• N I C K •
Als ich zum wiederholten Male auf mein Handy starre, schnappt sich Miley es. Ich möchte gerade protestieren, doch sie hebt die Hand.
"Schätzchen, wenn sich Sam jetzt noch nicht gemeldet hat, dann wird er es heute Abend gar nicht mehr", meint sie und wirft das Smartphone neben sich auf die Bettdecke.
"Aber-"
"Lass ihn doch erstmal in Ruhe. Meine Güte, ihr beide seid solche Dramaqueens." Miley greift nach ihrem Glas Ginger Ale und nippt daran. "Warum müsst ihr eigentlich ständig streiten? Könnt ihr denn nicht einfach euer Glück genießen?"
"Er hat doch-"
"Nein, Nick. Nicht Sam. Ihr beide!", unterbricht sie mich wieder. "Ich verstehe nicht, wieso ihr beide solche Sturköpfe sein müsst."
Trotzig presse ich die Lippen aufeinander.
Sam ist mir gestern den ganzen Tag aus dem Weg gegangen und hat auf keine meiner Versuche, ihn zu erreichen, reagiert. Ganz offensichtlich möchte er seinen Fehler nicht einsehen, genauso werde ich aber nicht nachgeben, solange er nicht bereit ist, mit mir zu reden.
"Kannst du nicht einfach zu ihm fahren und den ersten Schri ...", schlägt meine beste Freundin vor, doch ich schüttle den Kopf.
"Warum soll ich ihm denn wieder hinterher rennen?"
Sie verdreht die Augen. "Liebst du Sam?"
"Was soll diese Frage denn jetzt?"
"Liebst du ihn oder nicht?", ignoriert sie meinen Einwurf.
"Natürlich liebe ich ihn. Aber wir drehen uns zurzeit immer wieder im Kreis! Es geht immer wieder um Trevor-"
"Genau, es geht immer um Trevor", stimmt sie zu und legt den Kopf schief. "Süßer, er spielt eine zu große Rolle in eurer Beziehung. Das kann doch nicht sein ... Auch wenn du ihn nur als einen Freund siehst, kann man eure gemeinsame Vergangenheit nun mal nicht abstreiten", versucht sie mir zu verinnerlichen.
Seufzend richte ich mich vom Bett auf und beginne, durch das Zimmer zu laufen.
"Aber ich empfinde doch gar nichts mehr für Trevor. Und er ... Er ist doch gestern nur zu mir gekommen, weil er mir etwas zu erzählen hatte. Sein Freund wollte nach wochenlanger Ruhe mit ihm sprechen. Und allem Anschein nach werden sich die beiden versöhnen." Ich wende mich Miley wieder zu. "Das wollte ich Sam erzählen, aber er will ja nicht mit mir sprechen."
"Weil ihr ständig von ihm sprecht. Nick, du weißt, dass ich dir niemals irgendwas in dieser Richtung zutrauen würde, aber Sam hat ja nun mal ganz offensichtlich die Befürchtung, dass du ihn betrügen könntest ..."
"Ich bin eigentlich davon ausgegangen, ihm gezeigt zu haben, dass ich nur ihn will. Und dass es keinen anderen für mich gibt. Ich ... Ich komme einfach nicht mit seiner Eifersucht klar. Jedes Mal, wenn ich denke, dass wir einen Schritt vorwärts machen, geschieht auf einmal etwas, dass wir wieder drei Schritte zurückgehen", murmle ich und fühle mich mit einem Mal erschöpft.
Warum können wir uns nicht einfach vertragen? Ich versuche ja, Samuel zu verstehen. Aber ich habe das Gefühl, dass er mir selbst etwas verheimlicht. Bisher weiß ich nicht, warum er sich so verhält. Warum er sich so sehr an die Angst klammert, dass ich ihn verlassen würde.
"Nick, weinst du etwa?"
Verwundert führe ich die Hand an mein Gesicht und tatsächlich treffen heiße Tränen auf meine Fingerkuppen. Ich habe nicht einmal bemerkt, dass ich weine.
Miley steht nun auch vom Bett auf und umarmt mich. Und damit brechen bei mir alle Dämme. Leise schluchzend lege ich meine Arme um ihren zierlichen Körper.
Einfühlsam streicht sie über meinen Rücken, spricht sanft auf mich ein. "Vielleicht würde es tatsächlich helfen, wenn ihr euch ein paar Tage nicht seht und über alles nachdenkt. Und, Schatz, du solltest auch wirklich an deine Beziehung denken, oder? Ich glaube nämlich nicht, dass du willst, dass es zwischen euch endet."
Kopfschüttelnd schmiege ich mich enger an sie und vergrabe mein Gesicht an ihre Schulter. "Danke, dass du für mich da bist."
"Kein Problem. Dafür sind beste Freunde doch da", entgegnet sie. "Und wenn es dir so schlecht geht, leide ich mit. Und du weißt, wie schrecklich es wird, wenn ich schlecht gelaunt bin", scherzt sie weiter, woraufhin ich tatsächlich lächeln muss.
"Stimmt, da sollte man sich ganz schnell vor dir in Acht nehmen."
Sie gibt mir spielerisch einen Klaps auf dem Arm. "Aber jetzt mal im Ernst. Es ist doch nun mal so bei uns beiden ... Du lachst, ich lache. Du weinst, ich weine. Du springst von der Brücke, ich kletter ins Boot und rette deinen blöden Hintern!"
"Mein Hintern ist nicht blöd ..."
"Mhm, der von Gil ist mir lieber."
"Das will ich auch hoffen, junge Dame", gebe ich lachend von mir. "Dieser Hintern ist nämlich sowieso an jemand anderes vergeben."
Miley nimmt mich zwinkernd an die Hand und führt mich zurück auf ihr Bett, wo wir es uns wieder bequem machen. "Na das hört sich doch gut an."
Als wir so nebeneinander sitzen, sie versunken an ihrem Laptop, auf der Suche nach ein Film, den wir uns anschauen können, juckt es mich auf einmal in den Fingern. Bevor Miley es verhindern kann, greife ich nach meinem Smartphone.
"Nick, du-"
"Ich möchte ihn nur noch einmal anrufen", sage ich, während ich schon Sams Nummer wähle.
Meine Freundin schüttelt den Kopf, lässt mich aber.
Es klingelt einige Male, dann ertönt eine mir nicht fremde Stimme. Es ist allerdings nicht mein fester Freund, sondern Adrian.
"Hey, Nick."
"Adrian, ähm ... Kann ich zufällig mit Sam sprechen?"
"Sorry, aber er ... Er möchte gerade nicht mit dir reden." Es bricht mir das Herz, das zu hören. "Sam möchte erstmal für einige Tage alleine sein, verstehst du?"
Unwiderruflich füllen sich meine Augen wieder mit Tränen. "O-okay ... Dann, ähm ... Kannst du ihm bitte ausrichten, dass er sich jederzeit bei mir melden kann?"
"Mach ich, Kumpel. Wir sehen uns dann morgen in der Schule." Damit legt er auf.
Und für mich bricht eine Welt zusammen.
"Was ist denn jetzt los?", fragt Miley überrascht. Nicht in der Lage, etwas zu sagen, schüttle ich nur den Kopf. "Komm schon, rede mit mir."
"Ich habe es versaut, das ist los ..."
"Was meinst du?"
Wütend über mich selbst werfe ich mein Handy weg. Es knallt gegen den Kleiderschrank.
"Nick!"
"Sam wird sich von mir trennen, ganz sicher! Verdammte Scheiße!", schreie ich aus und raufe mir die Haare. "Und das nur, weil ich mich von meinem Stolz habe steuern lassen!"
"Hörst du jetzt mal auf damit? Ihr habt beide Dinge gesagt, die nicht in Ordnung gewesen sind, verstehst du?", versucht sie auf mich einzureden. "Und er wird sich schon beruhigen. Genauso wie du, oder nicht?"
Ich nicke traurig.
"Du brauchst jetzt erstmal Ablenkung. Also bitte", sie schiebt ihren Laptop von ihrem auf meinen Schoß, "Such einen Film aus. Nein, am besten gleich mehrere, die wir nacheinander schauen. Wir schwänzen morgen einfach beide die Schule."
"Damit du die dämliche Mathearbeit nicht schreiben musst?"
"Nein ... Ich bin einfach nur eine tolle beste Freundin", entgegnet sie mit gedähnter Stimme. Dann steht sie nochmals auf. "Und deshalb werde ich jetzt nach unten gehen und eine XXL-Packung Eiscreme für uns beide holen."
"Das ... klingt gut."
Werden die wenigen Tage Pause tatsächlich helfen, dass sich die beiden beruhigen?
Nick hat den Verdacht, dass Sam ihm etwas verheimlicht. Könnte er damit Recht haben?
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Angel Eyes [boyxboy] | ✔
Romance"Solange du nicht bei mir bist, bist du definitiv nicht da, wo du hingehörst." Nick Prescott hält überhaupt nichts von Samuel Field. Ein Typ, von dem man sich besser fernhält. Er ist unverschämt, wortkarg und hat eine dunkle Vergangenheit. Leider is...