Angel Eyes [boyxboy] | ✔

Kapitel 10

• S A M •

Ich bin gerade dabei, die Spülmaschine auszuräumen, als Patrick in die Küche kommt. Er zwinkert mir zu und macht sich dann am Kühlschrank zu schaffen.

"Wo ist Mum?", höre ich ihn fragen, während sich sein Kopf im Inneren des Kühlschranks befindet.

"Sie telefoniert. Irgendwas wegen der Arbeit", entgegne ich und mache mich daran, das Geschirr in die Schränke einzuräumen. Dabei spüre ich, wie mein großer Bruder mich beobachtet.

"Gibt es etwas Neues?"

"Nicht wirklich. Es gibt wohl Probleme wegen eines Kunden oder so, sie ist zumindest ziemlich gereizt deswegen."

Unsere Mutter ist vielbeschäftigt wegen ihrer Arbeit, seit sie vor drei Jahren zur Filialleiterin in ihrer Bank befördert wurde. Uns fehlt es finanziell an nichts, allerdings wäre es schön, sie öfter zu Gesicht zu bekommen. Nicht, dass sie eine schlechte Mutter wäre. Wenn wir sie brauchen, ist sie zur Stelle. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir zuletzt zusammen ohne irgendwelche Störungen gegessen haben.

"Interessant. Das meinte ich aber gar nicht. Du scheinst irgendwie ein wenig neben der Spur zu sein, Sammy", bemerkt der Dunkelhaarige, während er einen Jogurt öffnet und sich einen Löffel aus einer Schublade nimmt.

Ich lehne mich gegen die Arbeitsfläche und schaue ihn an. "Sag mal, wirke ich auf irgendeine Weise falsch?", kommt es über meine Lippen, bevor ich es verhindern kann. Dementsprechend fällt seine Reaktion aus.

"Was meinst du?"

"Hast du das Gefühl, ich könnte anderen gegenüber etwas vorspielen?"

Patrick scheint jetzt noch verwirrter und deutet auf den Küchentisch, dass wir uns hinsetzen sollten. Ich gehe seiner stummen Aufforderung nach und setze mich ihm gegenüber.

"Okay. Wie kommst du darauf, dass du irgendwie falsch auf Leute wirken könntest?", fragt er und mustert mich eindringlich.

Ich zucke mit den Achseln. "Theas Cousin hat mir das an den Kopf geworfen, dass ich meine Freundlichkeit nur vorspiele. Er hat allgemein irgendwas gegen mich und muss es mir auch jederzeit auf die Nase binden."

Mich regt es selbst auf, dass ich mir doch tatsächlich seine Worte zu Herzen nehme und darüber nachdenke. Mir sollte es eigentlich egal sein, was Nick von mir hält. Aber mich stört es.

Der Ältere lässt meine Worte auf sich wirken und überlegt kurz, bevor er nach einigen Sekunden der Stille erwidert: "Irgendwoher muss seine Abneigung dir gegenüber herkommen. Hattet ihr mal Stress oder so?"

Kopfschüttelnd zupfe ich an einem Hautfetzen an meinem Finger herum. "Nicht direkt. Wir sind ein paar Male aneinandergeraten, weil wir Jungs seine Schwester manchmal ein bisschen geärgert haben. Aber es war nie so schlimm. Und Paige ist sogar echt cool drauf. Nur Nick hat echte Probleme", brumme ich und denke über den Vorfall im Geschäft gestern nach.

Er hat Thea die Hölle heiß gemacht wegen des Bilderrahmens, wollte dann aber nicht mein Geld annehmen, um ihn zu ersetzen. Nein, er hat regelrecht so getan, als wäre es schmutziges Geld, nur weil es von mir kommt.

Es war aber immerhin auch ein Teil meine Schuld, dass er zu Bruch gegangen ist. Dass er also nur Thea deshalb fertig macht, ist unfair.

Aber ihm schien es nicht wirklich um den blöden Rahmen gehen. Eher um das Foto. Es war eines seiner Eltern.

Paige hat angedeutet, dass Nick wegen ihnen empfindlich wäre, ist dann aber nicht weiter darauf eingegangen, als er weg war.

Mich interessiert es eigentlich auch nicht wirklich und es geht mich auch nichts an.