Kapitel 18

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• N I C K •

"Sam, ich verstehe nur Bahnhof."

"Das sagst du jetzt zum siebten Mal."

"Dann ändere doch mal etwas daran!", schnauze ich ihn an und werfe einen Stift nach ihm, den er mit Leichtigkeit fängt.

"Was denn? Soll ich Gehirne regnen lassen?", entgegnet er und fährt sich frustriert durch die Haare. "Das hier ist echt eine schwere Geburt mit dir."

"Vergiss nicht, du hast deine Hilfe angeboten", erinnere ich meinen Mitschüler und lehne mich auf meinem Stuhl zurück.

Wir sitzen seit verdammten drei Stunden an diesen Aufgaben und haben gerade mal ein Drittel geschafft. Meine Laune könnte nicht weniger im Keller sein, und ich glaube, ihm geht es genauso.

"Vielleicht soll es mein Schicksal sein. Ich bin einfach zu dämlich hierfür", brumme ich und greife nach der selbstgemachten Limonade, die uns Oma vorhin hochbrachte.

Während ich trinke, spüre ich seinen Blick auf mir. "Bist du fertig, dich selbst zu bemitleiden? Das ist nicht sonderlich attraktiv", sagt Sam und blättert in einem der Bücher herum, die er von Zuhause mitgebracht hat.

Das ist auch so eine Sache. Warum hat er die? Welcher normale Mensch besitzt für den privaten Gebrauch Bücher über Naturwissenschaften? Es gibt das Internet, verdammt.

Nun bin ich es, der den anderen von der Seite mustert. "Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich hatte nicht vor, dir heute Abend meine Liebe zu gestehen."

Wenn ich mich nicht täusche, zuckt er wegen meinen Worten zusammen. Es ist nur eine minimale Bewegung, aber sie ist mir aufgefallen.

Kurz ist es still. Ich warte gespannt auf seine Reaktion, doch er scheint nicht zu wissen, was er sagen soll.

Tja, der Punkt geht dann wohl an mich, Field.

"Wofür braucht man überhaupt so einen Scheiß wie Quantenmechanik?", lasse ich meinen Frust weiter raus, als die Zimmertür aufschwingt.

Meine Großmutter bedenkt mich mit einem tadelnden Blick, während sie mit einem Tablett zu uns kommt. "Nick, was habe ich bezüglich Fluchens in diesem Haus gesagt?"

"'Tschuldigung."

Sie bittet uns, auf dem Schreibtisch Platz zu machen, was wir sogleich tun. Der Duft ihrer leckeren Spaghetti Bolognese steigt mir in die Nase, dass mein Magen zu Knurren beginnt.

"Ihr wart vorhin nicht unten, als wir zu Abend gegessen haben. Da dachte ich mir, ich bringe euch etwas zur Stärkung hoch", meint sie, als ich ihr die Teller abnehme und auf den Tisch stelle.

"Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Mrs. Prescott", bedankt sich Sam.

"Samuel, du hast ja ganz rote Wangen", bemerkt Granny. Verwundert wende ich mich ihm nun auch zu und tatsächlich, jetzt scheint er noch röter zu werden. "Bist du etwa erkältet? Hast du Fieber?" Sie legt ihm ihre Hand auf die Stirn. "Also wirklich, Nick. Du kannst doch nicht von einem geschwächten Freund erwarten, dass er dir bei den Hausaufgaben hilft..."

"Moment mal, ich wusste doch nicht einmal, dass er..."

"Nein, schon gut. Ich...bin nicht krank. Sie müssen sich keine Gedanken deswegen machen, Mrs. Prescott", versichert er ihr und präsentiert ihr sein charmantes Lächeln.

Sie scheint nicht ganz überzeugt, lässt es aber dabei. Ihre Hand legt sich auf meine Schulter. "Würdest du morgen bitte meine Bestellung im Blumenladen abholen? Ich habe vorhin einen Anruf erhalten."

Lachend schüttle ich den Kopf. "War ich nicht erst dort, um deine Rosen abzuholen?"

"Mein Liebling, man kann nie genug haben", entgegnet sie zwinkernd und wünscht uns beiden einen guten Appetit, bevor sie rausgeht. Bevor die Tür ins Schloss fällt, schlüpft Mickey ins Zimmer und humpelt auf uns zu.

Angel Eyes [boyxboy] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt