lasse meinen Blick schweifen. Die Welt hier oben ist so still. So ruhig. So klein. Ich könnte ewig so fliegen. Die Welt wird immer kleiner, der Wind streichelt mich und Jeremy wärmt mich. "June, deine Mutter meint das nicht böse. Die Leute im Park auch nicht. Sie sehen mich nicht... nicht so wie du." Dann ist das halt so. Mir ist das egal. Sollen die mich komisch angucken. Das ist mein Leben. Unsere Leben.

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