Für den Augenblick

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»Wenn ich in deine Augen blicke, sehe ich -«

Ich halte mitten im Satz inne, betrachte ihr Gesicht und hebe meine Hand. Meine Fingerspitzen zucken. Sehnen sich danach, sie zu berühren. Zart über ihre Wange zu streichen.

»Dann siehst du was?«, haucht ihre Stimme und ich senke den Blick, nur um dann wieder in ihre zu schauen.

»Ich sehe dieses funkeln. Das Leuchten und Leben. Es scheint, als würde ich- in deine Seele blicken können. All diese Liebe sehen und dann - wenn ich weiter schaue - sehe ich diese Schmerz. Der so tief sitzt und doch nicht für jeden sichtbar scheint. Und irgendwie sehe ich auch mich...«

Beim sprechen habe ich mich in ihrem Augen verloren, dem leuchtenden Orange, das nun verdunkelt ist. Als würden meine Worte einen Sturm in ihr auslösen. Ein Feuer das um sich schlägt. Ich spüre ihre Wärme an meiner Hand, als sie sich anschmiegt und zu mir aufschaut. In meiner Brust spüre ich ein leichtes ziehen. Einen dumpfen Schmerz, als ich ihre Träne sehe, die über ihre Wange  hinab rinnt und von meiner Hand aufgefangen wird. Noch nie hat etwas so weh getan, wie sie weinen zu sehen.

»Ich weiß nicht was ich sagen soll...«, murmelt sie und schließt ihre Augen. Ich lehne meine Stirn gegen ihre und atme tief ein.

»Manchmal muss man auch gar nichts sagen. Das ist okay.«

»Okay.«

Ich nehme meine Hand von ihrer Wange und sie macht einen Schritt zurück, doch ich folge ihr und lege meine Arme um sie. Umschließe ihren zarten Körper und drücke sie an mich. Umarme sie und Versuche ihr all die Wärme und Liebe zu geben, die sie verdient hat. Ein leises seufzen und dann ihre Arme, die sich stärker um meinen Oberkörper legen. Mich an sie drückt und ihr das Gefühl von Sicherheit gibt. Wohlwissend, das auch ich Teil des Schmerzes war, der in ihr lebt.

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