Kapitel 53

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• N I C K •

Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, als Samuel aufhört zu erzählen und an die Decke starrt.

Irgendwann hat er sich umgelegt und seinen Kopf auf meinen Schoß abgelegt. Meine Finger fahren durch seine Haare, streichen teilweise seine Gesichtszüge nach, während ich ihm einfach nur zugehört habe.

Er hat mir in der letzten Stunde so einiges anvertraut. Alles über seinen Vater, dass er ihn zum ersten Mal getroffen und dann auch konfrontiert hat. Was mich allerdings überrascht, ist, dass er sich so stark hinter Trevor gestellt hat. Und dass er ihm geholfen hat, sodass er nicht weggeschickt wird.

"Süßer."

"Mhm?"

"Ich bin wahnsinnig stolz auf dich, dass du über deinen Schatten gesprungen bist", sage ich und beuge mich über ihn, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. "Ich kann mir vorstellen, wie schwer es dir gefallen sein muss."

"Es hat ... gut getan, ihm all diese Worte an den Kopf zu werfen", meint er, während seine Finger sich mit meinen verschränkt. "Aber, ganz ehrlich, noch besser hat es sich angefühlt, hinter Trevor zu stehen. Ich hatte auf einmal ... Brudergefühle ihm gegenüber gehabt. Und als ich ihn im Arm gehalten hatte, bin ich einfach erleichtert gewesen, dass er noch nicht weggeschickt wurde."

Ihn solche Worte sagen zu hören, finde ich so eigenartig, immerhin ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Streitereien gekommen, weil Sam mit seiner Eifersucht nicht klar gekommen ist.

"Und was denkst du, wie es jetzt weitergehen wird?", frage ich und werfe zum ersten Mal einen Blick auf die Uhr. Es ist schon viel zu spät, dass wir es auch nicht mehr rechtzeitig zur zweiten Unterrichtsstunde schaffen würden. Aber ich bin viel lieber mit ihm hier zusammen, als in der Schule, wo ich ihm nicht so nahe sein kann.

Sam zuckt die Achseln. "Keine Ahnung. Ich werde einiges in der Therapie aufarbeiten. Auch die Tatsache, dass ich einen weiteren Bruder habe. Aber ... ich habe ein gutes Gefühl dabei und nach langer Zeit fühlt es sich so an, als würde ich etwas richtig machen." Er hebt den Kopf und schaut mich direkt an. "So erging es mir das letzte Mal, als ich dich damals in meinem Garten geküsst habe."

Als die Erinnerungen hochkochen, muss ich schmunzeln. "Wobei du da auch einen ganz schönen Anschwung gebraucht hattest."

"Ich besinne mich recht gut, dass du ihn mir bereitwillig gegeben hast", entgegnet er grinsend. "Nicht, dass ich etwas dagegen hatte. Ich habe es gemocht, dass du die Initiative gezeigt hast."

"Ach ja?"

Er wackelt vielsagend mit den Augenbrauen.

Auf der Lippe kauend lasse ich meine Hand über seine Brust wandern, mache mir meinen Spaß daraus, ihn ein wenig zu reizen. Unter meinen Fingern spüre ich, wie er sich unter meiner Berührung anspannt. Je weiter meine Hand nach unten sinkt, desto aufgeregter werde ich.

"Was geht denn da in deinem Köpfchen vor?", fragt er amüsiert, ich merke es ihm aber an, dass er mindestens genauso unruhig ist.

"Darf ich das denn nicht?", erkundige ich mich und ziehe ihn absichtlich auf. "Ich dachte, du magst es, wenn ich die Initiative ergreife?"

"Und worauf möchtest du jetzt hinaus?", versucht er zu ermitteln, während auch er jetzt auf Tuchfühlung geht. Sam richtet sich auf und seine Augen wandern langsam über meine Statur.

"Vielleicht möchte ich unsere Versöhnung auf ein anderes Level bringen", gebe ich zurück und lasse meine Hand nun unter sein Shirt verschwinden.

Wir sind niemals diesen Schritt gegangen. Einmal sind wir uns nahe gekommen, als ich ihn vor einigen Wochen gesund gepflegt habe. Und ich bin ehrlich, es hat sich einiges angestaut, das nun endlich raus möchte.

Angel Eyes [boyxboy] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt