Seelenkäfig

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"Spürst du es? Wie er in dir wächst? Der Zorn. Die Wut."
"Siehst du den schwarz, roten Nebel der dich umhüllt?"

Seine Stimme ist unheimlich ruhig. Als ich nicht antworte wird er aber lauter.

"Antworte." schreit er. "Du musst dir keine Antwort überlegen, du weißt es. Sag es."

"Ja" knurre ich. "Ich fühle es. Ich spüre es." Wütend presse ich meine Zähne aufeinander, so das es schon schmerzt. Das er mich anschreit passt mir gar nicht. Am liebsten würde ich meine Krallen ausfahren und auf ihn losgehen. Einen Sturm erschaffen, der ihn von den Füßen reißt. "Rede nicht so mit mir." füge ich noch hinzu.

Ein böses lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Wenn er nur nicht so gut aussehen würde, mit seinen schwarzen Haaren und diesen dunklen Augen in denen ein Feuer brennt. Diesem leichten Bart und seinen strahlenden Zähnen, die etwas spitz sind. Alles an ihm ist perfekt, dabei gibt es kein perfekt. Sein Grinsen wird breiter, als er bemerkt das ich ihn mustere. Ich will ihn nicht anziehend finden, doch war er das schon immer mit seiner dunklen, gefährlichen Aura. Du solltest rennen. Nicht dich auf ihn stürzen wollen. Er ist böse.

"Und was machst du jetzt? Huh? Lässt du es zu? Den Zorn" fragt Lucien weiter. Es brodelt in mir. Mein Blut kocht. Er soll aufhören meinen Zorn zu füttern. Wenn er nur verschwinden würde.

"Nein das wäre falsch..."
"Hör auf mich zu nerven ich will das nicht"

"Oh sie haben dir diese Gedanken in dein Gehirn gepflanzt. Warum sollte es falsch sein Kleine? Hör auf deine Gefühle und Emotionen zu unterdrücken. Das macht dich krank!"

"Nein du bist krank. Eben weil du sie zulässt. Sieh dich an" fauche ich ihn an. Das lächeln das sich schon wieder auf seinem Gesicht ausbreitet, würde ich am liebsten aus seinem Gesicht kratzen.

"Oh Süße, ich weiß das ich umwerfend bin und ihr es liebt. Ihr Mädchen spürt die Gefahr und denkt ihr könntet mich retten oder heilen, aber ich bin nicht kaputt."

Verächtlich schnaube ich auf. Natürlich ist er das.

"Liebe, Hoffnung und Träume sind alles Trugbilder. Sie zerstören uns und sind weit aus schlimmer als alles andere. Hass und Zorn das ist echt. Sie können uns stark und unbesiegbar machen."

"Und was bringen sie mir? Nichts außer Zerstörung. Sie zerfressen einen."

"Und das tun die anderen nicht?"
"Stell dir vor was du alles erreichen kannst wenn du endlich aufhörst zu unterdrücken. Du könntest frei sein und es denen heimzahlen die dir das angetan haben. Die dich und deine Fähigkeiten unterdrückt haben. Ohja sie dachten sie würden dir helfen doch sie sperrten deine Seele in einen Käfig. Befreie dich. Los Storm befreie dich."

Seine Stimme wird wieder lauter und entfacht die Wut in mir. Ich fahre mir durch die Haare, streiche mir mit meinen Händen übers Gesicht. Nein. Nein das ist falsch.

"Hör auf! Du lügst, dir kann es nicht gutgehen. Sie dich an. Du bist krank. Zerfressen vom Hass."

"Du naives kleines Ding. Es zuzulassen hat mich befreit. Das unterdrücken zerfrisst. Ich bin freier den je. Komm zu mir. Schließ dich mir an. Ich bin nicht der böse, ich habe dich nicht kontrolliert und dir diesen Mist eingeredet. Oder dich und deine Fähigkeiten unterdrückt. Du bist anders und das fürchten sie. Wie immer."

Er kommt näher zu mir und streckt mir seine Hand hin. Meine zitternden Hände öffne ich um sie wieder zu Fäusten zu schließen. Mein Herz beschleunigt sich. Kann ich wirklich frei sein? Und wenn ich es zu lasse, muss ich die anderen Gefühle wie Liebe und so loslassen? Langsam und zögernd hebe ich meine Hand und nähere mich seiner. Nur noch ein wenig dann liegt sie in seiner. Als meine kühle Hand seine berührt, die wärme ausstrahlt schnappe ich nach Luft.

TräumerherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt